Mitglied inaktiv
Hallo Frau Schuster, mein Sohn (genau drei Jahre) hat mal wieder eine Phase, in der er mich zur Verzweiflung bringt. Ich denke zwar, dass in den letzten Tagen alles etwas viel für den Kleinen war (diverse Geburtstage - auch sein eigener und eine Scharlachinfektion, d.h. nur zu hause bzw. bei Mama sein), aber irgendwo sind auch Grenzen. Dass er die Medizin nicht mag und erst mehrfach überzeugt werden muss, sie zu nehmen ist schon verständlich, dass er ständig quengelt ist sicher auch auf die Krankheit zurückzuführen, aber dass er sein Spielzeug nur durch die Gegend wirft, die Medizin ausschüttet und zuguterletzt heute morgen seine Milch im Wohnzimmer absichtlich auf den Boden schüttet, weil sie ihm zu warm ist, ist schlicht und einfach unmöglich. In einer ersten Reaktion habe ich ihn in sein Zimmer geschickt und ihm gesagt, dass er rauskommen kann, wenn er sich beruhigt hat und sich entschuldigen möchte, aber die in die andere Zimmerdecke gemurmelte Entschuldigung ist nicht das, was ich von ihm wollte. Wie kann ich in solchen Reaktionen reagieren? Danke Ulli
Christiane Schuster
Hallo Ulli Versuchen Sie das Chaos abzuschwächen, indem Sie Ihren Sohn liebevoll aber bestimmt darüber informieren, dass z.B. Spielzeug vom Herumwerfen kaputt geht, sodass Sie es nehmen und erst einmal ganz wegräumen, wenn er damit anscheinend (noch) nicht spielen kann. Medizin sollten Sie grundsätzlich außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Schüttet er die angeblich zu warme Milch im Wohnzimmer auf den Fußboden, kann er leider nur noch Milch in der Küche und im Beisein eines Erwachsenen zu trinken bekommen, während er im Wohnzimmer Wasser trinken kann, was keine hartnäckigen Flecken verursacht und schnell von ihm selbst aufgewischt werden kann. Diese logische Folgerung wird Ihrem Sohn helfen, zu einer Einsicht zu gelangen und ihn nicht nur "dressieren", wie es m. E. nach in dem positiven Erziehungs-Programm beschrieben wird, ähnlich wie: " Tust du nicht, was ich sage, geh`aus meinem Sichtfeld!" Das Kind wird so in seiner Persönlichkeit zutiefst verletzt, da es feststellen muß, dass die eigenen Bedürfnisse gar nicht beachtet werden und dass sich noch nicht einmal die Eltern mit ihm auseinander setzen. Gleichzeitig erfährt es, dass man in schwierigen Situationen lieber "aussteigt" (auf den "stillen" Stuhl, in ein separates Zimmer). Kurz gesagt: Bist du lieb, bekommst du auch ein Leckerchen; bist du bös, wirst du nicht beachtet!- Da Erziehung aber auf einem gegenseitigen Vertrauen basiert, denke ich, ist eine, wie oben beschriebene, aktive Auseinandersetzung mit Ihrem Sohn zwar etwas langwieriger, trägt aber zum Verständnis und zur dauerhaften Verhaltensänderung durch Einsicht bei, während das "Triple P" m. E. nach zu "blindem Gehorsam" führt.- Weisen Sie Ihren Sohn geduldig immer wieder auf die logischen Folgen hin, wenn er sich an Ihren begründeten Wunsch nicht hält. So wird er bald selbst die Erfahrung machen können, dass er begründete Regeln und Grenzen einzuhalten hat um in Frieden miteinander leben zu können. Halten Sie durch, erholsames Wochenende und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Hallo Ulli, Chaos muss natürlich nicht sein, ein bissel Konsequenz von Eurer Seite braucht es aber auch dazu. In neuerer Zeit favorisieren Kinderpsychologen das sog. Postive Parenting Program (Triple P), vielleicht kennst Du es schon? Es ist das modernste und bisher einzige Erziehungsprogramm, das wirklich in einer Riesenstudie an vielen tausend Familien getestet wurde und nachweislich funktioniert. Wir selbst sind davon total begeistert. Kinder bekommen Grenzen gesetzt ohne Strafe. Für den Fall Eures kleinen Trotzmonsters würde das Triple P folgendes vorsehen: Ihr führt einen Stillen Stuhl ein. Wenn Euer Sohn auf eine Aufforderung nicht reagiert oder absichtlich etwas ausschüttet etc., muss er für zwei Minuten auf den Stillen Stuhl. Der Stuhl steht etwas abseits in einem sicheren, aber langweiligen Bereich ohne Spielzeug (z.B. im Flur). Tritt das Fehlverhalten trotz Stillen Stuhls gleich danach wieder auf, folgt die nächste Konsequenz, die sog. Auszeit. Das Kind muss in einen anderen Raum gehen (ebenfalls sicher, aber ohne Spielangebot) und dort eine Minute lang still sein, bevor es wieder hinaus darf. Schreien wird ignoriert und verlängert den Aufenthalt in diesem Raum, denn es zählt bei der Auszeitminute nur die Zeit, die er wirklich ruhig ist. Kostet am Anfang etwas Durchhaltevermögen, funktioniert aber spätestens nach einer Woche. So lernt das Kind durch logische Folge: Wer sich nicht an die Regeln der Familiengemeinschaft hält, wird für kurze Zeit vom Familienleben getrennt und vom Geschehen ausgeschlossen. Das mögen Kinder nicht. So lernen sie ohne Strafe und doch mit Konsequenz, sich kooperativer zu verhalten. Der Stille Stuhl und die Auszeit funktionieren aber nur, wenn dasselbe Fehlverhalten auch immer dieselbe Folge hat, hier muss man konsequent sein. Das ausführliche Programm mit vielen wirklich guten Tipps für jede stressige Alltagssituation mit Kindern findest Du in einem Abdruck der Zeitschrift GEO im Internet unter: http://www.geo.de/GEO/medizin_psychologie/2002_04_GEO_kunst_des_helfens_index/ Bei uns (unsere Tochter ist auch drei) hat sich dieses Konzept super bewährt. Das Familienleben verläuft harmonischer, wir schimpfen viel weniger und die Nerven aller werden geschont :-) Liebe Grüße und lies es Dir einfach mal durch, Gabi
Mitglied inaktiv
Erst einmal vielen Dank für die Antworten. Ich versuche schon soviel wie möglich mit logischen Konsequenzen zu arbeiten. Ich habe schon einiges Spielzeug immer wieder einkassiert, weil er damit nur Unfug anstellt und seit Wochen lebt er mit der Drohung, dass alle Puzzle weggegeben werden, wenn er wieder alle gleichzeitig ausleert und das funktioniert. Er holt sich zur Zeit immer nur ein Puzzle. Es fliegen hauptsächlich die Sachen, die er in einem Wutanfall zu greifen bekommt. Die Medizin wird selbstverständlich außerhalb seiner Reichweite aufbewahrt, lediglich der Meßbecher mit einer Dosis, die er nehmen sollte wurde ausgeschüttet. Da er mehrfach schon das Wohnzimmer mit Apfelschorle überflutet hatte gibt es in der Regel bei uns ohnehin nur Wasser zu trinken und nur in Ausnahmesituationen (Geburtstag, Krankheit) Apfelschorle aber leider landet immer wieder etwas auf dem Boden. Er stellt seine Ohren auf Durchzug und wenn ich z.B. im Bad bin, um meine kleine Tochter zu wickeln, bedient er sich am Kühlschrank (sämtliche Verschlüsse und Sicherungen sind kein Problem für ihn) und wenn ich wiederkomme ist die Sauerei da. Heute abend flog sein Brot durchs Zimmer nachdem er den Belag runtergegessen hatte und ich ihm keinen neuen gegeben hatte. Meine Konsequenz war die Ansage, dass er im Wiederholungsfall ohne weiteres Abendbrot und ohne "Nachttisch" sofort ins Bett geht. Er hat das trockene Brot dann anstandslos gegessen. Heute morgen habe ich mit ihm alleine einen ausgedehnten Spaziergang unternommen und zumindest kurzzeitig war es mal besser. Vielen Dank und viele Grüße Ulli
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