Goggelsche
Hallo Frau Schuster, schon oft habe ich sie um Rat gebeten in Bezug auf meinen Sohn, seine Konzentrationsprobleme und seine Impulsivität. Seit gestern wissen wir, er hat ADS. Mich hat die Diagnose erstmal vom Hocker gehauen, wobwohl ich es eigentlich immer geahnt habe. Unser behandelnder Kinderarzt hat uns zum Kinder und Jugendpsychologen überwiesen, nun sollen wir mit einem Medikament beginnen. Mein Mann und ich sind uns aber einig, daß wir es erstmal so versuchen möchten, er macht seit 3 Wochen Ergo und dies tut ihm so gut, wir wollen einfach versuchen es ohne zu schaffen. Unser Arzt sagt aber, wir sollen seinen Leidensweg nicht unnötig verlängern, was glauben sie, ist es nicht sinnvoll erstmal alternative Möglcihkeiten auszuschöpfen. Zu Hause kommen wir sehr gut mit ihm zurecht, nur die Schule leidet darunter. Was meinen sie? LG Isabell
Christiane Schuster
Hallo Isabell Da es sich bei dem ADS (Aufmersamkeits-Defizit-Syndrom) um einen Gen-Defekt im Gehirn handelt, halte ich als Nicht-Medizinerin ein Verschwinden für unwahrscheinlich; allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, mit diesem Syndrom langfristig auch ohne Medikamente ganz normal leben zu können. Insgesamt unterstütze ich die Meinung Ihres Arztes, indem ich vorschlage, das Medikament ausschließlich kurz vor Schulbeginn und evtl. noch kurz vor Erledigung der Hausaufgaben einzusetzen, sodass ein altersgerechtes Konzentrieren beim Lernen gewährleistet ist, während Sie in der übrigen Zeit zu Hause wie bisher handeln. Meines Wissens nach werden diese Medikamente (Ritalin? Zappelin?) zu festgesetzten Zeiten verabreicht werden müssen, sodass es Ihrem Sohn in der Schule erst einmal hilft sich Erfolgs-Erlebnisse zu verschaffen. Längerfristig wird er sich dann bestimmt auch ohne Medikament so konzentrieren können, dass er sich motiviert fühlt zu lernen -wenn's bei ihm auch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als bei Kindern ohne ADS-. Liebe Grüße und: bis bald?
kirshinka
Ich bin nicht frau Schuster, aber mein Bruder hatte ADS. Er wurde nur sehr kurze zeit mit Medikamenten behandelt. Ein paar Monate nur. Er hat gelernt autogenes Training zu machen und sehr viel Sport! Er hatte aber auch eine verständige lehrerin die ihn einfach ab und an den Flur runter und wieder rauf Rennen lies. Ich würde mir an eurer Stelle eine Selbsthilfegruppe betroffener Eltern suchen um zu erfahren wie die damit umgehen. Ich würde auch kein Medis geben - aber es ist eure Entscheidung!!!!! Bei meinem Bruder verschwand die ADS im Erwachsenenalter. Meine Mutter ging auch mit ihm zum kinderpsychologen und ich erinnere mich noch an ein stop Schild das immer wieder zum Einsatz kam (aber nicht als stiller Stuhl oder zimmerarrest). Sucht euch Hilfe, informiert euch und entscheidet dann. So würde ich es machen. ABER es ist eure Entscheidung und ihr tragt die Verantwortung für euer Kind. Alles gute
Bonniebee
Liebe Frau Schuster, Sie schreiben, bei AD(H)S handele es sich um einen "Gen-Defekt im Gehirn". Also, da muss ich jetzt aber mal widersprechen: Gen-Defekte hat man - wenn überhaupt - in jeder Körperzelle. Bei ADS ist es so, dass etwa 50 Prozent der Betroffenen, also nur die Hälfte, eine erbliche Disposition zu der Krankheit besitzt. Hier ist die neuronale Verarbeitung von Reizen im Gehirn beeinträchtigt (betrifft die Dopamin-Rezeptoren). Doch auch in diesen Fällen und erst recht bei denjenigen OHNE erbliche Veranlagung gilt: ADS ist nach neuestem Forschungsstand immer multi-faktoriell, hat also viele Ursachen, und nie nur eine. Eine genetische Veranlagung kann eine Rolle spielen, muss aber nicht zum Ausbruch der Störung führen. Viele Wissenschaftler sprechen daher auch nicht von einer tatsächlich existierenden Syndrom, sondern von einem Symptom-Bündel, das man der Einfachheit halber als Krankheit bezeichnet, das aber keine ist. ADS ist also ein Name für eine große Fülle von Störungen mit sehr stark unterschiedlicher Ausprägung und unterschiedlichen Schwerpunkten in Bezug auf die jeweiligen Defizite. Manche Forscher bezweifeln angesichts dieser Symptomfülle, dass es ADHS im eigentlichen Sinne überhaupt gibt. Auch, was die Behandlung angeht, ist man natürlich sehr unterschiedlicher Ansicht. Ritalin sollte man dabei übrigens nicht im selben Atemzug mit Zappelin nennen, denn Zappelin ist ein harmloses homöopathisches Mittel, Ritalin ein starkes Medikament. LG
Christiane Schuster
Hallo Bonniebee Herzlichen Dank für diese umfassende Information. Zwar habe ich schon sehr viel über das AD(H)S und dessen Ursprung/Erforschung gelesen, aber scheinbar noch nicht genug, wobei ich als Pädagogin ja auch medizinische Kenntnisse nur zweitrangig benötige. Ritalin und auch Zappelin sind für mich dennoch Mittel , die zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit eingenommen werden können -quasi als Anschubhilfe- wie ich versucht habe zu verdeutlichen. Nochmals herzlichen Dank und liebe Grüße, Ch. Schuster
Mitglied inaktiv
Unser Kind hat auch ADS. Wir haben erst ohne Medis versucht und stattdessen Neurofeedback, Omega3 Fettsäuren,Zappelin etc probiert. Hat alles nichts gebracht Erst seitdem es Medis bekommt läuft es in der Schule. ADS ist eine Stoffwechselstörung. Es fehlt Dopamin zur Datenverarbeitung. Wir sehen es als notweniges Mittel, wie ein Diabetiker Insulin erhält oder ein Sehbehinderter eine brille. Bei ADS besteht aber die Hoffnung, daß man im Laufe der Zeit Strategien entwickelt ein normales Leben auch ohne Medis zu führen.
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