Mitglied inaktiv
Hallo Frau Schuster! Wann sind Kinder in der Lage die Konsequenzen aus ihren Entscheidungen selber zu tragen? Die Frage hört sich vielleicht gewaltig an, aber es geht um so schwerwiegende Entscheidungen wie eine Restaurantbestellung. Yannicks (knapp 3 Jahre) neueste Leidenschaft im Cafehaus ist Kakao trinken. Dennoch bestellt er vor die Entscheidung gestellt Apfelschorle oder Kakao immer die Apfelschorle. Kaum ist der Kellner mit der Bestellung fort, kommt die Frage: "Wann kommt denn jetzt mein Kakao?" Gestern konnten wir ihn - unter Protest - überzeugen, wenn er seine Apfelschorle aus hat, kann er noch einen Kakao bekommen. Er hat 3 Mal an seiner Schorle genimmt und dann den Kakao bestellt... Eine genau so schwerwiegende Entscheidung vor dem Mittagsschlaf: Er hat ein paar mal nach eigenem Wunsch unter der Wolldecke, statt im Schlafsack geschlafen, aber wohl gemerkt, daß er sich dann schneller freilegt und der Schlaf dann ungemütlicher wird. Jetzt fordert er jedes Mal die Wolldecke an, wofür ich ihn wegen des freilegens komplett den Schlafanzug anziehe, komme ich aber dann mit der Wolldecke an protestiert er und will nur noch in den Schlafsack. Nach einer solchen Aktion heute Mittag habe ich dann die Wolldecke aus seinem Zimmer wieder verbannt und in unseren Kleiderschrank gesperrt. Die eigentlichen Gründe sind Lapalien, aber genau deshalb stehe ich ratlos vor der Situation und weiß nicht wie ich damit umgehen soll und wie ich mich richtig verhalten soll, weil ich denke, es geht auch ums Prinzip (wie im Kleinen, so im Großen). Eine weitere Auseinandersetzung haben wir seit diesem Wochenende ein paar mal im Straßenverkehr gehabt. Wir sind viel mit Yannick und seinem Laufrad unterwegs. Bisher hat er immer an einer Straßenkreuzung vor der Überquerung angehalten, genau so wenn wir ihm ein WARTE! zugerufen haben. Dies haben wir auch immer lobend zur Kenntnis genommen. Mitlerweile fühlt er sich aber auf seinem Laufrad so sicher, daß er sowohl gester zum ersten Mal, als auch heute erneut nicht auf uns gewartet hat und somit ein Nachlaufen unsererseits provoziert hat. Gestern haben wir angekündigt, bei Wiederholung kommt das Rad in den Kofferraum und wird für ein paar Tage in den Keller verbannt. Daraufhin blib er immer in Hörweite. Heute wiederholte sich aber das ganze Spiel. Zugegeben, ich habe ein wenig hysterisch reagiert, was mir auch sehr leid tut, da er aus einer Seitenstraße auf unsere Hauptverkehrsstraße zuraste, wohl aber auf dem Gehweg blieb aber dennoch recht schnell parallel zur Hauptstraße weiterfuhr. Als ich ihn endlich eingeholt hatte habe ich ihm das Laufrad entwunden mit der Begründung, daß er ja nicht auf meine WARTE! und KOMM ZURÜCK! Rufe gehört hätte und daß er jetzt zufuß nach hause gehen müsse. Ergebnis: Er klammerte sich unter Protest mit seinem ganzen Gewicht an das Laufrad und wir kamen nur sehr mühsam voran. Bei einem Fußweg von normal 20 Minuten vor Augen habe ich dann keine 5 Minuten durchgehalten, mich noch einmal zu ihm heruntergekniet und wir sind übereingekommen, daß sein Verhalten nicht korrekt war und ich darüber so wütent war, daß ich das Rad einkassiert habe. Der weitere Heimweg war reibungslos. Dennoch fühle ich mich nicht wohl. War es jetzt richtig, ihm das Rad trotzdem schon wieder zu geben? Hätte ich nur seinen Wutausbruch aushalten müssen, um meine Glaubwürdigkeit zu behalten? Hätte ich heute noch die gestern angekündigte Strafe, das Rad in den Keller zu stellen durchsetzen können - schließlich war heute nicht mehr die Rede davon? Ist eine solche Verbannung überhaupt sinnvoll? In Erwartung Ihrer Hilfestellung wünsche ich Ihnen einen schönen und sonnigen Tag. Gabriele
Christiane Schuster
Hallo Gabriele Erfahrungsgemäß wird es sicherlich mit einer eigenen Entscheidung im Restaurant noch dauern, bis Yannick ca. 5 Jahre jung sein wird. Im Moment findet er das Wort: Apfelschorle wahrscheinlich so interessant, dass er in dem Augenblick der Bestellung nur von dem Wortklang fasziniert ist und sich nicht gleichzeitig bewußt wird, was er da überhaupt bestellt: Auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren, ist bei 3-Jährigen nur in den seltensten Fällen möglich und eher die Ausnahme. Ähnliches können Sie bei der Wolldecke und auch beim Fahren mit dem Laufroller beobachten: Die Wolldecke ist für ihn eine neue Erfahrung, die ihn erst einmal fasziniert ohne gleichzeitig darüber nachdenken zu können, dass er dann wohlmöglich frieren wird, wenn diese Decke weggestrampelt wird. Auf das "Flitzen" mit dem Laufrad konzentriert er sich so sehr, dass er an nichts Anderes mehr denken kann.- Denken Sie vorläufig noch für ihn, bzw. informieren Sie ihn über die evtl. auftretenden Folgen, wenn er Ihre vorangegangenen Erklärungen mißachtet. Nach dieser Information ist allerdings ein konsequentes Verhalten Ihrerseits notwendig, damit Ihr Sohn lernt, dass begründete Regeln und Grenzen auch einzuhalten ist. Mit dieser Konsequenz sollten Sie allerdings nicht bis zum nächsten Tag warten sondern sie umgehend eintreten lassen, da Yannick sonst wiederum die Zusammenhänge nicht erkennen kann, was für eine eigene Entscheidung aber die Voraussitzung ist. Liebe Grüße und: bis bald?
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