Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

doktorspiel....

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: doktorspiel....

Mitglied inaktiv

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hallo, ich will kurz von meiner tochter berichten (3 3/4 jahre) und dem letzlich erlebten und ihre meinung dazu: meine tochter war früher ein in der öffentlichkeit eher ruhiges kind (zuhause keineswegs), die sich auch nicht wirklich gewehrt hat...mittlerweile und vor allem durch den kindergarten setzt sie sich durch und wehrt sich auch...hat auch gut anchluss dort gefunden und ist beliebt...insofern mache ich mir da keine gedanken.... doch letztens geschah folgendes: wir waren bei einer freundin (1 jahr älter), die sie aber sehr selten sieht und eigentlich kein kontakt mit ihr hat zum spielen...diese holte dann noch ein nachbarskind (ebenfalls 1 jahr oder mehr älter) und sie spielten zu dritt... die tür war zu und es war auch friedlich..als ich dann gehen wollte ging ich rein und meine tochter lag splitterfasernackt da, ganz schüchtern und klein, frierend und die anderen beiden spielten doktor bei ihr... irgendwie war der anblick überhaupt nicht schön für mich...auf die frage später hin, ob sie sich selbst ausziehen wollte oder die anderen zwei sie dazu zwangen, sagt sie "nein, die haben mich gezwungen und gehauen, ich hab zurückgehauen, hat aber nichts genutzt", das andere mal wieder: "ja, ich wollte das selbst so und habe mich selbst ausgezogen und das sie auch wieder mal zu dieser freundin will und dort überanchten usw...."....danach war sie äußerst sensibel den ganzen abend und am nächsten tag hat sie theater im kiga gemacht, als ich ging....nun mache ich mir so gedanken, denn die situation ist ja für so ein kleinkind schon erniedrigend aus meinen augen...andereseits frage ich mich, ob das einfach normale doktorspiele von kindern sind und das kleinste kind halt immer dieses los zieht.... was meinen sie? oder hat sie jetzt einen"psychischen" schaden davongetragen? oder bewerte ich das über? viele grüße


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Hallo Astrid Dem Tipp von Mimi kann ich mich uneingeschränkt anschließen: Doktorspiele in diesem Alter sind durchaus normal, da die Kleinen sich intensiv mit ihrem Körper beschäftigen. Spielen mehrere Kinder zusammen, kommt es auch wie unter Geschwistern zu sog. Machtkämpfchen und Jede(r) möchte beweisen, dass er der Stärkste, Beste, Größte,...ist. Dabei ist dann nicht immer das kleinste (jüngste) Kind das Unterlegene. Sprechen Sie möglichst keine Verbote aus, aber informieren Sie immer mal wieder so sachlich wie möglich über Gefahren, Vorbeugung, Abwehr, sodaß Ihre Tochter zunehmend lernt, sich zur Wehr zu setzen, wenn sie mit Etwas nicht einverstanden ist, aber auch Gefahren abzuwehren und die eigene Neugier zu befriedigen. Neben dem bereits empfohlenen Buch kann ich Ihnen noch "Mein Körper gehört mir" empfehlen und weitere Bilderbücher, die Sie auf nachfolgender Seite einsehen können. Meist halten öffentl. Büchereien mehrere Buchtitel zu diesem (und anderem) Thema vor, sodass Sie bei der Auswahl auch Ihre Tochter mitentscheiden lassen können: http://www.amazon.de/Mein-K%C3%B6rper-geh%C3%B6rt-Aufkl%C3%A4rungsbuch-FAMILIA/dp/3785544359/ref=pd_bxgy_b_text_b Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Hallo Astrid, es ist natürlich keineswegs so, dass beim Doktorspielen den Kleinsten das "Los" des Unterlegenen zukommt. Doktorspiele sind nur und ausschließlich dann okay, wenn sie unter GLEICHALTRIGEN und in völligem Einverständnis der beteiligten Kinder stattfinden. Auch dann sollte man als Mutter mit dem Kind darüber sprechen und klarmachen, dass so etwas nur geht, wenn gewisse Regeln eingehalten werden. Zum Beispiel dürfen bei Mädchen natürlich keine Gegenstände in die Scheide eingeführt werden, was man aber wirklich extra sagen sollte - Kinder kommen auf solche Ideen! Das Erlebnis Deiner Tochter würde ich zwar grundsätzlich nicht dramatisieren. Es ist aber gut, dass Du die Situation mitbekommen hast, denn offenbar besteht Handlungsbedarf: Da Deine Tochter offenbar ihre körperlichen Grenzen noch nicht ausreichend wahren kann, solltest Du mit ihr nun viel darüber sprechen, wie man sich gegen Übergriffe anderer einfach und erfolgreich wehrt. Meine Tochter fand das Buch "Das kleine und das große Nein" von Gisela Braun und Dorothee Wolters sehr gut, sie wollte es eine Zeitlang oft vorgelesen haben. Sie hat nach dem Vorlesen immer mit Genuss das große "Nein" geübt. Das Büchlein ist vom Kinderschutzbund empfohlen und mit einfachen Bildern und Texten versehen, die jedes Kind intuitiv versteht. Es geht hier um Alltagssituationen, in denen Kinder sich gegenüber anderen Menschen abgrenzen sollten (Übergriffe durch ältere Kinder, durch überhebliche Erwachsene, durch bekannte oder fremde Männer mit unguten Absichten etc., alles sehr kindgerecht ausgedrückt). Grüßle, Mimi


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