Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Eiefersucht

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Eiefersucht

Mitglied inaktiv

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Hallo, Ich habe 2 unter 2, Mein Sohn ist gerade 4 geworden und meine Tochter im März 2, sie sind also 21 Monate auseinander. Wir wollten das so, ich hatte Probleme schwanger zu werden und da haben wir nach der Geburt des ersten nur ein Jahr verhütet...;-) Es war alles wunderbar, nach dem Sohn die Tochter, beide zuckersücß, keine Eifersucht...bis.... Ja bis meine Tochte sich vom Baby zum Kleinkind und nun zum Kind gemausert hat. Mein Sohn ist megaeifersüchtig. Er schlägt sie bei jeder Gelegenheit, sagt immer er hasst sie und möchte daß sie tot ist. Mir ist schon klar, daß er nicht weiß was er da sagt, ich versuche auch wirklich viel an der Situation zu ändern. Ich mache was mit ihm alleine, damit er auch mal die MAMA FÜR SICH HAT UND ich versuche ihn gleich zu behandeln. Die kleine darf natürlich andere Sachen, wie Schnuller oder Flasche abends. Ich sage ihm dann immer daß er ja dafür schon andere Sachen darf, wie im großen Kindersitz sitzen, oder bestimmte Sachen im Fernsehn anschauen, oder mit der Bastelschere schneiden usw. Es nutzt nichts, er redet nur in Babysprache, behauptet ich habe die Kleine lieber als ihn. Ich habe ihn sofort in den Arm genommen und ihm gesagt das das nicht stimmt. Klar schimpfe ich öfter mit ihm, er ist eben sehr trotzig und macht viel mehr Blödsinn (dem Alter entsprechend normal)... Ich kann nicht mal den Raum verlassen ohne daß er ihr weh tut, besonders schlimm ist es aber wenn die Großeltern hier sind...dann rastet er komplett aus. Sie bevorzugen keinen ihrer 5 Enkelkinder... Was kann ich tun??? LG


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Hallo Ratsuchende Bitte fragen Sie Ihren Sohn einmal direkt, ob er auch wieder so klein (jung) sein möchte, wie seine Schwester und genauso behandelt werden möchte. Vereinbaren Sie ggf. eine bestimmte Tageszeit, wo er ausdrücklich "Baby" spielen DARF - dann aber mit allen (!) Konsequenzen! Er wird bald stolz darauf sein, doch wieder großer Sohn und Bruder und auch Beschützer sein zu können. Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Hallo, Frau Schuster hat sicher ausführlichen Rat. Ich wollte nur auf einen Aspekt eingehen: Du sagst, er mache viel Blödsinn und sei sehr trotzig. Wenn Du dann aber schimpfst, fühlt er sich ja noch weniger geliebt - und wird noch unglücklicher und "schwieriger" - das ist ja ein häufiger Teufelskreis. Der bekannte Famlientherapeut Jesper Juul sagt: "Trotzalter ist, wenn die Kinder selbständig und die Eltern deshalb trotzig werden". Das Wort "trotzig" sei die Bezeichnung derjenigen, die die Macht haben, für unbequeme Untergebene :-) Er meint damit, dass Kinder nicht angeborenerweise "trotzen", sondern schlicht, weil wir sie ständig unterschätzen und sie - aus Eile und Bequemlichkeit - zu wenig selbst tun und entscheiden lassen. Es gebe Verantwortungsbereiche der Eltern, aber auch der Kinder für sich selbst. Kinder trotzen vor allem dann, wenn die Eltern sich in die Verantwortungsbereiche der Kinder einmischen und alles für sie machen und bestimmen wollen (Essen, Körperpflege, Kleidung). Das aber mag kein Mensch gern, auch nicht ein ganz kleiner Mensch. Wenn Du Deinen Kleinen im Alltag alles selbst machen und selbst entscheiden lässt, was er schon kann (und das ist viel mehr, als wir Eltern gewöhnlich glauben), wird er zufriedener werden. Er wird merken, dass es durchaus "cool" ist, schon der "Große" zu sein. Dass er fernsehen, basteln und im Kindersitz sitzen darf, reicht da nicht aus. Er will Dinge TUN dürfen, die ihn stolz machen und ihn spüren lassen, wie groß und hilfreich er schon ist. Das sind nicht nur die üblichen Kinder-Dinge, sondern vor allem Sachen, die sonst die Erwachsenen übernehmen. Beispiel: Mein Sohn (3) hilft mir, die Spülmaschine auszuräumen, die Wäsche zu sortieren, zu staubsaugen, die Blumen zu gießen, den Müll rauszubringen. Er entscheidet jetzt im Sommer allein, was er anziehen möchte. (Im Winter stelle ich ihm zwei Garnituren zur Auswahl, damit er sich nicht für T-Shirt und Shorts entscheidet :-)) Er entscheidet, was und wieviel er isst (es stehen fast nur gesunde Sachen zur Auswahl), wie lange er schläft usw. Natürlich muss ich bei einigen Dingen ein wenig steuern und auch gelegentlich mal eine Grenze für mich selbst ziehen. Trotzdem fällt die berühmte Trotzphase bei uns so sanft aus, das ich sie kaum bemerke und auch nie so nennen würde. Mein Sohn ist einfach zu beschäftigt und zu zufrieden mit sich, um zu "trotzen". Das Trotzalter ist also keineswegs natürlich oder unvermeidlich - das war auch für mich überraschend, denn bei meiner großen Tochter war es schon heftig. Auch ihre Geschwister-Eifersucht gegenüber dem Kleinen hält sich übrigens in Grenzen, weil auch sie im Alltag ihre eigenen, starken Bereiche hat, die sie stolz und zufrieden machen. Sie merkt, dass es durchaus "cool" ist, die Größere zu sein. Sie darf schon fast alles selbst tun und entscheiden (sofern es nicht gerade lebensgefährlich ist). So ganz ohne Eifersucht geht's aber bei uns auch nicht. Statt zu schimpfen (was ihren Zorn vergrößern würde) greife ich nur kurz ein und spreche über die Gefühle beider Kinder: "Dein Bruder ist traurig, wenn du ihm weh tust. Ich kann aber verstehen, dass es dich stört, wenn er deine Sachen nimmt und kaputt macht. Was können wir machen, damit deine Sachen vor ihm sicherer sind?" So wird kein Kind verurteilt und beide fühlen sich wahrgenommen - und das ist das Wichtigste. Langer Rede kurzer Sinn: Mein ultimativer Tipp ist o.g. Buch. Bin seitdem großer Juul-Fan, weil's wirklich den Alltag verändern kann - was ich zuvor noch bei keinem schlauen Erziehungsratgeber erfahren habe. Grüßle, Mimi


Mitglied inaktiv

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Danke für den Tip. Werde mir das Buch besorgen...es stimmt ich nehme ihm schon viel ab, das könnte ich wirklich ändern. Allerdings muß ich sagen mit 3 Jahren war er auch noch ein kleines Engelchen. Er ist erst seit ein paar Monaten so anstrengend! Die Sache mit dem Kindersitz und der Bastelschere waren nur Beispiele...natürlich darf er auch mitentscheiden was er anzieht. Er mag seine Latzhosen nicht mehr anziehen, das ist okay und er schmiert sich sein Brot selber, geht alleine zum Klo, zieht sich alleine an, er hilft mir den Tisch decken oder Wäsche aughängen! LG Susanne


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