Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Einziges Mädchen in Jungengruppe

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Einziges Mädchen in Jungengruppe

Sofia4

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Liebe Frau Ubbens, Wir leben derzeit in Sizilien und die Kindererziehung/ Betreuung ist hier leider extrem altmodisch. Kaum bis keine Eingewöhnung, Vorschulprogranm, Stillsitzen schon mit drei Jahren, keine Gärten/ Außenbereiche im Kindergarten. Aufgrund dieser für mich nicht hinzunehmender Situation haben wir mit drei weiteren Familien vor einem Jahr einen Kindergarten auf großem Grundstück am Stadtrand mit Schwerpunkt Spiel im Freien gegründet. Leider tun wir uns schwer, weitere Familien zu finden. Nun ist die Konstellation leider so, dass wir 5 Jungs zwischen 2,5 und 4 Jahren haben und meine drei-jährige Tochter als einziges Mädchen. Schon jetzt merke ich, dass sich das Spielen zwischen ihr und den Jungs sehr unterscheidet. Sie ist nicht so begewegungsfreudig und liebt Rollenspiele. Ich weiß nun nicht, ob ich das Richtige für sie tue, indem ich ihr Spielfreundinnen vorenthalte mit dieser besonderen Kindergartensituation. Im letzen Jahr war sie nur von mir begleitet 3mal die Woche 2,5 Stunden dort. Nun möchte ich sie 5 mal die Woche von 9-13 Uhr dort hinbringen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie ein extremes Klammerkind ist, das sicher in einem normalen italienischen Kindergarten ohne Eingewöhnung überfordert wäre. Das hier übliche Augen zu und durch, dann schreit sie halt die erste Zeit kann ich absolut nicht befürworten. Wie sehen Sie die Situation, wird meine Tochter sich "anders" fühlen unter den Jungs und Nachteile davon tragen? Sie spielte im letzten Jahr schon öfter allein, wenn die Jungs am Toben waren. Was raten Sie mir? Herzlichen Dank, Ela


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Ela, Ihre Tochter ist drei Jahre alt. Dass sie oft alleine spielt und nicht mit den Jungs tobt, hat vermutlich nichts damit zu tun, dass die anderen Kinder alles Jungs sind, sondern wird vornehmlich altersbedingt und Charakter abhängig sein. Mit drei Jahren spielen viele Kinder noch lieber für sich, als sich auf das Spiel mit anderen einzulassen. An der Konstellation ist nichts bedenklich. Ihre Tochter kommt gut mit der Situation zurecht und für richtige Freundinnen und für das Spielen mit Mädchen bleibt später in der Schule noch Zeit genug. Viele Grüße Sylvia


Ani123

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Lese ich es richtig, dass mit deiner Tochter 6 Kinder zwischen 2.5-4 Jahre in der Gruppe sind? Wer betreut die Kinder? Wieviele pädagogische Fachkräfte gibt es? Betreuungszeiten sind von Montag bis Freitag von 9-13 Uhr? Mein ehemaliges Betreuungskind ist mit 20 Monaten in eine Spielgruppe gekommen. Zwar nur einmal wöchentlich für max. 2h und ein Elternteil/Bezugsperson sollte dabei sein (und es war oft die Babysitterin, Oma oder Tante). Eine Kursleitung, studierte Pädagogin. Max. 10 Kinder konnten in der Gruppe sein. Immer mehr kapselte man sich ab, so dass die Kinder miteinander spielten, die Pädagogin für sie da war und mit ihnen auch Angebote machte. Bezugspersonen waren da, hatten Zeit zum Austausch und einfach mal reden. In der Gruppe wurden Kinder zwischen 13 Monate-4 Jahre betreut. Aufnahme ab 1 Jahr möglich. Gruppe wurde neu gegründet. N. war in der Gruppe monatelang das einzige Mädchen mit 5 festen Jungs. Ab und zu kam ein neuer Junge hinzu und ging wieder. Die 6 waren schon ein besonderes Team. N. brauchte ihre Zeit zum Ankommen (Angst vor Verlust, schüchtern). Als sie angekommen war waren die Jungs ihre Freunde. Zwei davon waren ihre besten Freunde, einen trafen wur auch regelmäßig privat, und den anderen wollte sie sogar heiraten :-). Als nach ca. einem halben Jahr ein Mädchen in ihrem Alter in die Gruppe kam nahm sie es zur Kenntnis, mehr aber nicht. Für sie waren weiterhin die Jungs wichtig und wenn davon jemand fehlte wollte sie wissen wo er ist, warum er nicht da war,.... Beim Mädchen war es unrelevant genauso als diese nach 4-5 Monaten die Gruppe wieder verließ. Das war ihr egal. N. hatte als Mädchen keine Sonderstellung in der Gruppe. Sie wurde wie jedes andere Kind behandelt. Die Pädagogin bot neutrale Spielmöglichkeiten an. Und ja, sie hat auch mal Ritter und mit Bagger gespielt und hatte Spaß daran. Genauso wie die Jungs Prinz gespielt haben. Sie war zwei Jahre in der Gruppe. Danach kam sie in den Kindergarten, so wie fast alle Kinder aus der Spielgruppe. Der Versuch weiterhin die Spielgruppe zu machen scheiterte, weil es zeitlich zu viel wurde. Die Gruppe blieb, aber ohne N. und weiteren 3 Kindern. Nur zwei blieben (3+6) und Neue kamen hinzu (Aufnahme da dann ab 2 Jahre, außer man bestand darauf, dass das Kind inndie Gruppe soll). Bsp J. (6) Bruder (13 Monate) kam in die Gruppe. Ich habe es mit N. Schwester A. (14 Monate) versucht. Sie war wieder das einzige Mädchen mit 9 weiteren Jungs und inzwischen zwei Pädagogen. Gruppe war da von 1-6 Jahre. Offiziell ab 2 Jahre. A. kam in der Gruppe nicht zurecht, weil sie vorher nur unter Erwachsenen war, nie teilen musste und immer im Mittelpunkt stand. Seit sie 7 Monate war hatte sie regelmäßig Affektkrämpfe und das war dann auch während der Gruppe so. Ich konnte mich nicht zurück ziehen (enormes Klammern von ihr). Das war schade für mich, aber ok. Ich hätte ihr noch Zeit gegeben. Eingewöhnung von ihr übernahm die Pädagogin, welche ich schon N. kannte. Es war viel Vertrauen da (schließlich hat sie es bei N.auch geschafft). Die Affektkrämpfe waren aber für die anderen Eltern erschreckend, für die Kinder gefährlich (sie fiel einfach um, bewusstlos, manchmal krampfend) und besonders für A. belastend. So haben wir (Eltern und ich) die Gruppe verlassen. Wir wollten nochmal ein Jahr später neu starten, doch dazu kam es nicht (ich passe nicht mehr auf sie auf). Geschadet hätte es A. aber defenitiv nicht nur unter Jungs zu sein. Und auch ich fand es nicht schlimm nur unter Jungen"eltern" zu sein. Jungsthemen vs. Mädchenthemen. Die Runde war einfach nur toll. N. ist jetzt in einer altershomogenen Gruppe im Kindergarten. Alle Kinder sind so alt, dass sie 2019 eingeschult werden. Sie hat inzwischen Mädchen als Freunde, aber sie spielt immer noch gerne mit ihren Jungs aus der Spielgruppe. Sie hat keinen Schaden davon genommen nur mit Jungs zusammen gewesen zu sein. Im Gegenteil: ich finde sie hat davon profitiert. Sie hat das Wichtigste gelernt: Soziale Kompetenz. Und dafür ist es egalb ob Junge oder Mädchen.


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