Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

9 jähriger Junge denkt immer er kommt zu kurz

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: 9 jähriger Junge denkt immer er kommt zu kurz

ElMa1216

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Hallo Mein 9 jähriger Sohn denkt ständig er kommtbzu kurz oder verpasst etwas. Ich habe noch eine 4 Jährige Tochter und wir erziehen und behandeln beide Kinder gleich. Ich weiß nicht was ich falsch mache bzw warum mein Sohn dieses Verhalten zeigt. 1. Beispiel Es gibt Essen. Ich frage wer was zum trinken möchte. Er: Wasser. Er bekommt also Wasser. Wenn ich mir einen Tee koche und er sieht ich habe etwas anderes möchte er auch unbedingt Tee probieren. Natürlich lasse ich ihn probieren. Er möchte dann auch Tee. Aber getrunken wird er nicht. Steht meist unberührt da. Hauptsache er hat das was ein anderer hat. Beispiel 2.. Im adventskalender ist immer etwas für jeden drin. Er liebt kleines lego. Also heute war eine Figur von lego zum bauen drin. Meine Tochter hatte, da noch viel zu klein für lego, Sterne zum aufkleben die leuchten. Er geht ins Bett. Ich komme später nochmal schauen. Gehe in das Zimmer rein und sehe das er etwas versteckt. Ich frage ihn also was er macht. Da hält er mir einen der Sterne hin. Ich schaue ihn sehr verärgert an und frage wo die anderen sind. Er zeigt auf sein Regal am Bett. Da hat er alle Sterne von seiner Schwester aufgeklebt. Und so ist es immer. Er nimmt sich alles was ihm gefällt obwohl es ihm nicht gehört. Toniefiguren seiner Schwester, Schreibutensilien aus unserem Büro...... Wir versuchen den Interessen der Kinder gerecht zu werden und unterstützen Dinge die sie mögen. Aber bei meinem Sohn ist nichts gut genug. Wenn man ihn darauf anspricht warum er immer alles nimmt was ihm nicht gehört sagt er er wüsste es nicht. Es macht mich echt traurig. Warum glaubt er immer er müsse alles haben und kommt zu kurz??? Können Sie mir weiterhelfen? Lg


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe ElMa1216, Ihr Sohn hat noch nicht verstanden und das ist bei sehr vielen Kindern in dem Alter so, dass er selbst etwas dafür tun kann, damit er auch Dinge hat, die jemand anderes hat. Beispiel Getränk: Zum einen können Sie es so handhaben, wie meine Vorrednerin geschrieben hat. Er kann sich eine Tasse holen, wenn er auch einen Tee möchte und zum anderen sollte er den Tee dann auch austrinken. Ist er nunmehr vom Wasser "satt", dann wird der Tee später ausgetrunken. Bzgl. des Wegnehmens beispielsweise der Sterne, darf er in dem Moment des Entdeckens seine Legofigur seiner Schwester zur Verfügung stellen. Dann darf er von seinem Taschengeld neue Sterne für seine Schwester kaufen. Diese Neubeschaffung geht natürlich nur bei kleinen Dingen. Tatsächlich ist das Büromaterial von Mama und Papa fast immer das beste, selbst wenn Kinder eigenes haben. Da bildet Ihr Sohn keine Ausnahme. Hilfreich sind das Büro abzuschließen und Ihrem Sohn eigene Büroutensilien zur Verfügung zu stellen, wenn er noch keine eigenen hat. Oft hift auch, die Kinder aus einer geliebten Beschäftigung rauszuholen, damit sie beispielsweise den Locher zumindest zurückstellen, wenn sie sich diesen (ohne zu fragen) ausgeliehen haben. Kinder können die Frage nach dem Warum nicht beantworten. Erwachsene sind manchmal auch neidisch auf etwas, was andere haben oder würden das und das, was jemand anderes hat, auch gerne haben. Wir Erwachsenen haben aber verstanden, dass nicht immer alles geht bzw. wissen, wie wir uns entsprechendes beschaffen können oder warum nicht. Kinder mit 9, 10 und manchmal auch 11 Jahren haben dies noch nicht immer verstanden. Sie handeln "einfach", was in diesem Fall heißt, sie nehmen sich, was sie brauchen. Viele Grüße Sylvia


cube

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Unser Kind ist 8 und hat keine Geschwister - ich antworte dennoch mal, was mir dazu einfällt :-) Dieses Haben wollen, was die Erwachsenen haben oder andere im Bezug auf Essen, Trinken etc kenne ich. Wenn ich aber absehen kann, dass dies nur ein "auch haben will" ist und keine echtes Bedürfnis sage ich "klar, hol dir eine Tasse und nimm dir etwas". Ganz oft ist die damit verbundene "Arbeit" genug, damit Kind selbst entscheidet, dass es das so wirklich eigentlich gar nicht will. Gerade ein Glas Wasser getrunken will er zB auch Schorle, weil ich mir eine gemacht habe (hätte er auch gekonnt, hat aber nicht dran gedacht). Hier ebenso "ja, mach dir selbst eine" - und schwupps kommt die Erkenntnis, dass der Durst eigentlich gestillt ist. Dann wird die Schorle beim nächsten Durst halt gemacht und dann auch wirklich ausgetrunken. Lass ihn die Dinge selber machen. Wenn du ihn bedienst, kann es ihm ja egal sein, ob er das wirklich isst, trinkt etc. - er musste ja nichts dafür tun. Bzgl. der Schwester: viele Kinder in dem Alter sehen nicht, das sie selbst etwas haben, was ihnen etwas bedeutet und damit ist es gut - es geht um die Masse sozusagen. Wer am Meisten hat, ist "besser". UNter Geschwistern ist die Rivalität da sicher noch größer als unter Freunden ("ich hab aber mehr Pokemon-Karten als du", "Mama, ich brauche unbedingt xy - warum? - der x hat auch..."). Man will eben gleichziehen. Das dies nichts über den eigenen Wert aussagt, müssen Kinder erst lernen. Ich würde ihn aber mal fragen, warum er sich zB die Sterne genommen hat. Warum er euren Bürokram nimmt. Fühlt er sich wirklich zurück gesetzt oder sind es Dinge, die er gerne auch wirklich hätte, ihr aber eben meintet, er wünscht ich etwas anderes? Oder das es doch reichen würde, wenn er eure Sachen ausleihen darf. Unser Kind hat zB einen eigenen Locher usw - dafür soll er aber meine Sachen gefälligst in Ruhe lassen. Und ich leihe mir eben auch nicht seine ungefragt. Darf er sich zB Dinge von seiner Schwester leihen? Oder ist dann strikt getrennt - ihre Dinge, deine Dinge? Oder Darf die Schwester sich Dinge nehmen weil sie ja noch klein ist und das nicht versteht, dass es seine Sachen sind - er umgekehrt ihre Sachen aber nicht nehmen darf? Könnte auch ein Grund sein, sich unfair behandelt zu fühlen und das eben "ausgleichen" zu wollen.


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