DieTraudel
Guten Morgen Frau Ubbens, Folgende Situation hatten wir heute Morgen. Sie ist exemplarisch und läuft häufig so oder so ähnlich ab. Ich würde Sie um Ihre Meinung dazu bitten: Meine Tochter (2) möchte ihren Schnuller. Ich sage Nein, den gibt es erst heute Mittag zum Schlafen. Sie weint, schreit, versucht sich am Küchentresen hochzuziehen, da dort oben die Schnuller aufbewahrt werden. Ich bleibe neben ihr Sitzen, sage ihr, dass sie wütend ist und den Schnuller jetzt schon haben will. Und dass Mama Nein sagt, das findet sie blöd. Sie möchte nicht in den Arm genommen werden, aber nach 2 - 3 Minuten nehme ich sie trotzdem hoch und gehe mit ihr ins Wohnzimmer, um zumindest die Umgebung zu verändern und den Fokus leichter auf etwas anderes richten zu können. Die Tochter weint und schimpft weiter, ich reagiere weiter so wie in der Küche bereits. Mache aber verbale Angebote, wie zb. Seifenblasen, worauf sie aber nicht reagiert. Nach weiteren ca 2 bis 3 Minuten kommt mein Partner hinzu. Er fragt was denn los sei, und nachdem ich es ihm gesagt habe schnappt er sich die Tochter, trägt sie zum Fenster und sie schauen sich zusammen die Baustelle draußen an. Nach wenigen Sekunden war Ruhe. Über die Situation gesprochen hat er mit ihr allerdings nicht. So. Ich fand es nicht richtig von meinem Freund, in dieser Situation so einzugreifen und habe ihm das später auch gesagt. Wobei ich jedoch unsicher bin: er war mit seiner Methode der "maximalen Ablenkung " sehr viel erfolgreicher, und ist das natürlich auch jedes Mal. Ich fahre da einen anderen Stil, der jedoch sehr viel mehr Tränen und Protest mit sich bringt. Ich erhoffe mir aber einen Lerneffekt für meine Tochter, sich und ihre Gefühle besser wahrzunehmen und auf lange Sicjt auch selbstständig zu bewältigen. Wer von beiden Partnern hat denn nun die "bessere " Methode? Im Vorraus vielen Dank und Freundliche Grüße, Traudel
Liebe Traudel, ein Anfang von "wenn Mama nein sagt gehe ich zu Papa" oder umgekehrt sind die unterschiedlichen Umgehensweisen Ihres Partners und Ihnen nicht. Erst wenn ein Elternteil etwas erlaubt, was der andere verboten hat entsteht die Situation. Ihre Tochter ist noch so jung, dass gerne von vorneherein mit Ablenkung gearbeitet werden kann. Grundsätzlich ist es gut, dass sie sich ihrer Gefühle bewusst werden darf, doch das Verständnis hat sie mit ihren 2 Jahren noch nicht. In ihrem Frust versteht sie Ihre (vielen) Worte auch noch nicht. Ein kurzer Satz zur Erklärung genügt. Ist Ihre Tochter etwas älter, vielleicht 4 Jahre alt, können Sie, nachdem sie sich beruhigt hat, mit ihr besprechen, warum sie etwas erlaubt haben oder auch nicht. In der entsprechenden Situation ist mit den wenigsten Kindern im Kindergartenalter oder jünger zu sprechen um etwas zu erklären. Bedeutet: Erst die Beruhigung und dann die Erklärung. Und: Sie haben einen guten Ansatz, für den Ihre Tochter aber noch zu jung ist. Viele Grüße Sylvia
User-1736455377
Vermutlich ist dein Partner aber nicht immer in solchen Situationen da und oft genug kannst du also deinen Ansatz durchziehen, oder? Es ist normal und auch total ok, dass Eltern grundsätzlich das gleiche Ziel verfolgen, dabei aber andere "Methoden" haben. Letztendlich hat dein Partner das Gleiche getan, wie du auch versuchst hast - Ablenkung. Er hatte Erfolg - du nicht. Auch das ist normal.Deine Tochter und du seid in der Situation dann nach x Minuten schon so "gefangen", dass es vermutlich jedem anderen einfacher gelingt, diese aufzulösen. Das ist bei uns auch so. Haben Papa und Sohn "Streit", bin ich die neutrale Instanz, die einen Ausweg darstellt.Und umgekehrt eben auch der Papa, wenn Kind & ich aus einer Situation nicht wirklich rauskommen. Sei froh, dass es so funktioniert. Es geht nicht darum, wer das besser kann und auch nicht darum, dass deine Autorität damit untergraben werden könnte. Deine Tochter realisiert auch über die Intervention deines Partners, dass man unschöne Situationen wieder auflösen kann, in dem man sich auf etwas anderes einlässt. Das ist doch auch das Ziel, oder - und nicht ein Machtkampf zwischen dir und deiner Tochter, bei dem du am Ende gewonnen haben willst?
User-1736455377
man muss sich nicht für eins entscheiden und darf das andere dann nicht auch mit reinbringen.
DieTraudel
Hallo, Danke für deine schnelle Antwort! Durch geschicktes kombinieren von Gleitzeit und Schichtarbeit ist mein Partner schon vergleichsweise oft Zuhause, was grundsätzlich super ist und wovon wir alle profitieren. Es führt aber auch dazu, dass es häufig Situationen gibt, in denen sich ein Elternteil "durchsetzen" muss, auch wenn der andere mit einer Situation anders umgegangen wäre. Es ist mir wichtig, dass unsere Tochter uns (grundsätzlich) als Einheit erlebt. Wenn er also in eine Situation kommt, dann lasse ich das eben geschehen und rede später mit ihm darüber. Natürlich hast du recht, und das Ziel war dasselbe, das Kind war beruhigt. Aber ist das nicht auch ein klassischer Anfang für "wenn Mama Nein sagt geh ich zu Papa"?
User-1736455377
Wichtig ist, das man in der Erziehung ein gleiches Ziel hat - also da eine Linie fährt, die auch dem Kind klar ist. WIE man bestimmte Dinge in Situationen handhabt, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, kann und darf unterschiedlich sein. Die Menschen sind nun mal nicht alle gleich und handeln ebenso. Damit können Kinder umgehen und profitieren auch davon. Sie erleben mehrere Möglichkeiten zum Umgang mit einem Problem zB. Dein Partner hätte nur einem"Eltern gegeneinander ausspielen Vorschub geleistet, wenn er ih denSchnuller gegeben hätte. Hat er aber nicht, oder? Er hat nur das erreicht, was du in dem Moment nicht erreichen konntest ;-) Bei uns früher oft Zähneputzen - Horror! Ich tue und mache - null, nada, niente. Papa kommt rein und macht den Spaßclown - schwupps, werden die Zähne geputzt. Ich schwöre, ich hätte ausflippen können!! Aber warum? Eigentlich ist doch genau das passiert, was ich wollte. Warum ärgere ich mich jetzt? Ich glaube, im Laufe einer solchen Situation ändert sich unbewusst oft das Ziel: aus "putz dir die Zähne" wird "respektiere mich als denjenigen, der hier bestimmt". Und dann ärgert man sich nicht über das "falsche intervenieren" des Partners - sondern darüber, dass - platt gesagt - Kind nicht auf mich gehört hat. In solchen Situationen ist es einfach ganz oft so, dass wie auch sonst im Leben oft: wenn 2 sich festgefahren haben, braucht es den neutralen Dritten, de3r die Situation auflösen kann. Wenn du aber das Gefühl hast, dein Partner greift zu oft ein, dann redet darüber.Vielleicht teilt ihr dann Aufgaben auf (Mama zieht Kind um, Papa putzt Zähne oder so) und vereinbart, dass der jeweils andere dann nur eingreift, wenn er darum gebeten wird.
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