Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Bitte um Ihre Hilfe!

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Bitte um Ihre Hilfe!

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Liebe Frau Schuster, unser Sohn (3 Jahre alt) kam im September in den Kindergarten. Er hatte eine lange Eingewöhnungszeit und selbst jetzt gibt es morgens immer noch Theater und Tränen. Papa oder Mama sollen da bleiben. Wir sehen aber wie gut ihm das Zusammensein mit den anderen Kindern (hat er vorher in Spielgruppen immer abgelehnt!) tut und wie er sich in den vergangenen Wochen entwickelt hat. Die Erzieherin meinte, dass er viel Aufmerksamkeit braucht. Dies wundert mich nicht, weil er es von zu Hause so gewöhnt ist. Anfangs entwickelte er sich sehr positiv, doch dann kam der Umbruch. Ich kann nicht mehr genau sagen ab wann. Ich war schwanger (mit Zwillingen) und musste nach einem Vorsorgetermin plötzlich und unerwartet in die Klinik fahren. Für mich und meinen Sohn war das die erste Trennung über Nacht. Tagsüber haben sich meine Eltern um ihn gekümmert und mich in der Klinik besucht. Mein Sohn benahm sich ziemlich komisch und man konnte sehen, dass er mit der Situation nicht wirklich klar kam. Als ich wieder zu Hause war, konnte ich keinen Schritt ohne ihn tun und er ‚verfolgte’ mich auf Schritt und Tritt (er war von je her sehr ‚mamalastig’). Da mein Mann zur Geburt unserer Zwillinge Urlaub hatte, konnten wir unserem Sohn viel Aufmerksamkeit schenken. Nun fragen wir uns aber was mit unserem Sohn los ist. Er wird oft sauer, wenn nicht gleich was auf Anhieb klappt und schmeißt seine Lkws auf den Boden, wird uns gegenüber pampig und haut uns. Den Babys gegenüber benimmt er sich eigentlich süß und kuschelt mit ihnen, wenn auch auf seine kleinkindgerechte grobe Art. Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass er behutsam mit ihnen umgehen muss, aber das versteht er (noch) nicht. So müssen wir extrem aufpassen, dass er keinen Unfug anstellt. Weiterhin hört er einfach nicht, wir quasseln uns den Mund fusselig und haben das Gefühl, ihn nicht zu erreichen. Er macht meist das Gegenteil von dem was wir von ihm verlangen. Es ist auch auffällig, dass er sehr wankelmütig ist. Will er beim Abendbrot z. B. eine Scheibe Brot mit Teewurst, will er 2 Minuten später doch was anderes haben. Damit treibt er uns in den Wahnsinn. Ist es der ganz normale Trotz, Eifersucht, ‚Betteln’ nach Aufmerksamkeit oder von jedem ein bisschen? Wir sind uns darüber im Klaren, dass er zur Zeit viel zu verarbeiten hat und wollen ihn nicht zu streng behandeln. Aber wie können wir in dieser für uns (und ihn natürlich auch) anstrengenden Zeit schonend mit ihm umgehen? Können Sie uns Tipps geben? Was geht in ihm vor? Wie reagiere ich z. B. auch am besten, wenn er gerade einen Tobsuchtsanfall hat (und mich tritt), während ich eines meiner Babys füttere? Noch eine Frage: Unser Sohn benutzt die Ich-Form noch nicht, obwohl er wirklich sehr gut spricht. Wir haben versucht, es ihm zu erklären, aber er versteht es nicht. Ich weiß nicht, ob wir (und Oma, Opa, etc.) evtl. Schuld sind, wenn wir z. B. immer sagen ‚Papa macht das..’, ‚Oma macht das…’ usw. Oder ist es einfach eine Sache, die sich irgendwann von selbst einstellt? Vielen Dank für Ihre Mühe und Antwort! Ich finde es schön, dass es die Möglichkeit gibt, sich auf die Art und Weise bei Fachleuten Rat einzuholen. ;-) Liebe Grüße Natascha


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Hallo Natascha Mit 3 Jahren und Kiga-Eintritt fühlen die Kleinen sich plötzlich groß und möchten ihre Größe und Macht Allen beweisen. Dabei setzen sie alle ihre bisherigen Erfahrungen ein, um umgehende Aufmerksamkeit zu erreichen. Hinzu kommt, dass sie ihre Grenzen und auch die Reaktionen ihrer Bezugspersonen ausprobieren. Es ist demnach durchaus altersgerecht, dass Ihr Sohn stets das Gegenteil von Dem macht, was Sie sich erbitten. Zu seiner sicheren Orientierung wird Ihr Sohn bald wieder gefunden haben, wenn Sie ihn jeweils liebevoll daran erinnern (und sich auch selbst daran halten) dass es bei 1 mal Gesagtem auch bleibt, sodass man vorher überlegen soll, bevor man spricht. Hat er sich z.B. ein Butterbrot mit Teewurst gewünscht, wird es dabei bleiben oder er scheint keinen Hunger zu haben und bekommt gar nichts! Beginnt er zu toben, zu treten usw., zeigen Sie bitte so rechtzeitig wie möglich Verständnis für seine jeweilige (verärgerte) Stimmung und bieten Sie ihm etwas Geeignetes an, damit er seine Wut angemessen rauslassen kann (Boxsack, Anregung zum Ballspiel, zum Trommeln,...). Bitte versuchen Sie, selbst auch in der Ich-Form zu sprechen, bzw. Namen zu nennen, da Kleinkinder sich nur allzu gerne an ihren Bezugspersonen orientieren und sie nachzuahmen versuchen. Es freut uns zu lesen, dass wir mit unseren Ratschlägen doch Fachwissen und eigene Erfahrungen weitergeben können, die Ihnen und allen anderen hier Lesenden eine Entscheidungshilfe sind. Liebe Grüße und: bis bald?


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