Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Auffälligkeit bei knapp 3 Jährigem

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Auffälligkeit bei knapp 3 Jährigem

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Hallo Frau Schuster, vor ein paar Monaten hatte ich schon mal bei Ihnem um Rat gefragt, weil ich befürchtete, dass wir bei der Erziehung bzw. im Umgang mit unsrem Sohn etwas falsch machen :-( Wir haben uns an Ihre Ratschläge gehalten, die wir zum Großteil bereits in der Praxis durchgeführt haben und eine Weile lief es recht gut. Da uns auch auffiel, dass extreme Verhaltensweisen (Trotzen, Wildsein, Aggression gegenüber kleiner Schwester) zum wiederholten Male nach einer Zeckenimpfung auftraten, suchten wir zusätzlich eine Homöopathin auf, was zusätzlich positiv wirkte. Nun besucht unser Spatz seit knapp zwei Wochen den Kindergarten. Er geht, zumindest sagt er das, gerne hin. Noch nie hat er geweint, als wir gingen, mittags, wenn er nach etwa 3 Stunden wieder heimgeht, ist er meist müde zu Beginn wollte er aber sogar lieber noch weiterspielen. Ausserdem ist er seit 3 Wochen sauber, er hat es recht gut im Griff, ausser nachts geht nicht mehr daneben, er hat es alleine beschlossen und wir sind sehr stolz auf ihn. Vieles ist also neu für ihn. Was nun verstärkt auffällt, ist, dass er sehr vieles verweigert und sehr oft überhaupt nicht hören will. Ein Beispiel von daheim: wir haben morgens ein Heidentheater, wenns ums Anziehen geht. Ich richte immer schon abends alles her, damit wir 3 (Sohni, Tochter und ich) morgens schneller fertig werden. Aber dann mag er die lange Hose nicht und bestimmte Schuhe auch nicht, sondern kurze Hose und seine Crogs. Da er bei den kalten Temperaturen morgens so nicht gehen kann, sage ich ihm, er könne so nicht in den KiGa gehen, da zu kalt und er sonst krank wird. Daraufhin weint er meistens sehr laut und versucht immer wieder, sich doch noch duchzusetzen, aber ich bleibe konsequent und es geht dann auch. Wenn es nachmittags warm ist, darf er dann eh seine Lieblingssachen anziehen. Im Kindergarten ist es wohl so, darauf sprach mich das Fräulein heute an, dass er eben auffälllig sei. Im Hinblick darauf, dass er da auch seinen Kopf durchsetzen will und nicht aufräumen, nicht in den Morgenkreis setzen usw möchte und sich wohl heute schon auf den Boden geworfen hätte um seinem Willen Nachdruck zu verleihen. An sich finde ich das, in seinem Alter, zwar ganz normal, was mich allerdings wundert ist, dass er sich auch bei relativ neuen Erwachsenen so traut. Die anderen Kinder haben scheinbar keine Probleme mit Regeln, unser Sohn leider aber schon. Ich war heute sehr betroffen, als ich von "auffällig" hörte. Allerdings lege ich das nicht unsrem Sohn, sondern uns als Eltern zur Last, irgendwas machen wir vermutlich verkehrt, was ihn so reagieren lässt. Wir streiten uns natürlich als Eltern immer mal wieder, meist um das liebe Geld, oder diskutieren, aber das ist schnell wieder vorbei. Unsere kleine Tochter (1) nimmt mich sehr in Anspruch, sie ist sehr anhänglich, aber ich bemühe mich immer sehr, für beide Kinder dazusein und keinen in der Aufmerksamkeit und Liebe zu benachteiligen. Einen wirklich schlimmen Grund innerhalb der Familie finde ich nicht, es sind teils Spannungen da, aber eben im normalen Rahmen. Unser Sohn war schon immer ein lebhafter kleiner Schelm. Schon im Alter von 10 Monaten flüchtete er in der Frühkindlichen Musikalisierung von meinem Schoß und ging lieber auf Entdeckungstour im Raum, während alle andren Kinder sitzen blieben. In der Mutter- Kind- Gruppe wollte er später nicht bei den Singspielen im Kreis sitzen. Usw. Er ist motorisch sehr fit, konnte mit knapp 2 schon prima Laufrad fahren usw. Die Kindergärtnerin meint, er teste extrem aus, wie weit er gehen könne und dass man eben sehr konsequent sein müsse und diese Phase wohl wieder vorüberginge. Da es aber ein anhaltendes Verhaltensmuster bei ihm ist, dass er am liebsten tut, was er will, wende ich mich heute nochmals an Sie, vielleicht haben sie noch ein paar Tipps für uns Eltern. Was mir noch einfällt ist, dass er gerne das Gegenteil tut. Wenn man ihm Tomaten anbietet zur Brotzeit, isst er diese nicht, sagt man jedoch, er solle diese ja nicht essen, weil z.B. Mama sie möchte, schlingt er sie weg. Für ihn ist dieses, und wohl auch der Alltag oft wie ein Spiel. Danke für Ihre Geduld mit dem langen Text. Liebe Grüße


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Hallo Ratsuchende Kommen die Kleinen in den Kindergarten und müssen sie sich das 1. Mal bewußt von ihren vertrautesten Bezugspersonen lösen, fühlen sie sich plötzlich groß und wollen ihre Größe auch beweisen, indem sie genau Das tun, was SIE wollen und nicht, was die Bezugspersonen von ihnen wollen. Gleichzeitig testen sie ihre Grenzen und die Reaktionen der Bezugspersonen, was zwar sehr anstrengend ist, aber zur Persönlichkeitsentwicklung unbedingt dazu gehört. Innerhalb der (neuen) Kiga-Gruppe fühlen sie sich aber gleichzeitig verunsichert, was ihnen unangenehm ist, sodass sie diese Unsicherheit mit Wildsein, Trotzen, aggressivem Verhalten zu überspielen versuchen. Auch wenn Ihr Sohn nicht weint, gehen Sie bitte einige Tage als Besuch mit ihm in die Einrichtung, bis er sich dort SICHER zu orientieren gelernt hat. Er kann sich dann in Ihrer Sicherheit vermittelnden Nähe auf die neue Situation behutsam umstellen, während Sie ihm gleichzeitig ähnlich wie zu Hause auch dort in Zusammenarbeit mit der Erzieherin seine Grenzen aufzeigen. Dann heißt es "nur" noch: stets gelassen und begründet konsequent handeln und Ihren Sohn auf möglichst logische Folgen seines evtl. Fehlverhaltens aufmerksam machen, die ggf. konsequent einzuhalten sind. Um eine evtl. therapeutisch notwendige Behandlung nicht zu versäumen rate ich Ihnen, mit einem Kurzbericht der Erzieherin nach der Eingewöhnungsphase (in ca. 6 Wochen?) doch noch zusätzlich dem behandelnden Kinderarzt Ihre Beobachtungen und Sorgen zu schildern. Sollte es notwendig sein, wird er Sie dann an einen geeigneten Therapeuten empfehlen können. Liebe Grüße und: bis bald?


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