Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Diskrepanzen bei der Kindererziehung

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Diskrepanzen bei der Kindererziehung

Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster, mein Mann und ich leben räumlich getrennt, das habe ich Ihnen bereits geschildert. Durch eine Paarberatung haben wir uns wieder angenähert und die einzige Möglichkeit einer Versöhnung bestünde darin, dass ich mit meinem Sohn zu meinem Mann 100 km weiter weg ziehe. Das bereitet mir jedoch Kopfzerbrechen: 1. hat der Kleine in seinem kurzen Leben viel mitgemacht, (Umzug, Trennungen von wichtigen Bezugspersonen (der Papa verließ uns ja quasi erstmal vor 2 Jahren), dann wiederholte Versöhnungen und wieder miese Stimmungen zwischen meinem Partner und mir) und er möchte zwar schon, dass Papa und Mama wieder zusammen wohnen, aber wir haben mit ihm gesprochen darüber, dass wir wegen Papas Arbeit dann umziehen müssten, aber der Kleine meinte, er wolle überhaupt nicht weg. 2. mußten wir erst im September den Kindergarten wechseln, weil der alte Konkurs ging und unser Sohn hat sich bereits eingelebt und neue Freunde gefunden und 3. merkt er, dass es auch mir eigentlich widerstrebt, umzuziehen und meine Freunde, meine neu erworbene Berufstätigkeit etc. wieder aufgeben zu müssen. Mein Mann und ich haben am Wochenende telefonisch total lange darüber diskutiert, Umzug ja/nein. Wenn mein Sohn und ich einem Umzug nicht zustimmen, bleibt für meinen Mann nur die Scheidung. Für meinen Mann wäre es (meiner Meinung nach) theoretisch kein Problem, sich in eine Nachbarfirma seiner jetzigen Firma versetzen zu lassen, die nur 30 km von dem Wohnort von mir und meinem Sohn angesiedelt ist. Das zieht mein Mann aber nicht in Erwägung. Seine Karriere ist ihm wichtiger als das Familienleben. Ich war am Wochenende darüber recht beunruhigt und grimmig, der Kleine, der sehr stark auf meine Stimmungen reagiert, war daraufhin sehr unausgeglichen. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich auf die Äußerungen meines Mannes so grimmig reagiere und nicht so gelassen. Als ich meinem Mann am Telefon mitteilte, unser Sohn hätte am Samstag nur Käse angestellt, sagte dieser, das sei alles Quark, ich würde zu viel reininterpretieren und der Junior müsse ab und an eben mal einen auf den Popo kriegen und ich sei im Übrigen sowieso zu nachsichtig mit ihm. Das hat mein Mann auch bei einem Elterngespräch im Kindergarten so toll bemerkt, ich sei einfach viel zu lieb und das Kind hätte keine Struktur. Ich finde es unmöglich, dass er mir da so offen in den Rücken fällt. Unser Sohn war da zum Glück nicht dabei, aber es gibt auch sonst häufig Situationen, wo wir uns nicht einig sind im Erziehungsstil. Ich war sehr sauer, denn ich war die Einzige, die unserem Sohn seit Geburt an Struktur gegeben hat. Ich habe ihn nicht verlassen bei Schwierigkeiten (so wie mein Mann), habe ihn getröstet, war da, habe ihm ein ruhiges Heim gegeben, Liebe, Geborgenheit. Ich setze ihm auch Grenzen, aber mein Mann hat völlig andere Erziehungsauffassungen als ich. Wir streiten uns dann auch darüber. Ich habe das Gefühl, auch mehr machen zu müssen, weil mein Mann sich von Anfang an nicht so beteiligt hat, aber er hat natürlich die Weisheit mit den Löffeln gefressen. Es geht aber oft um Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann, warum mein Mann unseren Sohn ständig gängelt oder an ihm herumnörgelt. Mein Mann hat z.B. einen totalen Putzfimmel und meint, auch mit Kind könnte die Wohnung immer aussehen wie in einem Architektur-Hochglanzmagazin. Es dürfen keine Spielsachen in andere Räume als im Kinderzimmer liegen gelassen werden, alles muß sofort entfernt werden. Er findet es "unmöglich", dass ich unserem Sohn auch mal erlaube, mit mir gemeinsam am Wochenende auf einer Wolldecke vor seiner Lieblingssendung im Fernsehen zu picknicken - schon so einfache kleine Dinge, die für mich und meinen Sohn in der Zeit des Getrenntlebens zu Ritualen geworden sind, werden bemängelt und als unmöglich eingestuft. Ich sage unserem Sohn auch, dass er gern auch mal mit seinen Autos beim Kochen in meiner Nähe spielen kann, ich sehe da auch kein Problem darin, denn danach weiss er auch, dass er es wieder aufräumen soll und das macht er auch meistens. Ich weiß nicht, gerade war ein wenig Ruhe eingekehrt von dem ganzen Ehe-Hin und Her. Ich fühle mich von meinem Mann dermaßen gestreßt - von seinen diktatorischen Ideen und völlig blöden Ansichten, seinem Sauberkeitsfimmel etc. Ich denke, das ist unserem Sohn überhaupt nicht zuträglich. Alles, was ich mir immer anhören muss, ist: Du verhätschelst ihn, er hat keinen Respekt vor dir... Mit Schlagen erhält man aber doch keinen Respekt!!! Und dass ein Kind beim Essen auch mal krümelt, ist völlig normal. Wie sollen wir mit dieser Diskrepanz in Erziehungsfragen umgehen? Würden Sie mir raten, mit diesem Mann jetzt schon zusammen zu ziehen oder es zu lassen? Ich tendiere derzeit zu letzterem. Und wenn wir umziehen - hätte das für unseren Sohn nicht wieder eine Art Unruhe und Schockerlebnis?


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Hallo Ratsuchende So schwer es auch für Sie sein mag: auch ich sehe bei einem erneuten Zusammenziehen keine Basis für ein harmonisches, partnerschaftliches Miteinander. Ständige Meinungsverschiedenheiten beobachtet Ihr Sohn ganz genau, sodass er voraussichtlich zunehmend seine momentan sichere Orientierung verlieren wird. Er wird hin- und hergerissen sein zwischen Ihnen und Ihrem Mann, seinen nächsten Bezugspersonen. Ganz abgesehen davon, dass sicherlich auch Sie leben möchten ohne ständig gemaßregelt zu werden.- Sie sind keine "Unterwürfige" Ihres Mannes und haben zu tun und zu lassen, was Ihr "Herr und Gebieter" von Ihnen wünscht! Diese Zeiten gehören Gott lob der Vergangenheit an! Für eine richtige Entscheidung drücke ich Ihnen alle verfügbaren Daumen.:-) Viel Kraft, liebe Grüße und: bis bald?


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Hallo Traumfänger! Es ist eigentlich überhaupt nicht meine Art zu Postings anderer User Kommentare abzugeben, aber Deine Schilderung trifft fast zu 100% das Verhalten meines Ex-Mannes. Gerade solche Sachen ("Du bist viel zu weich... Kinder brauchen harte Erziehung!" Und wehe es war mal nicht picobello aufgeräumt!) waren es die mich veranlasst haben auszuziehen. Mal ehrlich, ich würde nicht im Traum daran denken zu so jemandem freiwillig einzuziehen. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass ein ausgeglichenes Familienleben nicht einen Vater braucht, der im selben Haushalt lebt. Ein Kind braucht ein warmes Zuhause wo es sich wohl fühlt und sich auch mal gehen lassen kann. Alles Andere gibt ihm doch das Gefühl nicht mal Zuhause es selbst sein zu dürfen, oder? Welche Entscheidung Du auch immer triffst (ich glaube Du hast sie schon getroffen) ich wünsche Dir und Deinem Kind alles erdenklich Gute dabei!! Gruß Mariele


Mitglied inaktiv

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Hallo, obwohl Ihre verzweifelt Frage vorher schon beantwortet wurde, möchte ich mich nochmal anschließen und bekräftigen, daß sich Ihre Empörung über Ihren Mann kräftig und angebracht anhört. Er scheint nicht sehr viel gelernt zu haben. Ich habe mehrere Alleinerziehende als Freundinnen, denen geht es ohne Mann besser als mit - nur aus Einsamkeit sollte man nicht auf die falschen Männer zurückgreifen. So schwer es auch ist. Sehen Sie den Tatsachen ins Auge. Viel Kraft wünscht - MiuMiu


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