rory_2
Sehr geehrte Frau Ubbens, mein Mann und ich sind im Moment mehr als ratlos und an unsere Grenzen gelangt. Es geht um unseren 3jährigen Sohn, der seit gut einem halben Jahr in einer extremen Trotzphase ist. Seit Weihnachten ist es extrem schlimm geworden, sodass die Situationen leider regelmäßig eskalieren. Am Anfang der Trotzphase (Begann vor ca. einem Jahr) hat er ab und zu mal einen Trotzanfall gehabt. Doch mittlerweile sind diese „Anfälle“ mehrmals täglich. Der Tag fängt mit Gebrüll an und hört damit auf. Und egal was wir machen, wir können es nicht verhindern. Unser Sohn rastet in folgenden Situationen aus: 1.) Wenn etwas nicht den exakt gleichen Ablauf hat, wie immer. Ein Beispiel: Er wacht morgens auf, kommt zu uns ans Bett und sagt, dass wir ihn anziehen sollen. Mein Mann oder ich gehen mit ihm in sein Zimmer und ziehen ihn für den Tag an. Einmal hat er seine Nachthose aber schon ausgezogen, als er zu uns ins Schlafzimmer kam. Das hat er dann bemerkt, als ich ihn anziehen sollte und dann ist er völlig ausgerastet und hat sich nicht mehr beruhigen lassen. Das Resultat: Er ist eine Stunde lang nackt und brüllend in seinem Zimmer herumgerannt und hat sein Spielzeug dabei zerstört. Solche Beispiele gibt es zuhauf. Das ist wirklich anstrengend, da wirklich keine Kleinigkeit anders ablaufen darf. Vor dem Abendbrot duschen? Geht gar nicht! Nur ein Buch vorm Schlafengehen angucken und nicht zwei? Drama! 2.) Er macht genau das Gegenteil von dem, worum man ihn bittet. Beispiel: Ich möchte seinen 5 Monate alten Bruder hinlegen und bitte ihn, leise zu sein. Ich sage ihm sogar, dass ich danach endlich Zeit zum Spielen mit ihm habe, wenn sein Bruder schläft. Was macht er. Er ist besonders laut, stellt sich neben das Bett, schreit, quiekt oder fährt mit einem lauten Spielzeugbagger in dem Zimmer herum, in dem ich den Kleinen schlafen legen möchte. 3.) Er provoziert. Beispiel: Manchmal ist er richtig übermütig. Er sitzt beim Essen am Tisch und fängt an, Dinge wie Besteck oder Platzdeckchen mit voller Absicht runterzuschmeißen. Wenn ich ihn darum bitte, das zu lassen, provoziert ihn das natürlich nur noch mehr. 4.) Mein Sohn verliert vollkommen die Kontrolle, wenn etwas nicht so klappt, wie er sich das vorstellt. Beispiel: Er will mithelfen, den Tisch zu decken und nimmt sich ein Glas. Das fällt ihm runter und geht kaputt. Obwohl weder mein Mann noch ich deswegen schimpfen und ihm sagen, dass das passieren kann, rastet er völlig aus und kriegt sich nicht mehr ein. Mitunter brüllt er wieder 45 bis 60 Minuten rum. Natürlich ist mir bewusst, dass Kinder im Trotzalter SO reagieren und handeln. Aber unser Sohn reagiert und handelt nur noch SO! Jeden Tag, den ganzen Tag. Es ist nicht mehr zum Aushalten. Uns graust es mittlerweile schon vor den Wochenenden, wenn er nicht in die Kita geht. Mittlerweile sind wir so erschöpft, dass wir auf die Trotzanfälle meistens auch nur noch laut und wütend reagieren (auch wenn wir wissen, dass es das nicht besser macht). Wir versuchen auch, so viel Zeit wie möglich alleine mit ihm zu verbringen. Abends z.B. bespaßt mein Mann das Baby und ich schaue mit dem Großen ein Buch an, kuschel mit ihm und bringe ihn ins Bett. In der Kita oder wenn dritte Personen dabei sind, ist er übrigens ein eher ruhiges, verschmustes und pflegeleichtes Kind. Also das Kind, das ich von „früher“ kenne. Vielleicht können Sie mir sagen, wie wir als Familie aus diesem Teufelskreis wieder rauskommen. Vielleicht haben Sie auch einen Buch-Tipp für mich. Ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich könnte nämlich heulen, wenn ich daran denke, wie liebevoll und intensiv das Verhältnis zwischen meinem Sohn und mir immer war. Jetzt habe ich das Gefühl, dass davon nichts mehr übrig ist. Mit freundlichen Grüßen, Jessica
Liebe Jessica, Veränderungen bringen Ihren Sohn und seine Gefühle durcheinander. Sie schreiben, dass es etwa seit einem halben Jahr so ist, vielleicht mit der Geburt des Brüderchens? Ihr Sohn steckt in einer Gefühlsfalle fest. Seit Weihnachten extrem? Weihnachten ist für die meisten Kinder schon eine sehr aufregende, aufwühlende Zeit. Für Ihren Sohn brachte es zu dem vorherigen Gefühlschaos noch mehr "Chaos", aus dem er derzeit nicht herauskommt. Versuchen Sie, den Alltag gut zu strukturieren und tatsächlich alle oder zumindest viele Handlungen in der gleichen Reihenfolge auszuführen. Dies wird Ihrem Sohn eine große Portion Sicherheit vermitteln. Spielen Sie wenige Spiele immer wieder und führen in nächster Zeit in dieser Hinsicht nichts Neues ein. Begrenzen Sie Ausflüge in nächster Zeit auf nicht ganz so aufregende Sachen. Machen Sie am Wochende vielleicht eine Zeit lang einfach nur Ausflüge in den Wald. Sie können lange Spaziergänge machen und Ihr Sohn wird nicht von zu vielen Eindrücken "erdrückt" werden. Bzgl. der Schlafsituation des kleinen Bruders können Sie vielleicht einführen, dass Sie Ihrem Sohn eine CD anstellen, die er in seinem Zimmer hören kann, bis Sie zu ihm kommen. Schafft er es so? Nein, dann können Sie ein Aufkleberbuch anlegen, in das er jedes Mal, wenn er in seinem Zimmer warten konnte einen Aufkleber kleben darf. Als Buchtipp kann ich Steve Biddulph "Das Geheimnis glücklicher Kinder" empfehlen. Es ist kein typischer Erziehungsratgeber, gibt aber so manchen Denkanstoß für den Familienalltag. Viele Grüße Sylvia
Die letzten 10 Beiträge
- Alles Gute!
- Mein Sohn 2,5 Jahre lehnt mich seit einem Jahr ab
- Umgang mit Schwiegermutter
- Kind möchte nach knapp 2 Monaten immer noch ungern in den Kindergarten
- Zu meiner Frage am 22.10.
- Trennungsangst - Eingewöhnung Kinderkrippe verschieben?
- Er hört gar nicht mehr auf mich
- Uneinigkeit zwischen Papa und Mama: Wie am besten bei Wutanfällen reagieren (2 Jahre)?
- Kind 12M wirft alles auf den Boden
- Papa nicht ernst nehmen