Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

besser, toller, weiter, größer - DRINGEND

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: besser, toller, weiter, größer - DRINGEND

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Hallo Frau Schuster, wir haben ein Problem mit dem Verhalten unserer Tochter (4 ¾ Jahre) und wir überlegen , ob wir einen Psychologen hinzuziehen sollen. Zunächst jedoch versuchen wir es mit unserem gesunden Verstand und ihrer Hilfe . Sie scheint oft sehr unfair und ungerecht, ja fast gemein anderen Kindern gegenüber. Sie fragt mich auch ständig, ob sie größer ist als...Und ich erkläre ihr dann, daß sie zwar etwas kleinerist, aber dafür etwas älter und dass es unwichtig ist, wie groß oder klein man ist. Hier einige Beispiele: Sie läuft vor ihrer Freundin A., fällt hin und gibt dann ihrer Freundin die Schuld. Sie hätte sie geschubst. Sie sagt zu Freundin A. (Die ... ist doof). Und sie sagt das einfach so, ohne dass etwas vorgefallen wäre. Gestern rangelte sie mit Freundin A, am Spielplatz mit einem Seil, die Freundin kam ausversehen leicht an ihre Nase, sofort kniff unsere Tochter sie so sehr, dass das andere Mädchen leicht blutete. Wir bestanden darauf, daß sie sich entschuldigt, was sie zwar tat, aber ohne dass es ihr wirklich leid tat, weil , sie hätte sie ja gestern auch geschubst (siehe oben). Zehn Minuten später laufen die beiden friedlich nebeneinander und unsere Tochter sagt zu A.“Du bist gemein und doof.“ Auch zu uns ist sie teilweise ...respektlos? Da kommen Sätze wie „Das ist so gemein. Ihr dürft alles, ich darf nix (wenn sie schlafen gehen muss), oder „immer eure blöde Musik“ (wenn sie im Auto einmal nicht IHRE Musik hören darf, was seltener der Fall ist). Generell: Uns fiel auf, daß sie nur gleichaltrige oder etwas jüngere Freundinnen so behandelt. Insbesondere dann, wenn sie etwas „besser „ können als sie. Bsp: Wir waren schwimmen. Ihre Freundin N. traute sich, ins Wasser zu springen. Unsere Tochter noch nicht. Den ganzen Tag lang piesakte sie daraufhin das Mädchen. Ich fragte sie, ob sie es täte , weil N. schon ins Wasser springt. Die Antwort war ja. Ich tröstete sie und sagte ihr, dass es doch nicht schlimm sei, wenn N. das schon schaffe. Dafür könne sie andere Dinge besser. Aber das zählt nicht bei unserer Tochter, sie muß immer alles besser können. Ein Bekannter meinte vorsichtigt, wir würden etwas zu viel loben und zu wenig „bestrafen“. Er meinte, unsere Konsequenzen wären nicht so konsequent wie sie sein müssten. Möglicherweise hat er Recht, und unsere Tochter fühlt sich so wie ein „Alleskönner“ und flippt aus, wenn es nicht so ist und „bestraft“ dann die, die es besser können. Sie ist auch nie Schuld (siehe hinfallen). Mir scheint, als projeziert sie ihren Zorn, Verzweiflung immer auf jemand anderen. Zu den Eltern: Mein Mann ist sehr ruhig, kümmert sich sehr viel um seine Tochter, spielt mit ihr,...kurz: Ein Bilderbuchvater. Ich bin dagegen sehr impulsiv, erhebe auch mal leicht meine Stimme, wobei ich den Eiindruck habe, daß ich meine Tochter manchmal damit erschrecke. (ich weiss, ein Fehler, ich arbeite daran). Dann habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal wieder lauter mit ihr gesprochen habe (nicht geschrien). Wir haben feste Regeln an die wir uns halten, die jedoch immer wieder tägl. Auf s neue von unserer Tochter ausgetestet werden (sehr anstrengend): Sandmännchen, Bettfertig machen, Geschichte vorlesen, kurz erzählen wie der Tag war, kuscheln , einschlafen / morgens nach dem aufstehen gleich ins Bad (jeden Morgen Theater, sie will erst frühstücken – Frühstückt sie aber erst, gibt es danach mit dem anziehen, Zähne putzen usw. ein Mordstheater)/ pünklich im Kindergarten sein (sie will es immer hinauszögern) usw, usw. Ein möglicher Weg: Ich erhebe meine Stimme nicht mehr so oft und wende liebevolle Konsequenz an (nur eine halbe Std. Fernsehen, nicht doch noch nach langen bittebitte eine dreiviertel Std. / nicht noch ein stück Schokolade, usw) Wir loben nicht mehr so oft und wir loben nicht für Dinge, die selbstverständlich sind (Zweifel: was ist schon selbstverständlich für so ein kleines Kind?) Habe mir vorgenommen, ihr Spielzeug zu minimieren. Einen Teil auf den Speicher und alle 2 Monate etwas auswechseln.


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Hallo Ratsuchende Das große Geltungsbedürfnis Ihrer Tochter, das sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten anzeigt, resultiert m.E. nach daraus, dass sie von Ihnen zwar geliebt und akzeptiert wird, aber zuwenig direkte, liebevolle, körperliche Zuwendung erhält, die auch ein gut 4-jähriges Kind noch benötigt um ein starkes Selbstwertgefühl entwickeln zu können. Neben Ihrem guten Vorsatz, Ihre Stimme ein wenig leiser werden zu lassen und BEGRÜNDET konsequent und gelassen zu reagieren, schlage ich Ihnen vor, sich so oft wie möglich am Spiel Ihrer Tochter und deren FreundInnen zu beteiligen -wenn sie es zulassen- um gezielt die Stärken eines JEDEN Mitspielenden lobend hervorzuheben und eine gegenseitige Hilfestellung anzuregen, nach dem Motto "Einigkeit macht stark!" Liebe Grüße und: bis bald?


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Ich befürchte, daß sie, wenn sie so weitermacht, ihre Freundinnen vergrault. Auch, daß ihr soziales Verhalten sich verschlechtert. Sie kann auch nicht trösten. Wenn sich jemand weh getan hat ignoriert sie es oder sie lacht sogar (wenn es eine ihrer Freundinnen war). Ich bin darüber sehr entsetzt und mache mir viele Gedanken. Spreche mit ihr darüber, aber es scheint nichts zu nützen.


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Hallo Mamira, also das mit dem Stimme heben, erscheint mir sehr "unterwürfig", wenn auch lieb gemeint. Wir sind alle Menschen. Ich hebe hier nicht nur die Stimme, sondern brülle von Zeit zu Zeit die ganze Straße zusammen :O) Darauf bin ich nicht stolz, versuche auch daran zu arbeiten, aber ich habe dennoch nicht das Gefühl, dass es meinen Kindern besonders viel ausmacht. Vielleicht auch deshalb, weil ich meinen Kindern auch ständig sage, wie sehr ich sie liebe und das ganze deshalb ausgeglichen ist .(Hoffe Du verstehst was ich meine) Was ich sagen möchte ist, dass ja jeder auch so ist wie er ist. Und wenn Deine Tochter erschrickt, nur weil Du die Stimme mal hebst, dann finde ich das verwunderlich. ich finde es schön, dass Ihr dann wohl eigentlich immer sehr, sehr sanft seid, aber ich glaube wirklich nicht, dass ein Kind leidet und "schlechte" Charakterzüge entwickelt, weil Du mal lauter wirst. Ich glaube nicht, dass Du die Schuld darin und in Dir sehen solltest. Eine Freundin meiner Tochter verhält sich etwas ähnlich wie Eure Tochter. Da habe ich das Gefühl, dass es im Gegenteil ganz gut wäre, wenn die Mutter die Stimme vielleicht öfter mal heben würde. Das Kind darf nämlich ein bischen viel. Vielleicht seid ihr ja auch etwas zuuu verständnissvoll? Und ich würde das nicht mit TV-Kürzung -o.ä. "bestrafen", sondern in der jeweiligen Situation handeln. Ich habe das Buch "Kinder fordern uns heraus" - Wie erziehen wir sie zeitgemäß. Von Dreikurs-Soltz gelesen. Manches hat mir sehr geholfen. Vielleicht ist das ein Tipp. Viele Grüße und alles Gute Sammy


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Danke dir für die aufmunternden Worte. Zum Stimme heben muß ich sagen, daß ich generell eine sehr voluminöse Stimme habe (habe lange Zeit vor großem Publikum reden müssen) und sie daher schon recht laut ist. Mein Mann meint, diese laute Stimme (wenn ich schimpfe) in Verbindung mit dem "bösen Blick" wäre schon der Hammer. Sonst gehen wir eigentlich nicht sooo sanft mit ihr um. Ich bin auch eher forsch und bestimmend als sanft(liegt wohl in der Stier-Natur). Werde mir das Buch mal zulegen. Dank dir Mamira


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