Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

autistische oder hyperaktive Züge?!

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: autistische oder hyperaktive Züge?!

Mitglied inaktiv

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Sehr geehrte Frau Schuster, ich mache mir immer mehr Sorgen um das seltsame Verhalten unseres Sohnes und suche eine Erklärung ... Also: Unser Sohn ist 20 Monate alt und eigentlich ein sehr aufgeweckter, intelligenter Junge. Zu Hause eigentlich ständig in Bewegung und zwar so extrem, dass mir selbst Mütter von drei Jungs gesagt haben, er sei sehr anstrengend und aktiv. Das wäre ja an sich auch kein Problem, nur ist er beim Spielen extrem fixiert. D.h. er spielt beispielsweise seit einem halben Jahr jeden Tag mehrere Stunden mit unserem Staubsauger, den er herumschiebt, mich beim Saugen nachahmt, das Kabel rauszieht und sonst herum manipuliert. Als anderes Beispiel: Kleiderbügel findet er supertoll, kann immer wieder fanatisch "bing-bing" rufen (für ihn eben Bügel), bis ich einen von der Garderobe runternehme und ihm irgendwo hinhängen muss. Dort schubst er den Kleiderbügel immer wieder an, hüpft wie ein Wilder durch die Gegend, ruckelt dabei komisch mit den Armen herum und freut sich immer und immer wieder (und das seit 2 Monaten). Zudem findet er alles toll, was Räder hat (wohl wie viele Knaben), aber so extrem, dass er nur noch mit Spielzeug spielt, das Räder hat und er rumschieben kann. Seine Interessen scheinen mir ziemlich einseitig. Und meist wechselt er rasch von einer Beschäftigung zur nächsten, bis er wieder bei seinem Staubsauger ist... Ach ja, sprachlich ist er altersgerecht entwickelt, kann sich auch mit Gesten mitteilen. Mit uns Eltern schmust er auch, lässt sich auf dem Arm trösten und sucht Körperkontakt. Er macht oft seltsame Handlungen: rennt z.B. minutenlang auf den Zehenspitzen von einem Zimmer ins andere und lacht dabei und ruft unverständliche Laute. Oder wenn mein Mann von der Arbeit kommt, begrüsst er ihn nicht, sondern rennt wie von einer Biene gestochen in der ganzen Wohnung herum, solange bis er hinfällt. Will man ihn dabei stoppen oder beruhigend ablenken, nimmt er einem gar nicht wahr, rennt einem sogar in die Beine hinein und läuft weiter. Er scheint dabei nichts zu hören. Für mich als Laie ist er völlig überdreht, hyperaktiv, aber auch motorisch flink. Das ist also unser Junior zu Hause. Kaum sind wir aber ausser Haus (worauf er sich übrigens immer sehr freut), wird er enorm schüchtern, klammert sich an mir fest und will z.B. auf dem Spielplatz nur zuschauen, wie die anderen spielen. Vorallem gleichaltrige oder jüngere Kinder ängstigen ihn richtig. Fremde Erwachsene kann er ziemlich lange anstarren, blicken diese dann jedoch zurück, wird er verlegen und versteckt sich. Ich habe ihn nie gezwungen, forciere nichts und lasse ihm die Freiheit mit den anderen zu spielen oder nicht. Doch er will auch nach längeren Angewöhnungszeiten sofort auf den Arm, wenn sich ihm ein fremdes Kind näher oder ihn anspricht. In fremder Umgebung spricht er auch kein Wort, lacht praktisch nie, und hat einen Gesichtsausdruck ohne Mimik. Dann reagiert er auch kaum auf Ansprache. Gewisse Dinge findet er jedoch auch dann interessant, wie z.B. Ventilatoren an der Decke, Kinderschaukel die hin und her schwingt, alles was sich bewegt. Ich habe einfach das Gefühl, dass irgendetwas ihn beeinträchtigt. Hyperaktivität, autistische Züge?! Welche Verhaltensweisen sollte ich speziell beobachten, bevor ich zu einer Fachperson gehen kann? Auswärts wird er ja wahrscheinlich der brave, scheue Knabe sein und der Arzt schickt mich nach Hause. Ich hoffe auf eine kurze Antwort und bedanke mich jetzt schon bei Ihnen! Freundliche Grüsse und frohe Festtage!! PS: habe erst jetzt gemerkt, dass der Text so lang wurde, entschuldigen Sie bitte!


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Hallo Ratsuchende Da Ihr Sohn sich über einen längeren Zeitraum hinweg geduldig mit dem Staubsauger oder dem Kleiderbügel beschäftigen kann, denke ich nicht, dass er ein hyperaktives Kind ist, sondern dass "nur" sein Temperament hin und wieder "mit ihm durchgeht", bzw. außerhalb seiner Kontrolle gerät. Um sein Verhalten genau zu diagnostizieren ist m. E. nach eine längere Beobachtungszeit erforderlich. Aus diesem Grund möchte ich Ihnen raten, die gleiche Beobachtung, wie Sie sie hier beschrieben haben, auch dem Kinderarzt Ihres Sohnes mitzuteilen, der Sie ggf. an einen geeigneten Psychologen/Therapeuten zur Abklärung dieses Verhaltens weiterleiten wird. Je früher Sie handeln, umso rascher können Sie Ihrem Sohn und damit auch sich selbst zu größerer Zufriedenheit und Harmonie verhelfen. Ebenfalls ein harmonisches Weihnachtsfest, liebe Grüße und: bis bald?


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