Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Er tut mir so leid...

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Er tut mir so leid...

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Hallo, Frau Schuster, ich wende mich heute nicht mit einem Erziehungsproblem an Sie, sondern ich möchte zu einem anderen Thema gern Ihre geschätzte Meinung wissen, da wir als Eltern selbst weder ein noch aus wissen. Unser Yannik spielt in einem Leistungszentrum bei einem Zweitligisten seit ca. 2 Jahren Fußball. Anfangs in der Bambini Gruppe und jetzt ab Juli gar schon in der F1. 2x pro Woche wird für jeweils 1,5 h trainiert. Er ging gern, macht das nach wie vor wirklich ganz toll - er ist Torwart (Keeper, so nennt er sich).Bis dahin gehörte er zum Kader. Im Februar diesen Jahres hatte er sich beim Training 2 Finger gebrochen und fiel verletzungsbedingt aus. In dieser Zeit wurde ein anderer Torwart fit gemacht. Und dieser hat ihm nun mittlerweile den Rang abgelaufen. Yannik wird zwar zu den Spielen eingeladen, wird aber kaum eingesetzt. Seitdenn es steht schon 10:0 für seine Mannschaft, dann darf auch er ins Tor und erntet vom Trainer Lob und Anerkennung. Gestern hatte er ein Turnier. Von 14.30 Uhr bis 19.30 Uhr. Er stand nicht 1x im Tor. Entsprechend frustriert war er. So geht das nun seit Februar. Dass unser Sohn so allmählich die Lust an dem Ganzen verliert, ist für uns Eltern verständlich, respektieren aber des Trainers Entscheidung. Da er eben in einem Leistungszentrum trainiert, ist der unbedingte Wille zum Sieg und zur Leistung unabdingbar. Und den hat Yannik nicht. Er möchte Fußball spielen. Gern auch täglich mehrere Stunden, er möchte aber keinen Druck. Wir machen ihm diesen auch nicht, zumal wir eh der Meinung sind: Erstmal Schule, dann alles andere Ich hatte vor rund 5 Wochen ein Gespräch mit dem Trainer, ob es für Yannik überhaupt noch Sinn macht etc. Er war ganz entsetzt über meine Frage und versicherte mir, Yannik steige mit seiner Mannschaft 100 % eine Spielstufe höher (andere Kinder wurden jetzt schon "aussortiert" und mussten sich einen anderen Verein suchen). Nun bin ich ehrlich, mir bricht es das Herz, wenn ich mein Kind so leiden sehe. Ich möchte ihn am liebsten aus dieser Mannschaft nehmen und bei irgendeinem anderen Wald- und Wiesenverein anmelden, wo er einfach nur aus Spaß an der Freude spielen kann. Das möchte er aber nicht.Mein Mann meint, diese Erfahrung müsse er machen, das Leben sei kein Ponyhof und im späteren Leben müsse er sich auch durchbeissen, wenn er was erreichen möchte.... Irgendwie geb ich ihm da ja Recht, aber unser Sohn ist doch erst 7 Jahre alt. Ich tröste mein Kind, indem ich ihm sage, wie mächtig stolz ich auf ihn bin, weil er das mit der Schule wirklich ganz wunderbar hinbekommt und das das viel viel wichtiger als Fußball ist und dass ich ihn großartig finde, weil er so ist, wie er ist.Daß ich ihn über alles liebe, egal ob er Fußball spielt oder nicht. Dass es gar kein Problem ist, wenn er nicht mehr spielen möchte... Das stimmt ihn dann wieder froh - bis zum nächsten Spiel. Was soll ich nur tun, soll ich warten, bis er mir sagt, er mag nicht mehr? Soll ich ihm ins Gewissen reden? Ich möchte ja auch nicht, dass er denkt, er wäre nur was wert, wenn er als Torwart eingesetzt wird. Oder soll ich es ganz locker angehen und warten, bis er auf mich zukommt? Fußballmama Andrea


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Hallo Andrea Grundsätzlich teile ich Ihre Meinung und bin eher dafür, einen 7-Jährigen nicht zu dem Leistungsdruck in der Schule auch noch dem Leistungsdruck in einem Leistungszentrum auszusetzen. Da Yannik recht gut in der Schule mitzukommen scheint und während des Fußballtrainings im wahrsten Sinne des Wortes kaum (sportlich) zum Zuge kommt, überlegen Sie mit ihm einmal gemeinsam, ob er nicht gerne zusätzlich noch eine andere Interessengruppe (ohne viel Leistungsdruck) besuchen möchte, wie z.B. eine Mitgliedschaft in einem Schwimmverein, Besuch der Musikschule oder eine andere wohnortnahe Freizeit-Einrichtung für Kinder, die ihm einfach nur Spaß macht. Vielleicht wird dann bald das Fußballspiel zweitrangig, sodass seine Trauer nicht mehr so groß ist, wenn er kaum eingesetzt wird. Liebe Grüße und: bis bald?


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