Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Die Emma *seufz* ...

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Die Emma *seufz* ...

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Hallo Christiane, ich habe gerade ein Problemchen und würde Dich gern um Rat fragen. Es geht um "Emma" (ich nenne sie mal so), Monis (5) "beste Freundin". "Emma" kam mit Moni zusammen mit 3 Jahren in den Kindergarten - in die gleiche Gruppe. "Emma" ist ein - vorsichtig ausgedrückt - vorbelastetes Kind. Ihre Mama litt lange Jahre an ihrer Trauer um ein vor "Emmas" Geburt verstorbenes Geschwisterchen, ihr Papa ist wohlhabender Geschäftsmann. Ich vermute "Emma" kam dadurch gerade auch emotional reichlich zu kurz in den ersten Jahren, auch wenn es ihr materiell an nichts fehlte und tendentiell Oma und Opa durchaus bemüht sind. "Emma" kam in den Kindergarten und schwieg. Egal wem gegenüber: Sie redete nicht. Ihre Eltern waren keine große Hilfe. Es freute mich total, daß es gerade Moni war - mit ihrer supersozialen Art - die "Emma" auftauen konnte und an die Hand nahm. Die beiden wurden unzertrennlich. "Emma" war oft hier - sie redete aber mit niemandem außer Moni. Moi hat se regelrecht bemuttert ... Seltener war auch Moni bei ihr. Zugegeben: Weil ich sie nicht so gern zu "Emma" ziehen ließ, da die beiden dort mehr oder weniger unbeaufsichtigt vor sich hinwuselten und sich mit der Zeit herausstellte, daß "Emma" bei aller Sprachlosigkeit haufenweise Unfug einfiel, der mir teils bitter aufstieß, wenn ich abends davon hörte. Trotzdem waren beide ein Herz und eine Seele. "Emma" wurde zunehmend selbstbewußter, landete auch endlich in der KIGA-Gruppe und fand natürlich auch andere Freundinnen. Und je mehr "Emma" auftaute, desto mehr entwickelte sie sich - ich schreibe mal ganz emotional - zum "Biest", das andere gegeneinander ausspielte, mit ihrer "interessanten" weil anderen Art kokettierte. Moni kann damit nicht viel anfangen, sie ist geradeheraus. Sie mag jemanden oder auch nicht und dazu steht sie. "Emma" fing dann mit den Spielchen an wie "Du bist jetzt nicht mehr meine Freundin, weil ..." Ich weiß schon, daß das eigentlich "normal" ist, trotzdem tut es mir weh, wenn sich Moni alle Nase lang die Augen aus dem Kopf weint und untröstlich ist, weil "Emma" grade keine Lust auf sie hat. Wir kamen damit noch einigermaßen klar, die Mädels arrangierten sich neu, Moni fand zusätzliche Freundinnen, es war nicht mehr täglich ein Weltuntergang, wenn "Emma" keine Lust hatte. Nun sind wir wieder eine Stufe weiter und so langsam geht mir die Puste aus. Denn "Emma" hat alles und bekommt alles was sie sich wünscht. Sie wickelt ihren Papa um den Finger und die finanziellen Voraussetzungen sind auch ganz anders als bei uns (mal ab davon, daß ich das SO gar nicht möchte für meine Kids). Und "Emma" scheint es sich nun neuerdings zum Sport gemacht zu haben, Moni traurig zu machen. Es ist nur noch Gehetze. Moni ist keine gute Freundin, weil sie dies oder das nicht hat. Monis Papa ist kein guter Papa, weil er ihr dies oder das nicht kauft / ermöglicht. Und sicher haben sie ihre Eltern auch nicht so lieb (weil sie ja nicht die Unmengen an Dingen besitzt, die man unbedingt haben muß *augenroll*). Kommt "Emma" zu Moni, stellt sie nur sachlich fest, was bei IHR alles im Zimmer steht und bei Moni nicht. Geht Moni zu "Emma" wird es andersrum demonstriert. Ich rede, tröste, erkläre, zeige Unterschiede auf (z.B. an gemeinsamen Unternehmungen, am Zeitfaktor, den "Emmas" Papa so nicht für sie bringen kann etc.) - es zählt nicht, Moni ist unglücklich. Denn für "Emma" ist sie nichts wert, wenn sie nicht ...... und Moni ist eben standhaft und mag "Emma" immernoch wie anfangs. Wie krieg ich einen Fuß auf den Boden ?? Weißt Du Rat ? Danke und LG, Silke


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Hallo Silke Bitte versuche Moni einmal zu erklären, dass Emma mit ihrem vielen Spielzeug nur angibt, um Etwas zu haben, was andere Kinder eben nicht haben. Sie hat z.B. leider keine Geschwister, mit Denen sie sich streiten kann, die aber dennoch immer für sie da sind; so sucht sie sich andere Kinder, um sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Auch werden ihre Eltern vermutlich nicht so viel Zeit haben für Ausflüge oder um ihr zu zeigen, wie man reitet :-), sodass Emma eigentlich traurig ist, es aber nicht zugeben wird, weil sie genauso stark wie Moni sein möchte. Geschwister und Zeit kann man nicht kaufen; nur materielle Dinge, die irgendwann uninteressant werden.- Schlage Moni vor, auf die Worte von Emma, was sie Alles im Gegensatz zu Moni hat zu reagieren, indem sie darauf hinweist, was sie Alles hat und dann vorschlägt, sich doch zusammen zu tun, sodass sie gemeinsam Beides haben können und sich Damit gegenseitig helfen. Viel Erfolg, liebe Grüße, bis bald und: ich freue mich auf Post:-))


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emma zeigt mit ihrem ganzen verhalten, dass sie probleme hat. dass sie moni niedermacht damit, dass diese nicht so viel materielle zuwendung bekommt zeigt doch eher, dass sie liebe und persönlichen wert mit materieller zuwendung gleichsetzt. ich kann mir auch gut vorstellen dass sie eigentlich eifersüchtig auf moni ist weil sie erlebt hat, was moni bekommt das ihr selbst fehlt, so dass sie "den spieß rumdreht" um nicht so furchtbar bedürftig zu sein (und das ist sie). ich finde, auch wenn emmas verhalten euch wehtut und die situation für moni mist ist, dass ihr stolz auf euch sein könnt und etwas in emmas leben bewirkt habt (auch wenn sie jetzt so schwierig ist): durch monis zuwendung, genauso wie deine, ist sie aufgetaut, hat begonnen vertrauen zu fassen und mit jemandem zu sprechen, kann langsam auch auf andere kinder zugehen (was vertrauen voraussetzt) und kann ihre probleme, die sie hat mit ihrem schwierigen verhalten nun besser zum ausdruck bringen. heißt, sie ist nicht mehr so in sich gefangen und isoliert und unterdrückt ihre gefühle weniger. emmas verhalten klingt nach sehr großen problemen und nach deutlicher vernachlässigung. für die familie wäre sicher eine familientherapie geeignet, aber darauf hast du ja keinen einfluss. ich würde an deiner stelle mit moni reden und ihr sagen, dass emma zwar viele spielsachen hat, aber dass ihre eltern nie zeit für sie haben, mit ihr spielen, schöne ausflüge machen etc. und dass moni darauf neidisch ist. möglicherweise pädagogisch wertlos, aber wenn emma das nächste mal bei euch sachliche bestandsaufnahme macht was moni alles nicht hat kontere doch mal ebenso kurz und sachlich, dass emma dafür z.b. viele ausflüge mit euch macht. oh man, eine verfahrene situation. wie oft spielt denn deine tochter mit moni? vielleicht reduzierst du diese treffen, zb nur noch einmal die woche, und lädst auch andere kinder zum spielen ein, dass deine tochter noch jemand anderen findet, mit dem sie eine tiefere (und gleichwertige) freundschaft aufbauen kann. und sicher wäre es hilfreich für moni, wenn sie nicht nur supersozial ist, sondern auch das abgrenzen und sich-zur-wehr-setzen gut lernt. dass sie den verbalangriffen etwas entgegensetzen kann und nicht in eine opfer-oder mobbingrolle rutscht. ich bin kein freund von sofort jugendamt einschalten. in diesem fall sehe ich das etwas anders. rede mit der mutter, beschreibe deine beobachtungen, sag ihr auch klipp und klar dass spätestens bei der schuluntersuchung emmas verhaltensauffälligkeiten ans tageslicht kommen werden (das nicht-sprechen!). wenn die mutter nicht reagiert würde ich das jugendamt informieren, denn hier liegt offenbar eine vernachlässigung und kindswohlgefährdung vor (was ich zurücknehme wenn sich herausstellen sollte dass das kind irgendwie in ärztlicher bzw. therapeutischer behandlung ist). jugendamt bedeutet ja nicht, dass das kind den eltern entrissen wird sondern dass notwendige hilfen angeleiert werden. wie reagiert denn der kindergarten? sowohl in den konfliktsituationen zwischen emma und moni als auch auf monis entwicklungsstand? eigentlich sind die einrichtungen mittlerweile dazu angehalten, verdacht auf misshandlungen oder vernachlässigungen zu melden (erstmal natürlich kontakt mit den eltern, aber wenn von deren seite keine reaktion kommt auch das jugendamt zu informieren). vg, MF


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Hi, grundsätzlich sehe ich "Emmas" Situation schon genauso wie Du, Mamafrosch. Sie hat noch einen (6 Jahre ?) älteren Bruder, das Kind "dazwischen" ist verstorben soweit ich weiß. Es ist etwas schwierig für mich,w eil ich nicht weiß, wie offen ich hier schreiben darf. Schick mir doch evtl. mal Deine Mailaddy, dann erkläre ich zu "Emmas" Familie weiter, das wird mir hier öffentlich etwas zu heiß. Was Moni angeht: Sie HAT andere Freundinnen, auch gute und "gleichwertige". Sie ist aber mit keiner so verbunden wie mit "Emma", ich denke mal das liegt auch daran, daß Moni - wissentlich oder unbewußt - fühlt, daß "Emma" sie durchaus braucht, daß das Verhältnis ungleich ist. Wenn die beiden zusammen sind, ist Moni gleichermaßen "Spielkind" und "Mutti", schreib ich jetzt mal so salopp. Eine Rolle, die ihrem Alter sicher nicht paßt, die sie aber irgendwie zu mögen scheint. Moni ist auch nicht prinzipiell - wie man evtl. aufgrund des Postings denken könnte - ein unselbstständiges Kind oder gar hilflos, abhängig oder dergleichen. Sie weiß sich prinzipiell schon sehr gut durchzusetzen (allein durch ihre drei Brüder ;-)), nur "Emma" schafft es wirklich jedesmal, den Finger dahin zu legen, wo es Moni am meisten weh tut. Sie ist auch nicht deswegen traurig, weil sie "Emma" glauben würde, daß wir sie nicht lieb haben, weil wir ihr diese spezielle Puppe oder irgendwelchen speziellen Lillifeekram o.ä. nicht mal eben zwischendurch in die Tasche stecken. Sie ist nicht sauer auf uns (soweit ich das beurteilen kann), generell denke ich mit ihrem Leben (und ihren persönlichen Dingen) zufrieden sie ist "nur" traurig deswegen weil "Emma" sie - ich behaupte hier mal provokativ - ablehnt, ihr bewußt weh tut. Ich habe mir den Mund bereits längs und quer fusselig geredet. Kernfrage bleibt bei Moni: Warum ärgert mich die "Emma" ich hab ihr doch nichts getan ? und irgendwie kann ich ihr nicht verständlich machen, was Du schreibst und ich weiß: Daß "Emma" so vieles andere fehlt. WILL sie nicht verstehen oder kann sie nicht ? Ich weiß es nicht. Moni ist sonnig, meist gut gelaunt, optimistisch - sie teilt alles und freut sich erst richtig, wenn alle anderen es auch tun (altersgemäßen Zickenterror ausgenommen). Moni springt "Emma" quasi mit all ihrem sonnigen Gemüt ins Gesicht und bekommt bildlich gesprochen dann eine Ohrfeige. DAS versteht sie nicht. Zieht sie sich zurück und resigniert, kommt "Emmas" nächstes Anbandeln stampepede wie das Amen in der Kirche - und Moni freut sich und denkt jetzt ist alles geklärt. Bis zur nächsten "Ohrfeige". "Emma" mit ihren eigenen Waffen zu schlagen finde ich gefühlsmäßig falsch, aber einen so guten Draht, daß ich quasi unter vier Augen mit ihr "warm" sinnig sprechen könnte habe ich leider nach wie vor nicht, sie scheint mich regelrecht zu meiden, als hätte sie Angst vor "zuviel warm". Christiane Deine Idee mit der "Ergänzung" finde ich sehr gut, mal sehen, ob wir das umsetzen können. Es sind ja an sich 2 Paar Schuhe. Mir tut "Emma" von Anfang an leid und ich würde gern auch mehr für sie tun - aber es darf nicht so sein, daß das auf Kosten meiner eigenen Tochter geht. Alles nicht so einfach ... LG, Silke


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Zu den Treffen: Das ist ganz unterschiedlich wie die Mädels sich grad grün sind und auch "Emmas" Papa und ich uns am Kindergarten treffen (ohne Absprache vorher geht es nicht, da "Emma" nicht im selben Ort wohnt). Manchmal 3x die Woche, dann auch mal gar nicht ... aber natürlich sehen sie sich jeden Morgen im Kindergarten und das allein reicht völlig, daß "Emma" ihre Launen ausleben kann. Zumal sich dort super demonstrieren läßt, daß sie ja inzwischen viiieeeele Mädchen interessant finden und nicht mehr nur Moni ... ich muß glaube ich auch nicht gesondert erwähnen, daß sich dann "Emma" bevorzugt die Mädels zum Spiel nur zu zweit rauspickt, die gerade mit Moni beschäftigt sind ...


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du kannst mir gern mailen :-) tarcjadan@web.de ich schau zwar nicht ganz jeden tag da rein, aber doch sehr regelmäßig. vg, MF


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