Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster, es geht um meine knapp 4 Jahre (05/02)alte Tochter Sofie. Sie ist seit Juni 2005 im Kindergarten und hat sich rasch und eigentlich ohne grössere Schwierigkeiten eingelebt. Privat erleben wir sie als sehr aufgeweckt, fröhlich und wissbegierig. Sie singt gerne, macht gerne Musik, liebt ihre Bilderbücher, sie turnt, tanzt und klettert sehr gerne, puzzelt, malt, macht auch mal altersgerechte Computerlernspiele usw. usw., kurzum: für mich ist sie völlig normal entwickelt. Nun bin ich vor rund vier Wochen von den Erzieherinnen angesprochen worden, was denn mit Sofie los wäre. Sie sei antriebslos, lustlos, beteilige sich kaum oder gar nicht an Spielen, bastele nicht gerne und wenn sie was mache, dann ohne grosse Ausdauer, sprich nach einer Minute springt sie auf und macht was anderes. Sprechen und erzählen würde sie auch ganz wenig. Ich bin aus allen Wolken gefallen und konnte gar nicht glauben, was die beiden mir da erzählten. Ich dachte die sprechen über ein anderes Kind! Das habe ich auch den Erzieherinnen gesagt, die ihrerseits ziemlich überrascht waren, dass Sofie zu Hause so ein ganz anderes Kind wäre. Heute früh habe ich Sofie in den Kindergarten gebracht, hatte mir auch noch ein bisschen Zeit genommen und nutzte die Gelegenheit sie zu erleben. Und es war tatsächlich so wie die Erzieherinnen sagten. Meine Tochter setzte sich an einen Tisch, an dem die Erzi schon mit anderen Kindern hockte und Ostersachen bastelte. Sofie wurde gefragt, ob sie an ihrer Bastelei weiter machen wolle. Nein, wollte sie nicht. Ich habe den Osterschmuck dann runtergreicht und sie gebten mir mal zu zeigen wie das Filzen da denn ginge. Sie sagte nur, nein, Mama, das kann ich nicht. Ich wieder, das kann ich mir gar nicht vorstellen und probierte es selbst und machte es aus Spass halt falsch. Oh, Mama, das geht doch nicht so, sondern so. Und sie zeigte es mir richtig. Ich freute mich und fragte, ob sie jetzt weiter machen wolle. Nein, will ich nicht. Dann bastelte ich wieder weiter und machte es wieder falsch. Oh, Mama, ich zeige es Dir nochmal... Und so weiter. Ich musste dann irgendwann los und als ich durchs Fenster sah, hockte sie schon in der Bauecke. Ich war über meine Beobachtung wirklich baff. Das oben Geschilderte ist zwar nur ein Ausschnitt, aber mein Kind ist im Kindergarten irgendwie eine ganz andere Person! Ich bin ganz durcheinander und weiss eigentlich gar nicht, was da los sein könnte. Ich könnte es einfach auf Sturheit und Eigensinn zurückführen, dass sie bestimmte Dinge nicht tut, schon gar nicht, wenn sie es soll. Aber sie hatte nicht das geringste Interesse überhaupt mit dem Basteln anzufangen. Die anderen Mädchen strömten herbei und freuten sich basteln zu können. Frau Schuster, haben Sie einen Rat für mich? Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir weiter helfen könnten. Ach, ja, die U8 hat Sofie auch schon hinter sich und es war alles bestens. Lieben Dank für Ihre Antwort im Voraus! Liebe Grüsse Christiane
Christiane Schuster
Hallo Christiane Haben Sie schon mal daran gedacht, dass Ihre Tochter evtl. in dieser Kiga-Gruppe unterfordert ist? Die zusätzliche Teilnahme an einer Interessengruppe -möglichst aus dem Sport-oder musischen Bereich- wird genau dort ansetzen, wo Ihre Tochter bereit ist, sich motivieren zu lassen, während gleichzeitig ihr Selbstwertgefühl gezielt gestärkt wird, sodass es ihr leichter fällt, auch in einer größeren Gruppe ihre individuelle Position zu finden und verteidigen zu können. Sorgenarmes Wochenende, liebe Grüße und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Hallo Christiane, mit unserer Tochter war es im Kiga ähnlich: Sie ist zu Hause laut, fröhlich, tonangebend bei ihren Nachbar-Freundinnen, unendlich kreativ, selbstbewusst, sprüht vor Ideen, reißt alle mit usw. Im Kiga war sie auf einmal still, schüchtern, sprach kaum mit den Erzieherinnen, ging nicht auf Spiel-Aufforderungen anderer Kinder ein, guckte stattdessen zur Seite, wollte nicht recht spielen etc. Sie war schlicht und einfach plötzlich total schüchtern und unsicher. Wir fanden das nicht ganz so erstaunlich, weil wir selbst als Kinder ähnlich waren: Auch ich und mein Mann waren im Kiga eher zurückhaltend, zu Hause mit eng befreundeten Kinder dafür umso lauter :-) Ich glaube, je nach Umgebung und je nach den sie umgebenden Menschen, der Situation und vielen anderen Dingen sind ja alle Menschen sehr unterschiedlich und zeigen unterschiedliche Facetten ihrer selbst. Wir sind ja im Büro nicht so locker wie zu Hause, beim Zahnarzt nicht so entspannt wie bei einem Abend mit Freunden und fühlen uns zu Hause viel geborgener als in einer fremden Stadt auf dem Flughafen. Menschen, die wir mögen, begegnen wir mit einem anderen Gesicht und einer anderen Persönlichkeitsseite als Menschen, die wir ablehnen oder denen wir ambivalent gegenüberstehen. Wir sind halt nicht homogen, sondern sehr vielschichtig - und das gilt auch schon für die Kleinsten, eh? Deine Tochter hat ihren Platz in der großen, unüberschaubaren Kiga-Gruppe einfach noch nicht recht gefunden. Den Erzieherinnen bringt sie nicht das Vertrauen entgegen, wie Euch Eltern. Und die Umgebung ist so ganz anders als zu Hause. Klar dass ein sensibles Kind sich da erstmal länger nicht wirklich heimisch und entspannt fühlt. Bei uns hat geholfen, dass die Erzieherinnen unsere Tochter immer wieder bewusst aus der Reserve gelockt haben. Sie z.B. aufgefordert haben, ihnen zu helfen (Obstschneiden, Papierkorb leeren, Dinge holen etc.) und auch Aufträge an sie PLUS ein weiteres Kind vergeben haben. So dass sie mit einem anderen Kind zu zweit etwas gemeinsam schaffen musste. Zusätzlich habe ich immer mal wieder andere Mütter angesprochen, deren Kinder zu uns zum Spielen eingeladen usw. Mit wenigen Kindern zu Hause spielt unsere Tochter nämlich viel leichter, als in der bunten, großen Kiga-Truppe. Und im Kiga hatte sie dann Dank der Spielnachittage bei uns letztlich immerhin zwei feste Freundinnen, auf die sie bauen konnte und die ihr "Anlaufhafen" dort waren. Sie ist zwar in allen drei Kiga-Jahren kein Hans-Dampf in allen Gassen geworden, aber sie hat sich dort später sehr wohl gefühlt. Inzwischen geht sie zur Schule und macht sich dort recht gut, obwohl sie auch eher still ist. Sie hat aber bereits vier bis fünf feste Freundschaften geknüpft - das Kiga-Training hat also letztlich doch viel gebracht :-) Liebe Grüße, Astrid
Mitglied inaktiv
Guten Morgen Astrid, vielen Dank für Deine Zeilen. Unsere Mädchen scheinen wirklich sehr, sehr ähnlich zu sein! Ich habe eigentlich immer gedacht, dass Sofie sich im Kiga wohl fühlt und ihre Position gefunden hat. Aber hat sie es wirklich? Denn gerne in den Kindergarten gehen heisst ja nicht automatisch seine Rolle gefunden zu haben. Wenn Sofie nun mal im Kiga so ist wie sie ist, dann ist es für mich in Ordnung. Aber ich habe nach dem Gespräch - jetzt ist gestern nachmittag noch ein 2. dazu gekommen - ganz stark den Eindruck, dass die Erzieherinnen nicht mit Sofies "So-Sein" klar kommen. Sie "funktioniert" nicht wie die anderen Kinder und das überfordert die beiden ganz offensichtlich. So sagte mir die Leiterin gestern z.B., dass sie glaube, dass eine Frühförderung bei Sofie vielleicht helfen würde. Ich sagte eine Frühförderung? Wozu? Mein Kind ist völlig normal, ich denke nicht, dass eine Frühförderung dazu beiträgt, dass sie plötzlich mehr Lust am Basteln hat. Es kommt doch drauf an wie man ein Kind anspricht und motiviert. Wenn ich immer nur sage, du musst jetzt, dann wird das nix. Ich fand es einen Hammer! Ich muss an dieser Stelle leider mal schnell abbrechen. Bis nachher! Grüsse Christiame
Mitglied inaktiv
Da bin ich wieder..:-) Ich bin nach dem 2. Gespräch jedenfalls wie vom Donner gerührt und mein Vertrauen in die Erzieherinnen hat einen ziemlichen Riss bekommen. Ich weiss nicht mehr, was ich von der ganzen Sache halten soll. Wollen die einfach nicht zugeben, dass SIE mit meinem Kind überfordert sind oder ist mit Sofie wirklich was nicht in Ordnung? Das letztere scheint mir so absurd. Man ist ja immer schnell versucht die "Schuld" bei den Erzieherinnen zu suchen. Aber diesml glaube ich wirklich, dass es an ihnen liegt und sie es nicht schaffen einen Weg zu Sofie zu finden. Und wie schnell wird ein Kind im Kindi in eine Schublade gesteckt. Prompt ging Sofie heute morgen auch äusserst unwillig in den Kiga... Ich höre hier mal auf, sonst sprenge ich den Rahmen mit meiner Angelegenheit Andere möchten ja auch Rat! Astrid, nochmal Danke und ich freue mich auf Ihre Antwort, Frau Schuster! Viele Grüsse Christiane
Mitglied inaktiv
Hallo Christiane, genau das könnte unsere Geschichte sein, nur das Fabian erst 2,5 Jahre alt ist! Aber genau das haben wir auch erlebt bis hin zum Angebot der Frühförderung. Fabian hat über ein Jahr gebraucht, um seinen Platz zu finden und die Erzieherinnen sind mittlerweile total zufrieden mit ihm! Viele Grüße Nicole
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