Mitglied inaktiv
Guten Tag Frau Schuster, mein 5-jähriger Sohn ist sehr schüchtern, schlägt niemanden, respektiert die Grenzen anderer: kurzum: er ist zu gut für diese Welt. Im Kiga ist der Fall bekannt. Wenn er mal wieder mit starken Verletzungen (neuerdings Bisswunden am Arm) nach Hause kam, habe ich das mit den Erzieherinnen gemeinsam geklärt, d.h. mit meinem Sohn an der Hand Hilfe geholt, also zu einer Erzieherin gegangen, dann haben wir den Fall mit den betreffenden Kindern geklärt, diese entschuldigten sich und das war sehr heilsam für meinen Sohn. Wir haben ein Jahr hart daran gearbeitet, dass er sich selbstständig Hilfe holt. In jüngster Zeit wurde er jedoch dahingehend frustriert, 2 mal versuchte er sich Hilfe zu holen, doch es kam keine Erzieherin. Dann gab er wieder auf. Seine Bezugserzieherin ist nun im Urlaub. Am Freitag letzter Woche wurde ein anderes Kind meinem Sohn gegenüber handgreiflich. Mein Sohn berichtete es mir zu Hause (er hatte sich im Kiga keine Hilfe geholt) und bat mich darum, das mit mir gemeinsam im Kiga zu klären; auch stand für ihn fest, dass er eine Entschuldigung des anderen Kindes wollte. Nun gingen wir Montag früh zur Kiga-Leitung, die sich für meinen Sohn als nun zuständig erachtete. Wir schilderten ihr den Fall. Sie begann sofort meinem Sohn - dem OPFER - eine lange Standpauke darüber zu halten, dass er sich ja keine Hilfe geholt hätte...Mein Sohn kuschelte sich an mich, daraufhin sagte diese Frau bezüglich der vermeintlichen Körpersprache meines Sohnes zu mir: "Das heißt ´halt den Mund!`" Letztlich stellte sie meinen Sohn nach ihrer Standpauke vor die Wahl: Wollen wir alles so lassen, wie es ist, oder eine Entschuldigung? Mein Sohn sackte in sich zusammen und sagte, er wolle alles so lassen wie es ist. ich hatte ihr zuvor gesagt, dass wir uns die andere, bekannte Vorgehensweise wünschten, da es sich in der Vergangenheit als heilsam für meinen Sohn erwiesen hat. Die betreffende Frau hat dem Aggressor gegenüber keinen Satz geäußert. Sie hat sich vielmehr auf das Fehlverhalten meines Sohnes konzentriert und ihn damit von seinem eigenen Wunsch abgebracht. Unterm Strich finde ich, da das Verhalten des anderen Jungen unsanktioniert bleibt, dieses schlechte Verhalten gefördert/verstärkt wird (dieses Kind begrüßte meinen Sohn gestern übrigens mit den Worten "Verpiss Dich!"), während sie dem Opfer nicht ausreichend geholfen hat. Ich möchte nun gerne einfordern, dass sie den anderen Jungen trotzdem zur Rede stellt, weil man dessen Verhalten nicht gut heißen kann. Wie sehen Sie das? Danke für Ihre Einschätzung! MFG Laurie
Christiane Schuster
Hallo Laurie Da der betreffende Junge mit einem verärgerten "Verpiss dich" reagiert hat nehme ich schon an, dass die Leiterin mit diesem Jungen unter 4 Augen gesprochen hat und er sich über diese Zurechtweisung ärgerte. Allerdings empfehle ich Ihnen, ganz gezielt das Selbstwertgefühl Ihres Sohnes zu stärken, da er mit 5 Jahren lernen muß sich möglichst friedlich selbst zur Wehr zu setzen als "nur" eine Entschuldigung seines Rivalen zu erwarten. Kommt er erst in die Schule, wird dort Niemand mehr auf seine Schüchternheit Rücksicht nehmen, sodass Sie die Zeit bis zum Schuleintritt unbedingt nutzen sollten. Machtkämpfchen sind unter ca. Gleichaltrigen beinahe schon an der Tagesordnung. Sie tragen einen nicht unwesentlichen Teil zur Persönlichkeitsbildung bei. Überlegen Sie bitte einmal, Ihren Sohn an einer mit Ihrer Unterstützung selbst gewählten Interessengruppe teilnehmen zu lassen. Dort wird sein Können gezielt gelobt, er wird sich unentbehrlich fühlen und zunehmend mehr Vertrauen in sich selbst setzen können. Haben Sie über die Schüchternheit Ihres Sohnes schon mal mit dem behandelnden Kinderarzt gesprochen um medizinische Ursachen, wie z.B. eine Seh- oder Hörschwäche für das unsichere Verhalten Ihres Sohnes zuverlässig ausschließen zu können? Liebe Grüße und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Hallo Laurie, hast du dich schon mal gefragt, ob es deinem Sohn wirklich hilft, wenn in solchen Fällen du für ihn aktiv wirst, und Entschuldigungen einforderst über die Kindergartenleitung (später dann wohl auch die Schulleitung)? Meinst du nicht, dass es deinem Sohn auf lange Sicht eher schadet als nutzt, wenn das so läuft, statt dass er lernt, sich selbst zu helfen? Ich fürchte, wenn das so weitergeht, wird dein Sohn der totale Außenseiter und auch später in der Schule nichts zu lachen haben, das ideale Mobbingopfer, und jedesmal, wenn du als Mutter dann aufläufst und da dann bei der Leitung ein Fass aufmachst und die "Aggressoren" (finde den Ausdruck für ein Kindergartenkind ziemlich daneben) Tage später noch zu Entschuldigungen forciert werden, wird dein Sohn das danach wieder ausbaden müssen, denn seine Beliebtheit wird das mit Sicherheit nicht steigern. Wie wäre es, wenn du versuchst, das Selbstbewusstsein deines Sohnes statt dessen ein bisschen zu fördern, indem du versuchst, Zuhause Szenen nachzustellen, in denen er sich normalerweise nicht wehren würde, und ihm spielerisch zu zeigen, wie er sich dann verhalten soll. Und ich meine damit nicht, um Hilfe rufen sondern das Kind, das ihn angeht, direkt selbst in die Schranken zu weisen, z.B. mal lernen laut "NEIN!" zu sagen, oder "AUA! Du tust mir weh! Lass das!" Mal üben, die Stimme einzusetzen, viele Kinder in dem Alter sind schon davon beeindruckt, wenn man einfach nur mal sie lauter als gewohnt anspricht. Sowas kann man doch toll Zuhause üben. Mein Sohn hat im Kinderturnen auch ein Kind, was sehr aggressiv auf andere losgeht und es irgendwie vor allem auf meinen Sohn abgesehen hat. Ständig wird er von diesem Kind geschubst, gekratzt, gekniffen, gebissen, und anfangs weinte er dann jedesmal und rief mich. Ich sagte ihm dann jedesmal, sag nicht MIR, dass das Kind das nicht machen soll, sag es dem KIND! Und nach einer Weile ging das dann auch plötzlich, und seitdem hat er auch seine Ruhe. Was ich damit sagen will ist dass es generell besser ist, wenn Kinder die Konflikte untereinander austragen, wir Erwachsenen sollten wirklich nur dann eingreifen, wenn sich eins der Kinder wirklich gar nicht mehr aus der Situation heraushelfen kann allein, ansonsten schaffen Kinder das eigentlich sehr gut, das auch untereinander auszumachen, wenn man sie nur lässt und es ihnen vor allem zutraut. Für deinen Sohn ist das natürlich viel bequemer, wenn er weiß, Mama macht das schon. Aber wohin das auf lange Sicht führen wird (Außenseitertum, Mobbing, leichtes Opfer), wenn er reglos in der Opferrolle verharrt, sich selbst nichts zutraut, das kannst du dir auch denken. Vielleicht wäre es auch was, ihn in einem Sportverein anzumelden und eine Kampfsportart (z.B. Judo oder Karate) lernen zu lassen. Da lernt er, dass er sich sehr wohl wehren KANN, wenn er das muss, das wird ihm sicher so viel Selbstbewusstsein geben, dass er sich sowas in Zukunft nicht mehr gefallen lassen muss. LG Claudia
Mitglied inaktiv
Danke für deine Antwort! All die Tipps die du mir hier gegeben hast, habe ich schon durch. Wir waren sogar schon beim Judo. Im Dialog mit den betreffenden Erzieherinnen haben wir uns zunächst auf diese Vorgehensweise geeinigt, um ihn selbst für seine Rechte eintreten zu lassen. Ich habe mit ihm Bücher wie Stopp-ich will das nicht durchgearbeitet, am Sandkasten souffliert, etc. Auch ich denke, dass er bis zur Schule dahingehend fit werden muss, sich für sich selbst stark zu machen. Es ist nicht, dass ich es ihm nicht zutraue. Er hat nur momentan eine Phase, in der er eingeknickt ist, nachdem er zweimal Frsutration erfahren hat. Und in genau dieser Phase sehe ich mich als Mutter schon auf dem Plan, um ihn wieder dahin zu bekommen, wo er bereits war und mich im nächsten Schritt heruaszuziehen. Dennoch: Danke für deine Antwort!
Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster, ich hatte heute früh ein Gespräch mit der Leitung. Diese hat definitiv KEIN Wort mit dem Kind, das geschlagen hat, gesprochen und hat dies auch nicht vor. Ich sehe in dem "Verpiss Dich" eine positive Verstärkung in seinem Verhalten, da er ja keine Konsequenz (damit meine ich ein Gespräch mit einem Erzieher oder dergleichen) erfahren hat. Das ist momentan der Punkt, über den ich mich sehr ärgere. Ich habe mit meinem Sohn die Leitung um Hilfe gebeten, ein falsches Verhalten damit zur Anzeige gebracht und die betreffende Person will das schlagende Kind partout nicht auf das Thema ansprechen, es sei denn, mein Sohn käme nach der ganzen Geschichte zu ihr und bäte sie darum. Im Gegenteil: Mein Sohn sei ja vielleicht gar nicht das Opfer...All das habe ich mir heute anhören dürfen. Mir fällt folgender Vergleich ein: Stellen Sie sich einen Menschen vor, der Gewalt erfahren hat, aus Scham oder Angst zögerlich wird und erst zwei Tage später zur Polizei geht; der Polizist dem Opfer aber erstmal eine Standpauke hält, á la; "Wenn Sie sich nicht falsch verhalten hätten und früher gekommen wären, hätte ich eine Anzeige schreiben können. Jetzt aber mache ich das nicht mehr, weil ich es erstens nicht will und sie sich zweitens als Opfer falsch verhalten haben. Der Täter kommt ungeschoren davon. Schuld eigene!" Seh- und Hörschwächen sind medizinisch ausgeschlossen. Mein Sohn macht Psychomotorik und demnächst auch Ergotherapie. Ich verstehe nicht, dass das gewalttätige Kind keine Konsequenz für sein Verhalten erfährt. Denn dieses muss ja vor allem lernen, sich friedlich zur Wehr zu setzen. Mein Sohn beginnt übrigens, wenn auch zaghaft, sich verbal zu wehren.
Mitglied inaktiv
Dann kläre Du das mit dem betreffenden Kind. Das mache ich auch so und unterstütze mein Kind soweit nötig. Was ich noch sagen möchte: Nur, weil ein Kind deinem Schatz weh getan hat, finde ich es nicht so ganz gelungen, ihn als "Agressor" zu betiteln. Du kennst ja nur die Seite deines Sohnes.. Ich bin ganz klar dafür, dass es so, wie Du oben beschrieben hast, nicht geht und man eine Lösung finden muss. Ob es in diesem Moment gleich die KiGa-Leitung sein muss, kann ich nicht beurteilen. Ich versuche, solche Konflikte gleich an Ort und Stelle mit den betreffenden Kindern zu lösen. Meist funktioniert das gut, indem ich Empathie in dem Kind wecke, welches meins "angegriffen" hat. Also so ungefähr, ob es denn selber gern geschlagen wird, doch sicher nicht usw. Damit baue ich eine Brücke und meist kann man den Vorfall so aus der Welt schaffen. Denn es wird nunmal immer mal vorkommen, dass das eigene Kind getreten, gebissen, geschubst.. wird. Wenn ein Kind in meinem Beisein Wörter sagt, die mir nicht gefallen, kläre ich das gleich MIT dem Kind. So würde dein Sohn auch lernen, selber aktiv zu werden. Das dauert natürlich, meiner war genauso. Ich weiss also, wovon ich rede. Wenn Du mit ihm zur Erzieherin, Leiterin etc. gehst, lernt er, dass auch Du Dir nicht selber zu helfen weisst. Deshalb gebe ich Dir den Tipp, nicht immer alles über dritte Personen regeln zu wollen. Ansonsten kommt das eben vor, Kinder sind nun mal so... Versuche, auch das deinem Sohn zu erklären, dass Kinder hauen, beissen etc., weil sie sich in diesem Moment nicht anders zu helfen wussten, überfordert waren... D.h. natürlich nicht, dass das in Ordnung wäre. Mein Sohnematz hat aber so gelernt, dass die anderen nicht "böse" sind. Es gibt nämlich keine bösen Kinder! Alles Gute! Jana
Christiane Schuster
Hallo Laurie Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, dass auch mit dem Kind gesprochen werden müßte, das mit Ihrem Sohn in Konflikt geraten ist. Da aber -wie schon gesagt- Raufereien, bzw. Machtkämpfchen unter 5-Jährigen nahezu zum Alltag gehören, halte ich eine Schuldzuweisung für das Kind oder für Ihren Sohn für unangebracht. Vielmehr sollte KONKRET beiden Kindern gleichzeitig eine friedliche Konfliktlösung vorgestellt und zu gegenseitiger Hilfestellung angeregt werden, nachdem die Stärken BEIDER Kinder lobend hervorgehoben wurden. Letztendlich sollen BEIDE Kinder einen friedlichen Umgang miteinander lernen. Auf diese Weise wird dann sicherlich auch Ihr Sohn lernen, ohne Ihre Hilfe, bzw. die Hilfe einer Bezugsperson Konflikte unter ca. Gleichaltrigen selbstständig lösen zu können, was sicherlich auch Ihren Vorstellungen entspricht?- Liebe Grüße und: bis bald?
Mitglied inaktiv
Liebe Frau Schuster, danke für Ihre Einschätzung. Der Fall ist mittlerweile geklärt. Die Leitung, die ja ursprünglich nicht vorhatte, das betreffende Kind zu zurückliegenden Ereignissen/Vorfällen mit meinem Sohn zur Rede zu stellen, hat einen Tag später traurigerweise beobachtet, wie genau dieses Kind ein in einer Hängematte liegendes Kind mehrfach getreten hat!!! Sie war sehr schockiert und hat die Situation u.a. dazu genutzt, mit meinem Sohn eine Entschuldigung für die unschönen Worte vom Vortag einzufordern. Das hat mein Sohn auch selbst übernommen und sich in der Situation sehr stark verhalten. Die Leitung hat sich heute sogar bei mir entschuldigt und sich dafür bedankt, dass ich ihr zum Thema Gewalt in "ihrem" Kindergarten die Augen geöffnet habe - was ich sehr groß fand - und ist der Sache aus dem Grunde nicht nachgegangen, weil sie das dem betreffenden Kind niemals zugetraut hätte; wobei ich immernoch denke, dass sie den Schilderungen eines um Hilfe bittendenden Kindes und seiner Mutter grundsätzlich nachgehen sollte; ganz gleich, wie sie persönlich die Gewaltbereitschaft einzelner Kinder einschätzt. Fall gelöst. Danke Ihnen und schöne Grüße
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