Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

ausgesaugt

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: ausgesaugt

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Sehr geehrte Frau Schuster, unser kleines, bis auf das Trotzverhalten stets gut gelauntes Zuckermännchen (15 Monate) hält mich - tags und nachts - schwer auf Trab. Er "saugt" mir schlichtweg die Kraft aus. Zunächst einmal hat er Verlassensängste. Liegen wir (Papa, Mama und Junior) gemeinsam im Bett und ich verlasse dieses sodann, bricht der Zwerg in untröstliches Weinen aus. Auch darf ich keine Zimmertüre hinter mir schließen ... Der liebevolle Papa ist natürlich sehr unglücklich darüber. Für mich ist die ständig verlangte Präsenz natürlich auch recht anstrengend. Schlimmer sind die Nächte. Es gibt wochenlange Phasen, in denen unser Sohn nachts - häufig zwischen 2 und 4 oder 3 und 5 Uhr - wach ist und nicht mehr in den Schlaf findet. Er wälzt sich dann pausenlos im Kreis zwischen uns. Lassen wir ihn in seinem Bett, weint er. Oder es gibt Phasen, in denen er nachts stundenlang seinen ganzen Wortschatz zum Besten gibt, was meine Mutterohren leider nicht überhören wollen. Daneben gibt es natürlich auch mal die üblichen Zahnungs- oder Wachtsumsschmerzen. Zwischendurch enden die Nächte auch mal nach 8 1/2 Std. mit einem gutgelaunten Zuckermännchen, daß die Welt erobern möchte. Kurz gesagt: die Nächte sind oft katastrophal. Er hat bislang erst einmal 7 Tage infolge durchgeschlafen. Ritual mit Schlafmusik etc. ist alles vorhanden. Wird er nachts wach, machen wir nur Dämmerlicht an und flüstern allenfalls. Was machen wir falsch? Neulich hat er ein neues Bilderbuch, das er wie ein Schwamm verinnerlichte, bekommen. Die Folgenacht war der reine Horror. Wir können doch nicht alles von ihm fern halten. Aber am anstrengendsten sind die Tage. Tagsüber "saugt" er mich mit seiner Wißbegierde aus. Er spricht bereits schätzungsweise 250 Wörter und ahmt diverse Tiere/Fahrzeuge nach. Wir schauen uns ständig Bücher an. Bevorzugt sind Sachbücher, Bilderbücher mit Handlungen... Er kann fremde 9teilige Holzpuzzles innerhalb kürzester Zeit (vielleicht 2- 3 Minuten) selbständig lösen. Topfschlagen o. beim Putzen zu helfen - hier ist das Interesse mäßig bis gar nicht vorhanden. Mir gehen einfach die Ideen aus. Spätestens nach zwei Tagen kreuze ich hilfesuchend bei sämtlichen Großeltern auf, die sich natürlich immer über Besuch freuen. Aber auch hier hat mein Sohnemann mich immer "im Auge". Gelegentlich "darf" ich ihn bei Oma und Opa - natürlich nach vorheriger Erklärung - auch mal alleine lassen. Das entscheidet aber Junior. Den Schlafmangel versuche ich durch gelegentliche Mittagsschläfchen auszugleichen. Aber die ständig verlangte Präsenz und Animation ist wirklich seeehr anstregend. Durch die Verlassensängste ist eine gelegentliche Fremdbetreuung nicht so einfach. Wie kann ich meinem Strahlemann, dem Papa und mir gerecht werden ? Kinderturnen und Krabbelgruppe besuchen wir übrigens jeweils 1 x wöchentlich. Zur Erläuterung: Nach dem Mutterschutz habe ich bis Anfang seines 14. Lebensmonats nahezu Vollzeit gearbeitet. Während der Betreuung rief mein Sohn mich - zuletzt mehrfach täglich - mit seinem Spielzeugtelefon an. Er weinte zum Schluß auch, als ich ihn morgens zu meiner Schwester, die ihn wirklich überaus liebevoll betreute, brachte. Nun bin ich also Hausfrau. Seine Neurodermitis ist seitdem sehr viel besser. Für ein paar ultimative Ratschläge, wie wir den Alltag, die Verlassensängste und und die Nächte meistern könnten, wären wir wirklich dankbar.


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Hallo Ratsuchende Dass Ihr Sohn verstärkt anhänglich ist, liegt sicherlich und ursächlich an seiner Neurodermitis, an Ihrer zeitweisen Abwesenheit während Ihrer Berufstätigkeit und ganz besonders auch an seinem Alter, in Dem nahezu alle Kleinkinder eine Phase des Fremdelns durchlaufen. Damit er es zu akzeptieren lernt, auch mal ohne Sie direkt neben sich zu haben von einer ihm gut vertrauten Bezugsperson betreut zu werden, rate ich Ihnen, ihm ein eigenes Bett (in Ihrem Schlafzimmer) zu gönnen, ihn konkret zu beschäftigen und möglichst Sprach- oder/und Blickkontakt zu ihm zu halten, wenn Sie kurz begründet den Raum verlassen. Lassen Sie ihn dann nachts bitte konsequent in seinem eigenen Bett, wenn Sie sich sicher sind, dass er gesund ist und auch ausreichend gegessen und getrunken hat. Erinnern Sie ihn an diverse Einschlafhilfen in seinem Bett und informieren Sie ihn, dass Sie schlafen. :-) Da Sie in seiner unmittelbaren Nähe sind, KANN er keine Angst haben, sodass Sie sein etwaiges Weinen ignorieren sollten, nachdem Sie ihn kurz mit Worten getröstet haben. Halten Sie durch, erholsames Wochenende und: bis bald?


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