Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Erziehungsstil

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Erziehungsstil

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster, ich habe ein großes Problem. Wir haben 2 Kinder (2 1/2 und 2 Monate). Mein Mann arbeitet sehr viel und sieht seine Kinder nur morgends und am Wochenende. Nun stelle ich in der Woche Regeln auf und zeige meinem Ältesten Grenzen in unserem Miteinander. Mein Mann erzieht, wenn er da ist aber ganz anders. Er bettelt, damit unser 1. Sohn dieses oder jenes macht, er ist inkonsequent, er spielt (mein Mann) am Tisch den Clown usw. Ständig bin ich dabei zu sagen: sag dieses oder jenes nicht, mach das nicht usw. Mein Mann ist natürlich genervt und dann streiten wir uns. Er ist so extrem, wenn unser Sohn nicht hört, wiederholt er seine Bitte mindestens 3 mal. Wenn er nicht hört nimmt er ihn fast grob und bringt ihn in sein Zimmer. Unser Sohn muß beim nicht befolgen seiner Anweisung immer in sein Zimmer. Finde ich auch nicht richtig. Was soll ich tun. In ruhigen Momenten spreche ich mit meinem Mann, er zeigt dann auch irgendwie Verständnis, kann es aber doch nicht umsetzen. Er selbst hat Probleme mit seinem Vater und nun habe ich Angst, dass er die selben Fehler bei seinen Kindern macht. Aber ich kann doch nicht nur vermitteln. Unser Sohn reagiert oft verunsichert, wenn mein Mann extrem reagiert. Von einer Minute zur anderen kippt die Stimmung. Ich mußte das jetzt mal alles schreiben, ich traue mich nícht es jemanden zu erzählen. Vielleicht können Sie mir helfen. Vielen Dank Sylvia


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Hallo Sylvia Wie Marion schon schrieb: Für Jemanden, der beinahe den ganzen Tag außer Haus ist und abends seine Familie auch genießen möchte, während eine gleichzeitige Entspannung erforderlich ist, ist es nicht so einfach, den Erziehungsstil des anderen Partners "einfach" zu übernehmen oder häufig kritisiert zu werden, obwohl man sich auf einen harmonischen Feierabend gefreut hat.- Ihre Kinder werden bald erkennen, dass Mama und Papa unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse haben, die Jede(r) überwiegend für sich selbst versuchen sollte zu realisieren. Tanzen die Kleinen Ihrem Mann auf dem Kopf rum, wird er sich schon freiwillig ratsuchend an Sie wenden, da er ja sieht, wie Sie den Kindern zu einer sicheren Selbständigkeit verhelfen. Drücken Sie also zum Feierabend mal beide Augen zu und greifen Sie nur ein, wenn`s unbedingt erforderlich ist. Da Sie die überwiegende Zeit Ihre Kinder betreuen, wird Ihr Erziehungsstil ganz bestimmt verstärkt "zum Tragen" kommen, sodass die wenige Zeit am Feierabend auf Dauer kaum von Bedeutung sein wird, bzw. "nur" die äußerst wichtige Bedeutung haben wird, eine fröhliche, harmonische Familie zu haben. Liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Sylvia, bin zwar nicht die Fachfrau, aber wollte auch gern was dazu sagen. Ich glaube erstmal generell, dass viele Männer viel "unbewusstere" Erzieher sind als wir Mütter. Weil WIR uns informieren, untereinander austauschen, auch mal hier und da ein Buch zum Thema lesen usw. All dies tun Männer aus Zeitmangel, aber auch einfach von ihrer Veranlagung her, eher nicht. Auch mein eigener Mann erzieht eher so aus dem Bauch heraus, als konsequent. Aber er hat seinen eigenen "Vater-Weg" gefunden und macht das ganz gut. Man muss, finde ich, auch sehen, dass Dein Mann keinen leichten Stand hat: Du bist die meiste Zeit mit den Kindern zusammen. Und bist daher natürlich die absolute Fachfrau und uneingeschränkte Autorität in Erziehungsfragen (und in den Augen der Kinder). Es ist für ihn sicher schwer, hier gegen Dich anzukommen. Weil er viel weniger Zeit mit den Kindern verbringt, hat er natürlich auch nicht soviel Gelegenheit zum "Üben". Wenn Du ihn dann kritisierst und ihm erklärst, wie richtige Kindererziehung aussieht, verunsicherst Du ihn noch mehr. Ich fände es gut, wenn er seinen eigenen Weg entdecken würde, also sozusagen bestimmte "Vaterstärken" entwickeln könnte, etwas, das eine Frau vielleicht nicht so kann und worauf er auch ein bissel stolz sein kann. Das muss ihm aber auch erlaubt werden. Geh doch ein wenig psychologisch vor: Übertrage ihm einige wenige, aber regelmäßige Aufgaben in der Kindererziehung. Das kann auch ein berufstätiger Mann durchaus leisten. Zum Beispiel bestimmte Wochenendaktivitäten (vielleicht regelmäßig mit den Kids allein schwimmen gehen), oder dass er fürs Baden der Kinder zuständig ist usw. Es sollte etwas sein, das ihm Spaß macht, damit er nicht das Gefühl hat, Du wolltest Arbeit auf ihn abwälzen. Da lässt sich sicher was finden. So eine regelmäßige Aufgabe gibt ihm Sicherheit und Übung im Umgang mit den Kids. Und er kann in einem eigenen Betätigungsfeld sozusagen ungestört von Dir seine Vaterstärken entdecken. Natürlich darfst Du ihm dann da auf keinen Fall besserwisserisch hineinreden, ihn auch nicht zuviel ermahnen usw. Sondern musst Deine Kinder auch mal loslassen und ihm anvertrauen. Dass er nicht so sehr konsequent ist, finde ich übrigens nicht so schlimm. Kinder können schon damit umgehen, dass ihre Eltern etwas unterschiedlich sind. Wenn er in einer Situation überreagiert und die Wut kriegt, kannst Du vielleicht - statt ihm Ratschläge zu geben und ihn zu ermahnen - hinterher einfach mal unvoreingenommen fragen, warum er sich in diesem Moment so wütend gefühlt hat. Was ihn an der Situation so überfordert/geärgert hat. Hör nur zu, bleib passiv und lass ihn (allenfalls mit sachter Unterstützung) mal selbst überlegen, wie er vielleicht in so einer Situation anders reagieren könnte. So erreichst Du, dass er zum einen seine Gefühle überhaupt wahrnehmen lernt (nicht leicht für viele Männer) und zu anderen SELBST eine Lösung für eine Verbesserung finden kann. Viiiiiel effektiver als aufgestülpte Vorschläge und Ratschläge Deinerseits. Natürlich braucht dies ein wenig Geduld und Einsatz von Euch beiden, aber Ihr werdet sicher zufriedener werden. Liebe Grüße Marion


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Hallo Silvia, so wie ich das verstanden habe, wiederholt dein Mann seine Bitte dreimal bevor er das Kind ins Zimmer bringt. Ausser, dass dies wohl etwas energisch passiert, finde ich diese Art völlig in Ordnung. Was machst du denn, wenn dein Sohn auf deine Worte nicht oder gegenteilig reagiert? Je uneiniger sich die Eltern sind und je unterschiedlicher sie handeln, desto schwieriger wird die Erziehung, desto mehr tanzen euch die kleinen auf dem Kopf rum. Auch mein Mann sieht unsere Tochter (3 J.) nur morgens und am WE. Aber wir reden viel und legen "Strategien" fest, an die wir uns beide halten. Nur so kann es funktionieren, sonst spielen euch bald die kleinen gegeneinander aus. Wie gesagt, ich finde es gut, wenn nach mehrmaliger Aufforderung eine "Auszeit" für das Kind erfolgt (im Zimmer, auf dem Schoß,...). Nur sollte dies ruhig erfolgen. Wahrscheinlich ist dein Mann nicht so ruhig, weil er sich unsicher ist. Gruss Makira


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