Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Dialekt oder hochdeutsch?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Dialekt oder hochdeutsch?

Pinky87

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Guten Tag Frau Sylvia Ubbens, meine Frage bezieht sich auf die Spracherziehung meiner Tochter (20 Monate). Diese spricht inzwischen alles nach. Wir wohnen in Bayern und dort wo wir wohnen (nähe München) spricht die Mehrheit hochdeutsch. Bei meinen Eltern wo ich aufgewachsen bin (dirket auf dem Land) wird fast ausschließlich bayrisch gesprochen. Meine Eltern reden ebenfalls bayrisch mit ihr. Mein Mann kommt aus dem Norden und spricht dialektfreies deutsch. Ich passe mich sprachlich immer an mein Gegenüber an. Also mit meinem Mann spreche ich hochdeutsch, mit meinen Verwandten/Freundinnen bayrisch. Jetzt meine Frage: Ist es für ein Kleinkind verwirrend wenn ich sowohl dialektfrei als auch Dialekt mit ihr spreche bzw. was würden sie empfehlen? Mein Mann meint es wäre besser fürs Kind wenn es "richtig" deutsch lernt. Bis jetzt habe ich auch nur überwiegend hochdeutsch mit ihr gesprochen, weil ich dachte sie soll erst das richtig lernen und dann den Dialekt. Also Hauptwörter in hochdeutsch und einzelne Verben in hochdeutsch und bayrisch. Ich bin da echt unsicher, möchte aber auch auf der anderen Seite nicht dass mein Kind dadurch verunsichert wird. Ich hoffe Sie verstehen was ich meine und können mir diesbezüglich weiterhelfen. Danke für Ihre Antwort Pinky87


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe Pinky87, Sie haben schon von direkten Erfahrungen meiner Vorrednerinnen gelesen. Schaden wird Ihrer Tochter ein Gemisch der "Sprachen" nicht. Bei zweisprachig erzogenen Kindern spricht man davon, dass es hilfreich ist, wenn ein Elternteil nur die eine Sprache und der andere Elternteil nur die andere Sprache mit dem Kind spricht. So lernt das Kind beide Sprachen spielerisch. Da im deutschen Kindergarten deutsch gesprochen wird, wird spätestens dann bei den meisten zweisprachig aufwachsenden Kindern diese zur Hauptsprache, wobei sie die andere Sprache auch können. Handhaben Sie es bei Ihrer Tochter gerne genauso / ähnlich. Wenn Sie merken, dass Ihre Tochter im Kindergartenalter Schwierigkeiten hat, eine eindeutige Sprache zu sprechen, können Sie immer noch zurückrudern und selbst auch Hochdeutsch mit ihr sprechen, damit sie es in der Schule dann leichter hat. Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, meine Eltern haben nur Hochdeutsch mit uns Kindern gesprochen, obwohl meine Mutter Dialekt spricht und es in unserem Dorf gesprochen wird. Daher kann ich keinen Dialekt sprechen, was ich bis heute sehr bedaure. Ich denke nicht, dass das einem Kind schadet, es erweitert eben die sprachlichen Möglichkeiten, gerade in Bayern, wo die Mundart ja eher üblich ist. Sieh es als "zweisprachiges Aufwachsen", das verwirrt ja wenn auch nur kurzfristig, langfristig profitieren die Kinder davon. Viele Grüße


Nina677

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Hallo, wir wohnen auch in Bayern - tiefstes Niederbayern ;-) bei uns ist es ähnlich: Mein Mann, meine Schwiegerfamilie und die Freunde mit Kindern von hier sprechen alle bayrisch - ich hochdeutsch (oder mittlerweile so ein Gemisch mit ein paar bayrischen Brocken drin). Unsere Tochter (knapp 2 Jahre) bekommt also beides mit, versteht auch beides, plappert auch beides nach. Ich komme ursprünglich aus Ba-Wü, bin mit dem dortigen Dialekt großgeworden (durch Schule und Freunde) und spreche das heute auch noch mit meinen Freunden von zu Hause. Also auch den Dialekt bekommt meine Tochter mit. In unserer Familie ist die Konstellation wie folgt: Mein Vater stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien, meine Mutter aus Rheinland-Pfalz, mein Schwester und ich konnten sowohl ein paar Wörter Jugoslawisch als auch fast fließend pfälzisch sprechen (Dank der Omi, denn zu Hause haben wir nur hochdeutsch gesprochen). Geschadet hat uns der Sprachen-Wirrwarr nicht, im Gegenteil, mit Fremdsprachen (Englisch und Französisch) haben wir uns nicht schwer getan. Was ich allerdings noch aus meiner Schulzeit weiß: Diejenigen, die zu Hause nur im Dialekt großgeworden sind, also gar keinen bis wenig Hochdeutsch-Bezug hatten, haben sich in den ersten Deutsch-Aufsätzen recht schwer getan, weil die Grammatik und Satzstellung im Dialekt ja oft nicht dem Hochdeutschen entspricht. Ich glaube, eure Tochter kann davon nur profitieren ;-) Viele Grüße


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