Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Anstrengende Sechsjährige...

Christiane Schuster

 Christiane Schuster
Sozialpädagogin
Frage: Anstrengende Sechsjährige...

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Liebe Frau Schuster, unsere Tochter ist sechs und geht seit diesem Sommer in die erste Klasse. Wir haben noch einen zwei Monate alten kleinen Sohn. Bei der Großen ist momentan ein Ablöseprozess im Gange, der ja auch altersgemäß und gut ist: Sie möchte keinen Kuss in Sichtweite der Schule, ich darf nicht weiter als bis zum Schultor mitkommen, beim Abholen tut sie mir gegenüber cool und gleichgültig etc. Ist zwar alles für mich ungewohnt, aber ich freue mich, dass sie den Schritt zu mehr Selbständigkeit tut. Das hat aber leider auch eine Kehrseite, die super anstrengend ist: Zu Hause ist ihr Lieblingswort Nein, sie tut rein gar nix auf Auffoderung, beschimpft mich wüst, wenn ich mich bei wirklich wichtigen Dingen durchzusetzen versuche. Sie versucht, mich im Alltag bewusst zu hetzen und anzutreiben und erfindet dringende Aufgaben für mich, wenn sie mich mal 30 Sekunden irgendwo sitzen und einen Schluck Kaffee trinken sieht. Da wird dann zur Not schonmal der zwei Monate alte kleine Bruder geweckt, damit er schreit und ich hinrennen muss (grrrr!). Es ist sicher eine Form, Aufmerksamkeit zu bekommen, aber eine sehr stressige. Das Ganze geht direkt nach dem Aufstehen los und endet am Abend, bis sie ins Bett geht. Ich bin von der Geburt und den Komplikationen danch (mehrwöchiger Klinikaufenthalt, zwei Operationen) noch etwas geschafft, und die Nächte mit Baby sind ja auch nicht gerade erholsam. Ich muss zugeben, dass mir schon die Hand ausgerutscht ist bei meiner Tochter, was ich ganz schrecklich finde. Ich merke manchmal, dass ich mich persönlich angegriffen fühle, wenn sie wieder auf Contra geht, und dass ich versuche, meine "Vormachtstellung" auf jeden Fall zu wahren. Es kostet mich viel Kraft, den Alltag mit zwei Kindern am Laufen zu halten, wenn meine Tochter ständig Sand ins Getriebe schmeißt und alles extra umständlich und kompliziert macht. Absolut alles muss diskutiert und erstritten werden, die kleinsten Dinge werden erstmal verweigert. Ich versuche sie schon dauernd zu erpressen (Fernsehverbot etc.), wenn sie wieder bockt. Das ist pädagogisch nicht besonders wertvoll, ich weiß. Aber ich fühle mich so hilflos, wenn ich mal schnell irgendwo hin will, und das Ganze wieder in eine riesenaufwändige Expedition entartet (welche Schuhe ziehen wir an? Warum kein Sommerkleid bei 4 Grad Außentemperatur? Wieso muss ich überhaupt mit? Ich will nicht bei dem kleinen Bruder im Auto bleiben, auch wenn Du nur einen Brief in den Kasten wirfst, etc.). Haben Sie einen Tipp, wie ich selbst zu mehr Gelassenheit komme und wie ich mit meiner Tochter im Alltag umgehen kann, damit wir BEIDE nicht zu kurz kommen? Lieben Dank, Bonnie-B


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Hallo Bonnie Bitte sagen Sie Ihrer Tochter, wenn Ihnen ihre Provokationen zuviel werden und setzen Sie sich stets begründet durch, wenn Sie es für richtig halten. Keine Mutter reagiert ununterbrochen "pädagogisch wertvoll"! Nehmen Sie aber auch Ihre "Große" immer mal wieder nach dem Motto: "Gemeinsam werden wir es schaffen" liebevoll in den Arm und bitten Sie sie um Hilfe. Sie wird dann sicherlich besonders stolz sein, wenn sie anschließend noch ein großes Lob für ihre Hilfsbereitschaft erhält und auch gegenüber anderen Personen gelobt wird. Empfehlen möchte ich Ihnen noch folgende Literatur: - "Wohlfühlinseln für Mütter", Sabine Seiffert (14,95€); - "Mama, warum schreist du so?" Hilfen für genervte Mütter, Francke Ratgeber (7,95€). Halten Sie durch, liebe Grüße und: bis bald?


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