Frage im Expertenforum Erziehung an Christiane Schuster:

Am Endew - eine Rabenmutter weiß nicht weiter

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Frage: Am Endew - eine Rabenmutter weiß nicht weiter

Mitglied inaktiv

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Zunächst möchte ich Ihnen aber meine Situation schildern. Mein Mann(41) und ich (31) sind seit drei Jahren verheiratet und haben zwei Söhne, 2,5 Jahre und 5 Monate alt. Beide Kinder waren gewünscht, dennoch bedeutete schon die (schöne) Geburt unseres ersten Sohnes und die Umstellung seither ein Schock für uns - auch wenn sich das blöd anhört: Wir haben immer gesagt, wir wollen unser Leben weiter leben und unsere Kinder daran teil haben lassen. Dass es nun umgekehrt ist, das haben wir akzeptiert. Trotzdem machen uns nun die neuen Umstände nach der (noch schöneren Haus-)Geburt unseres zweiten Sohnes zu schaffen. Mein Mann war schon "fertig", bevor der kleine geboren wurde. er hat einen täglich langen anstrengenden Job, und unser Großer belegt ihn nach Feierabend mit Action bis zur Nachtruhe. Deshalb, und auch weil die Umstellung für ihn als bis dato unabhängigen "freien" und nur eigenverantwortlichen Menschen doch tiefer ging, als er sich ausgemalt hatte, startete er schon erschöpft und nur noch mit halber Kraft in die zweite Runde: Unseren zweiten Sohn. Auch für mich bedeutete die neue Umstellung einen weiteren Einschnitt. Meine Vorstellung, weiter halbtags arbeiten zu können, ist aus diversen Gründen erst mal auf Eis gelegt. Wenn ich hier aber nicht ab und zu "raus" komme, drehe ich durch... Nun aber zu den Kindern... Mein "Großer"... der war vor 21 Wochen noch "mein Baby". Wenn ich mir Fotos aus der Zeit kurz vor der Geburt des Kleinen anschaue, und ihn mir heute ansehe, erschrickt mich der Vergleich: Er ist so "alt" geworden. Und so ernst. Und manchmal so traurig. Und oft so wütend... Es eskaliert langsam - aber stetig. Zunächst war der kleine sehr pflegeleicht, er schlief viel, beanspruchte mich nur in den Stillzeiten und wenn er Bauchweh hatte, mußte er getragen werden. Der große ließ den kleinen zu dieser Zeit links liegen, er beachtete ihn kaum, kommentierte seine Weinphasen mit einen konsternierten "Bauch aua!", und das wars. Ganz selten, ganz unvermittelt, beugte er sich schon mal über ihn und legte seine Stirn auf die des Babys. Und lachte. Inzwischen gestaltet sich unser Tag etwas schwieriger, der Kleine schläft immer weniger, und in den Wachphasen möchte er in Bewegung sein. Ruhig ist er nur auf dem Arm und wenn sein Transportmittel in Bewegung ist. Hinsetzen geht auch nicht... Das macht mich wahnsinnig. Ich bin nun mal keine Tragemama, ich trage ihn im Tuch, wenn wir unterwegs sind, aber zu hause brauche ich meine Bewegungsfreiheit, nicht nur, weil ich sonst nichts gebacken bekomme, sondern weil ich manchmal einfach Luft für mich brauche. Die Situation nervt mich. Und das bekommt der Große zu spüren. Ich verlange soviel von ihm, ich will daß er Verständnis hat, wenn ich mich mehr um den Kleinen kümmere, wenn ich ihn nicht auch auf den Arm nehmen kann, wenn ich den Kleinen im Tuch habe und er laufen muß, wenn er ruhig sein soll, wenn ich stille. Wenn er mich in Ruhe lassen soll, wenn der kleine endlich mal schläft (das macht er leider immer nur zehn Minuten am Stück...). Der Große kommt ohne Frage zu kurz, und wenn er um Aufmerksamkeit bettelt, nervt es mich auch... Inzwischen verschärfen sich die Fronten. Wenn wir spielen und ich stehe zwischendurch auf, fängt er an zu brüllen. Mal wirft er sich einfach nur auf den Boden. Oder mir ein Spielzeug hinterher... Abends versuchen wir ihn um acht ins Bett zu bringen. Seit zwei Wochen bedeutet das für uns das Härteprogramm. Abwechselnd mein Mann oder ich: Dauervorlesen, Dauerspielen, Dauerkuscheln... meist bis zehn Uhr... ganz egal, ob er mittags geschlafen hat, oder nicht. Läuft etwas nicht nach seinem Plan, bekommt er ohnmächtige Tobsuchtsanfälle. Halten wir ihn dann fest um ihn zu beruhigen, tritt er nach uns und kreischt und schlägt und ist völlig außer sich. Oft schläft er unter Tränen ein - und wir sind wie paralysiert. Tagsüber provoziert er mich immer gezielter. Heute wollte ich ihm eine Jacke anziehen, da schlug er wie im Spaß nach mir. Ich hab es ignoriert und ihn weiter angezogen. Dann trat er nach mir, und ich gab mich noch unbeteiligt. Aber ich spürte, wie die Wut in mir hoch stieg und ich sah ihm an, daß er es wußte... dann schlug er mich, und ich packte ihn und schüttelte ihn und schrie ihn an... ich bin jetzt froh, daß eine Freundin da war, denn ich hatte in dem Moment das Gefühl, gewaltätig werden zu können... Ich fühle mich so hilflos. Und ich habe keine Kraft mehr. Ich habe ihm nichts entgegenzusetzen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Was ich tun kann. Er tut mir so leid. Wenn er seine Anfälle bekommt, wiederholt sich meine Geschcihte. Ich kenne solche ohnmächtigen Wutanfälle noch aus meiner Kindheit, die ganze geballte Ladung Energie, die raus muß, wenn man sich unverstanden, verstoßen und alleine fühlt... aber ich weiß nicht, wie ich ihm dieses Gefühl nehmen kann... ich bin einfach nur hilflos...


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Hallo Nasti Zeigen Sie Ihrem "Großen", wie stolz Sie darauf sind, schon einen relativ selbständigen und vernünftigen Jungen zu haben, der viel mehr Dinge kann und darf als ein Baby, was ständig die Hilfe einer Bezugsperson in Anspruch nimmt. Bauen Sie mit ihm gemeinsam eine "Bude", bzw. ein kuscheliges Nest, in die(in das) er sich jeder Zeit zurückziehen kann und in der (in dem) er beinahe Alles machen kann, was er möchte. Gönnen Sie ihm zum Einschlafen das Hören einer "Bettkassette". Richten Sie regelmäßig am Tag eine bestimmte Zeit ein (wenn der Kleine schläft?), in der Sie ausschließlich Zeit für Ihren "Großen" haben und in der er selbst der "Bestimmer" sein darf. Vielleicht können er und sein Papa auch gemeinsam einen Schwimmkurs o.Ä. besuchen als ein ganz besonderes Angebot für ihn als "Großen"? Er muß "einfach" erkennen können, dass er durch die Geburt seines Bruders nicht unwichtig geworden ist und immer noch -mit dem Bruder gemeinsam- den Mittelpunkt der Familie darstellt. Damit Sie selbst (und Ihr Mann) auch noch mal wenigstens etwas Zeit haben um an sich selbst zu denken und um "aufzutanken", damit Ihre innere Ausgeglichenheit wieder hergestellt wird, sollten Sie überlegen, hin und wieder einen Babysitter mit der Betreuung beider oder Eines Ihrer Kinder zu beauftragen oder eine Tagesmutter für ein paar Stunden zu engagieren. Sind Ihre Nerven schon unmittelbar vor dem Zerreißen, sodass die Gefahr einer gesundheitlichen Beeinträchtigung besteht, sollten Sie auch den Gedanken an eine Mutter-Kind-Kur im Hinterkopf haben, falls Sie darin auch eine Möglichkeit sehen, dass Ihr Mann in dieser Zeit ebenfalls wieder auftanken kann. Handeln Sie, um a l l e n Familienmitgliedern wieder zu mehr Zufriedenheit zu verhelfen! Liebe Grüße und: bis bald?


Mitglied inaktiv

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Liebe Nasti, ich möchte dir nur sagen, dass du mit deinen Problemen nicht allein bist. Dein Großer ist gerade tierisch eifersüchtig und noch dazu mitten in der Trotzphase - da zieht er alle Register! Bei meinem Großen - jetzt 4 1/2 (die Kleine ist 1 1/2)war das genauso. Ich weiß noch wie hilflos ich oft war und bin. Den einzigen Rat den ich dir geben kann (hoffentlich hat Fr. Schuster noch mehr und bessere): Schau, dass du irgend einen Ausgleich bekommst - einmal die Woche Aerobic oder sonst was - nur für dich und dasselbe gilt für deinen Mann. Du kannst für deine Kids keine Geduld und Ruhe aufbringen, wenn du selber am Ende bist - spanne jeden ein, der dir nur irgendwie helfen kann. Einen Buchtipp hätte ich noch: Knoller/Scherf: Das Geschwisterchen kommt. Falken Verlag. Euro 10,54 Alles Liebe und viel Kraft und Glück - Monika


Mitglied inaktiv

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Hi Nasti ! Wie Monika schon schreibt´: Du bist nicht alleine ! Ich glaube, die meisten Eltern und größeren Geschwister machen diese Phase durch - bei uns war es nicht anders. Am schlimmsten fand ich wie Du wohl auch, daß man als Mutter genau weiß, daß die Wut und die Traurigkeit vom Großen ABSOLUT berechtigt ist und es trotzdem nicht schafft, die Kurve zu kriegen. Bei uns hielt dieser Zustand etwa ein halbes Jahr an, bis sich alles langsam (ich meine laaaaaaaaaaangsam) einspielte. Egal wie, ich finde zwei Sachen wichtig: Erstens: Du mußt was für Dich tun und wenn´s nur stundenweise ist - du brauchst Luft zum Leben und Du brauchst einen Ausgleich, um wieder Abstand zu bekommen und Energie tanken zu können. Wie sieht es mit Babysitter aus ? Irgendjemand in der Nachbarschaft, der den Kleinen mal eine Stunde spazieren fährt oder mit dem Großen eine Stunde auf den Spielplatz geht ? Oder gar beides ? Oder ein Abendprogramm für dich, falls das schon zeitlich drin ist ? Ein Kurs an der VHS vieleicht ? Irgendwas in der Richtung ? Oder vielleicht sogar eine MuKi-Kur ??? Das zweite, was wichtig ist, ist daß Dein großer zu seinem Recht kommt. Ja, es ist schwer, ich weiß *seufz* aber bei uns klappte einiges besser, als er merkte - nee, als ICh merkte, daß sich wirklich jede Minute, die ich investiere für ihn "lohnt", bei ihm Verständnis schafft und auch wieder Ausgeglichenheit. Er braucht das Gefühl (immer noch) wichtig zu sein - mein Großer wollte nicht groß sein, er wollte auch wieder klein sen, auch meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Kuscheln etc .... Eine Weile war er ganz glücklich dabei, in einer Spielgruppe abschalten zu dürfen von daheim. Was viel gebracht hat, waren Unternehmungen NUR für ihn (mit mir oder de Papa) - am Wochenende, oder wenn der Kleine schlief. Ein Kurzurlaub bei der Oma, wo er die uneingeschränkte Nr. 1 war etc. Es ist eine harte Zeit, aber sie geht rum !! Mit Rabenmutter hat das alles nichts zu tun, es tgibt Dich nur einmal und jeder Mensch hat eben nur ein gewisses Potential an Kraft und Geduld ! Ganz liebe Grüße und viel Kraft, Silke


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