Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

Agressivität bei 3-Jährigem auf unsicheren Erziehungsstil zuruckzufùhren??

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: Agressivität bei 3-Jährigem auf unsicheren Erziehungsstil zuruckzufùhren??

Lenamaus

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Hallo Frau Ubbens, lieben Dank für ihre hilfreichen Antworten hier im Forum... Sie haben mir schon einige Male weitergeholfen, wenn es um meinen "impulsiven und von Natur aus etwas aggressiven Sohn" ging. Nun brauche ich erneut Rat von Ihnen: Insgesamt ist ja mein Sohn( 3,9) schnell aus der Fassung zu bringen und kann sich schwer wieder beruhigen.  Vorallem, wenn in seinen Augen jemand etwas " Schlimmes" gemacht hat, wie z.b. sein Teller zu frùh vom Tisch zu räumen oder seine Schwester eins seiner Spielzeuge nimmt, wird sofort seinerseits aggressiv reagiert, ich werde gehauen oder angeschrien und seine Schwester wird  (deshalb schreibe ich Ihnen heute) den ganzen Tag ùber nur geschubst, gehauen oder es wird ihr einfach alles weggenommen, ganz egal, ob er damit gerade spielen mòchte oder nicht. Die Kleine (11 Monate) tut mir echt leid... es gibt im Alltag kaum Situationen, in denen er "lieb" zu ihr ist oder sie einfach in Ruhe lässt. Er macht es immer und immer wieder, ganz egal, wie wir reagieren: erklären, schlichten, Auszeiten, Schimpfen. Er reagiert nur, wenn ich richtig laut werde und ihm z.b. mit Fernsehentzug drohe. Das kann es aber nicht sein, ich fùhle mich absolut unwohl dabei und merke, dass wir alle unzufrieden sind und ich verstehe einfach nicht, warum er so zu ihr ist??? Er wurde immer miteimbezogen, wenn es um die Versorgung seiner Schwester geht, will er aber nicht mehr:( wir unternehmen nachmittags nach dem Kiga hauptsàchlich Aktivitäten, die auf ihn ausgerichtet sind. Wir loben ihn, wo wir nur können, aber ich merke, dass ich immer schlechter an ihn "dran komme" und er sich generell immer mehr verweigert als zu kooperieren. Das gibt mir natùrlich zu denken, was ich/Wir falsch machen, denn eine Grundfamiliensituation, die meist auf Ermahnen, Androhen, Manipulation  ( ihm z.b. Dinge schòn reden, den Kiga z.b.) und Aufpassen, dass der Schwester wieder mal nicht wehgetan wird, fùhlt sich sooooo falsch an:( Von Grund aus möchte ich meine Kinder zu selbsbestimmten und selbstbewußten Menschen erziehen und halte nicht viel von Strafen, zuuu vielen Regeln und Androhungen (wenn du nicht, dann...), verfalle aber dennoch immer wieder in diesen Erziehingsstil aus Unsicherheit und Hilflosigkeit. Darauf wird auch sicher die zunehmende Agressivität meines fast 4-jährigen Sohnes zurùck zu fùhren sein. Ich denke, dass ich oft "nicht altersgemäß" und auch zu spàt reagiere.  Ich weiß einfach oft nicht, in welchen Situationen sofort eingeschritten und in welchen erst abgewartet werden muss. Ein Beispiel: mein Sohn beginnt also schon morgens seine Schwester zu piesaken; weil es sich noch im Grenzen hält und man ja auch immer wieder liest, nicht sofort bei Kinderstreitereien einzugreifen, schaue ich drùber hin weg, bis es mir reicht, bzw.  bis es meiner Ansicht nach zu "schlimm" wird, dann versuche ich erst im netten und verständnisvollen Ton meinen Sohn zu erreichen, was jedoch nie gelingt... und dann kommt DER PUNKT, an dem  ich richtig sauer werde, ihn anschreie oder aufs Zimmer schicke. Dazu muss ich sagen, dass wenn er beschäftigt ist, also "ausgelastet" ist, er seine Schwester in Ruhe lässt, aber es kann nicht sein, dass wir unseren Alltag damit verbringen, ihn " stets sinnvoll zu beschäftigen";(.  Können Sie sich unseren Alltag ungefähr diesen Schilderungen nach vorstellen? Was läuft hier schief? Warum empfinde ich den Alltag mit meinen beiden Kindern hauptsàchlich als Belastung als als eine Bereicherung!? Können sie mir bitte konkrete Tipps zum selbstsichereren Erziehungsstil geben? Vielen Dank


Sylvia Ubbens

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Liebe Lenamaus, geben Sie dem Tag viel Struktur und klare Regeln. Ihre Kinder müssen kleine Reibereien noch nicht alleine klären, dafür sind sie noch zu klein. Vor allem, wie soll sich Ihre 11 Monate alte Tochter gegen den Bruder wehren? Dass Kinder Unstimmigkeiten untereinander klären, gelingt erst, wenn auch beide dazu in der Lage sind, frühestens mit drei Jahren, oft erst später. Bis dahin sollten Sie als Mutter schon einschreiten, bevor es zu schlimm wird. Fühlt sich Ihr Sohn ungerecht behandelt oder ist frustriert und fängt an, Sie oder seine Schwester zu hauen oder zu schubsen, dann gehen Sie zu ihm auf Augenhöhe und nehmen ihn mit ruhigen Worten an die Seite. Fragen Sie ihn, warum er wütend ist und erklären ihm, wie er besser damit umgehen kann. Versuchen Sie, es zwei Wochen ohne Strafen, wie Fernsehverbot oder ins Zimmer zu schicken, auszukommen. Versuchen Sie, ihm nur mit ruhigen und wenig erklärenden Worten näher zu kommen. Hat sich das Verhalten verändert? Geben Sie Ihrem Sohn gerne kleine Aufgaben, wenn Sie keine Zeit für ihn haben. Sicherlich mag er gerne im Haushalt helfen oder ein Bild für die Oma malen usw.. Wie Sie schreiben, ist Ihr Sohn nicht so sehr auf seine Schwester fixiert, wenn er beschäftigt ist. Sobald Ihre Tochter "richtig" spielen kann, wir sie auch auf diese Weise für Ihren Sohn interessant. Er muss sie nicht mehr ärgern, er kann mit ihr spielen. Viele Grüße Sylvia


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