Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Brutalität unter Kindern

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Frage: Brutalität unter Kindern

Mitglied inaktiv

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Hallo Frau Schuster, in unserer Spielgruppe gibt es ein Kind (21 Monate), das den anderen oft weh tut - es schlägt, tritt, schubst, zieht an den haaren, krallt ins Gesicht... Das geht deutlich über das normale Gerangel unter Kindern hinaus. Er tut den anderen richtig weh und es passiert jedes mal, meistens mehrmals. Manchmal hat man den Eindruck, es geschieht mit voller Absicht, dann wieder scheint er nicht zu wissen, was er getan hat und schaut ganz entsetzt, wenn das andere Kind weint. Die Mutter sagt ihm Kind immer, dass er das nicht darf, geht auch mal mit ihm raus und er muss sich bei den anderen entschuldigen. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie etwas falsch macht, und die Sache ist schlimm für sie. Warum sind manche Kinder so und wie reagiert man am besten? Gruß Wolkenwesen mit Sohnemann (19 Monate)


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Hallo Ratsuchende Ist das Kind in gleichem Alter wie Ihr Sohn, wird ein kurzes Verlassen des Gruppenraumes und auch der Druck, sich anschließend entschuldigen zu müssen, eher zu noch größeren Aggressionen bei dem Jungen führen, da er sich als spontan handelndes Kleinkind im entscheidenden Augenblick gar nicht bewußt ist, wie weh er dem anderen Kind, bzw. Ihrem Sohn tut. Er wird gehandelt haben, um Aufmerksamkeit zu erregen und um zu zeigen, wie stark und "mächtig" er schon ist. Vermutlich hat er ein recht geringes Selbstwertgefühl und ist sehr unsicher, sodass er sich auf diese Weise die eigene Stärke beweisen muß. Bitte machen Sie seiner Mutter keine Vorwürfe, da sie wahrscheinlich selbst sehr unsicher ist, ihr das Verhalten ihres Sohnes unangenehm ist, sie nur nicht weiß, wie sie Etwas verändern kann. "Aggressivität unter Kleinkindern" wäre vielleicht ein allgemein aufzugreifendes Thema innerhalb der Gruppe während eines Elterntreffs? Durchaus kann es sein, dass die Verunsicherung des Jungen, bzw. sein mangelndes Selbstwertgefühl medizinische Ursachen hat, wie eine Seh- oder auch Hörschwäche. Meiden Sie das Kind nicht, sondern beziehen Sie es in gemeinsame Aktivitäten mit WENIGEN (1-3Kindern) ein, sodass Sie immer mal wieder die Stärken eines jeden Mitspielers -auch Die des Jungen positiv hervorheben können, während Sie gleichzeitig den Beschützerinstinkt des "Starken" (Jungen) gegenüber den Schwächeren wecken/anregen können. Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Hallo, fast in jeder Spielgruppe gibt es so einen Rabauken. Früher dachte ich immer, dass sicher ein Erziehungsfehler der Eltern zugrunde liegt, oder zu Hause dort etwas nicht stimmt. Meine beste Freundin hat aber auch so ein kleines "Kampfmännchen". Da ich sehr oft bei ihr bin, muss ich inzwischen sagen, dass nicht immer die Eltern Schuld sind. Beide sind gelassen, führen eine zufriedene Ehe, unterstützen sich gegenseitig, sind humorvoll, lieben die Kids und zeigen es ihnen auch, versuchen, den Kindern gerecht zu werden, schlagen nie usw. Vielleicht ist meine Freundin etwas zu nachgiebig und hat manchmal (!) Mühe, dem Sohn Grenzen zu setzen. Was allerdings bei ihm auch schwer ist, er schlägt immer über die Stränge. Trotzdem finde ich, dass es nicht geht, dass ein Kind so aggressiv zu anderen ist. Wenn in der Spielgruppe meiner Tochter so ein Junge auftrat, war ich schon sauer, dass die anwesende Mutter das nicht hinkriegt. Ich glaube, rausgehen und sich hinterher entschuldigen reicht nicht aus. Die Mutter sollte nach einmaliger Ankündigung mit dem Kind nach Hause gehen, wenn es anderen weh tut. Und zwar so konsequent und so oft das nötig ist. Auch habe ich mich - ehrlich gesagt - nicht gescheut, den betreffenden Jungen auch selbst zu bremsen, wenn er auf meine Tochter losging. Wenn er sie von hinten schubste, dass sie durch den Raum flog oder seine Hände in ihren Haaren festkrallte, habe ich ihn mir geschnappt, ihn an beiden Armen festgehalten und ihm auf Augenhöhe deutlich und sehr ernst gesagt, das ich das nicht will! Das hat einen gewissen Eindruck gemacht, weil ich ja eine "fremde Frau" und nicht seine Mutter bin. Ich finde es wichtig, dass man die Interessen seines Kindes in so einem Moment wahrt, wenn dies die Mutter des Jungen nicht schafft. Auch würde ich mal - neben der Mutter - auch die Leiterin der Gruppe darauf ansprechen. Es ist letztlich ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass keinem Kind wehgetan wird von einem Wildfang, der alle aufmischt. ER und seine Mutter müssen sich der Gruppe anpassen, nicht umgekehrt. Liebe Grüße, Kathy


Mitglied inaktiv

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Liebe Frau Schuster, vielen Dank für die Antwort, das klingt sehr vernünftig. Bei Erwachsenen ist es ja nicht anders, dass Aggressivität im Grunde auf eine innere Unsicherheit hindeutet. Dieser Junge ist oft krank und daher nur sporadisch in der Gruppe und hat auch sonst wenig Kontakt zu anderen Kindern. Ich habe schon gedacht, dass das Teil des Problems sein könnte. Wir meiden das Kind auch nicht, gehen auch manchmal zusammen schwimmen etc. Aber wie soll man sich nun konkret verhalten, wenn er anderen Kindern weh tut? Ruhig und bestimmt nein sagen? Und sollte man das möglichst der Mutter überlassen oder ist es gut, wenn auch andere Personen mal eingreifen? LG Wolkenwesen


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Hallo Ratsuchende Bitte fragen Sie zunächst die Mutter, ob Sie "zur Not" auch mal helfend eingreifen dürfen, da Sie sonst Gefahr laufen, dass die Mutter und Ihr Sohn sich zurückziehen, was für den Jungen alles Andere als förderlich wäre. Greift er allerdings Ihre Tochter an, gehen Sie zu beiden Kindern, nehmen Sie zu Beiden direkten Blick- und nach Möglichkeit auch Körperkontakt auf und versuchen Sie, nach einer kurzen Begründung eine andere, angemessenere Lösung zur friedlichen Lösung eines evtl. vorausgegangenen Konfliktes zu finden, bzw. anschaulich vorzuschlagen. Schlägt oder schubst er aus "heiterem Himmel", versuchen Sie einen Grund herauszufinden, bestätigen Sie ihm Diesen und schlagen Sie dann eine friedliche Lösung vor. Liebe Grüße und: bis bald?


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