Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Entdeckung der Schwerkraft / Sensibelchen

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Entdeckung der Schwerkraft / Sensibelchen

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster! Mein Kleiner (knapp 9 Monate) testet nun die Schwerkraft (fällt ALLES hin, wenn ichs runterschmeiße? und IMMER?). Bis jetzt hab ich ihn gelassen, aber seit er vom Hochstuhl aus auch Brot, Trinklerntasse und Fläschchen hinwirft, möchte ich doch, daß er weiß: das geht nicht (mit Lebensmitteln). Wie mach ichs? Nein sagen? Man soll sich ja nicht aufregen, weils dann erst recht spannend wird. Irgendwann wegnehmen? Aber er hat ja Durst/Hunger. Außerdem lernt er ja dann nicht, daß sich das "Wegwerfverbot" besonders auf Lebensmittel bezieht. Ein Machtkampf ist die ganze Sache übrigens nicht (wie ich es empfinde). Dazu kommt: mein Kurzer ist so ein Sensibelchen. Wenn ich überhaupt nur mal ernst "Nein" sage und ihn nicht dabei anstrahle, kriegt er die Krise und weint. Wir mußten bis jetzt allerdings auch noch nie wirklich "ernst mit ihm reden". Das Problem habe ich auch bei Haareziehen und Gesichtkratzen (wenn er eigentlich zärtlich sein will). Sage ich Nein oder halte gar seine Hand fest (auch wenn ich dann nur damit "ei, ei" mache), ist er total entsetzt und es gibt Tränen, ich glaube, er meint, ich mag ihn nicht mehr. Wie geh ichs am besten an? Es ist das erste Mal, daß ich bei meinem ersten Kind "richtig" erziehen muß. Lieben Dank, Chris


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Hallo Chris Kinder lernen durch Wiederholungen. Sagen Sie Ihrem Sohn immer wieder, das Lebensmittel zum Essen und nicht zum Spielen sind. Er versteht Sie schon ganz gut, wenn er sich selbst auch sprachlich noch nicht verständlich machen kann. Nehmen Sie die Mahlzeiten "Stereo" ein: Ihr Sohn bekommt einen kleinen Teller mit einem Löffel und einer Kleinigkeit vom Essen. Den "richtigen" Teller behalten Sie bei sich. So können Sie ganz nebenbei das Kind füttern. Selbst mit 9Mon. versuchen die Kleinen schon, die Reaktionen Ihrer Mitmenschen, speziell der vertrautesten Bezugsperson auszukundschaften. Zeigen Sie Ihrem Sohn eine möglichst klare und einfach zu begreifende "Wenn-Dann-Konsequenz auf und geben Sie ihm Zeit, ein wenig darüber nachzudenken. "Wenn du das Essen auf den Boden wirfst, wird es schmutzig und wir müssen es wegwerfen. Dann bleibst du hungrig." Auch beim Haareziehen oder Kratzen erklären Sie Ihrem Sohn liebevoll aber bestimmt, dass es Ihnen weh tut und Sie sich dann traurig abwenden. Nach einigen Wiederholungen wird er merken, dass Sie es mit diesen Erklärungen ernst meinen. Auf Liebesentzug -und sei er auch noch so gering- reagieren die Kleinen sehr empfindlich. Seine Kräfte, mit denen er zieht und kratzt, kann er noch nicht richtig kontrollieren, sodass er Ihnen sicherlich nicht absichtlich weh tun möchte. Ein liebevolles, erklärendes Nein mit entsprechender Konsequenz und Wiederholung verhilft Ihrem Sohn dauerhaft zu einer sicheren Orientierung auf seinem Weg in die Selbständigkeit.Seine Sensibilität rührt sicherlich zum grossen Teil von seiner Unsicherheit her. Stärken Sie ihn, indem Sie ihm liebevoll klare Grenzen und Regeln setzen, die selbstverständlich von Ihnen durchdacht und begründet werden. Bis bald?


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