Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

5-jährige erträgt Kleidung nicht

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: 5-jährige erträgt Kleidung nicht

shla

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Liebe Frau Ubbens, womöglich hat meine Frage nichts mit Erziehung zu tun, dennoch erhoffe ich mir Hilfe von Ihnen oder einer Mitleserin. Meine 5-jährige Tochter ist hochsensibel, willensstark, sehr intelligent und gesund. Wie letzten Winter auch haben wir diesen Winter wieder das Problem, dass sie kein Kleidungsstück findet, was sie ohne Probleme ertragen kann. Es vergeht kein Tag ohne dass sie mehrmals (morgens beim Anziehen, beim Umziehen nach der Kita und beim Insbettgehen) einen riesigen Aufstand (!) beim Anziehen macht, der die ganze Familie unheimlich Zeit (bis zu einer Stunde) und Nerven kostet. Sie schreit (z.B. "blöde Socken"), haut um sich und tobt über viele Minuten. Einen Ausflug am Wochenende zu machen kann man sich fast abschminken, weil keiner Lust hat das Theater, was wir jeden Morgen vor der Kita haben, auch am Wochenende zu ertragen. Sommerkleider und T-Shirts: ok, Unterhose: konnten wir ihr bisher immer irgendwie aufschwatzen, Socken: nein, Strumpfhosen: mal ja und mal nicht, Kniestrümpfe: aktuell ok, Hose mit Bündchen (Leggings, Jogginhosen): geht gar nicht, Latzhosen (hier muss man ihr beim Toilettengang helfen): ok, Pullover: nein, leichte Jäckchen mit Knöpfen: meistens schon. Beim Schlafanzug gibt es bei der Hose großes Geschrei und meist zieht sie sie spätestens nachts aus. Wenn man sie fragt, was das Problem mit dem besagten Kleidungsstück ist, sagt sie es loddelt. Im Sommer hat sie ihre Klett-Sandalen immer so fest geschnürt, dass die Zehen rot und weiß anliefen. Wenn man sie ihr locker machen wollte, flogen sie durch die Gegend und sie wollte sie nicht mehr anziehen. Da sie an manchen Tagen zu unserer Überraschung doch etwas anzieht, was an anderen Tagen scheinbar gar nicht geht, dachten wir zunächst an eine Phase oder den Gewinn negativer Aufmerksamkeit, aber intensive Bemühungen dahingehend haben keine Besserung gebracht. Wir haben schon alles versucht über selber anziehen lassen, ein Spiel daraus machen, etc, aber es hilft NICHTS. Es ist der absolute Wahnsinn. Haben sie irgendeine Idee oder einen Tipp? Danke im Voraus!


Sylvia Ubbens

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Liebe shla, legen Sie gerne nur noch Kleidung in den Schrank, die wettertechnisch in Ordnung ist. Ihre Tochter mag Strümpfe anziehen, dann gibt es Strümpfe. Sie mag Latzhosen, dann lassen Sie sie Latzhosen anziehen. Dann müssen eben die Erzieher oder Sie als Eltern helfen. Und sie mag Jäckchen mit Knöpfen. Damit kommen Sie doch gut über den Winter. Diskutieren Sie nicht. Ihre Tochter darf sich am Abend die Kleidung für den nächsten Tag rauslegen. Planen Sie genügend Zeit dafür ein, damit nicht noch Zeitstress dazukommt. In der Nacht genügt auch eine kurze Schlafanzughose oder ein Nachthemd. Lassen Sie die lange Hose gerne weg. Ihrer Tochter wird schon nicht zu kalt werden und Sie müssen in dieser Hinsicht nicht "verhandeln". Viele Grüße Sylvia


Mamamaike

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Hallo, "spielt" doch einfach nicht (mehr) mit. Räum aus dem Schrank alles weg, was nicht temperaturgemäß ist. Aus dem, was dann im Schrank ist, kann sie sich abends aussuchen, was sie am nächsten Tag anzieht. Wenn sie morgens anfängt, Theater zu machen, geh aus dem Raum. Ohne Publikum ist das meist schnell langweilig. Plant am Wochenende Ausflüge (und sei es nur zum Einkaufen): Sie macht Theater, sie kommt nicht mit. Einer von euch Erwachsenen bleibt auch da, aber ohne sie zu bespaßen, die anderen (Du schreibst von Familie, daher gehe ich davon aus, dass sie nicht euer einziges Kind ist) machen den Ausflug. Bisher scheint es ja nicht wirklich "Nachteile" für sie zu geben, nur für euch. Das solltet ihr ändern. Gerade über Aktivitäten am Wochenende, bei denen ja kein Zeitdruck herrscht wie zB beim Kindergarten, darf sie mitbekommen, dass es Konsequenzen hat, wenn sie sich so verhält. Sagt ihr das in einer ruhigen Minute, dass die Situation (nicht sie) unerträglich ist und sich ab jetzt etwas ändern muss. Thematisiert das nicht weiter, die Aufmerksamkeit soll ja weg von dieser Sache. Gut, dass ihr wisst, dass sie gesund ist, dann handelt es sich um ein Verhalten, das ihr ändern könnt. Wechsel Dich mit Deinem Mann ab, damit sie versteht, dass es euch beiden ernst ist. Viele Grüße


RichardSaum

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Hallo shla, wir haben genau so ein Kind und auch bei diesem ist es mal schlechter mal besser mit dem Anziehen/Tragen von Kleidung. Zu mamamaikes Beitrag möchte ich sagen, dass sich das Kind seine Hochsensibilität nicht ausgesucht hat und ich aber den Tipp mit den nur saisonentsprechenden Anziehsachen im Schrank gut finde. Es ist wirklich sehr nervenaufreibend, doch sollte man als Eltern begreifen, dass das Kind das wirklich fühlt. Man kann sich manchmal ein "Ist doch nicht so schlimm" nicht verkneifen, doch damit wertet man die Gefühle des Kindes ab, macht, dass es sich falsch fühlt. Ich würde Deine Frage nochmal bei Dr. Nohr/Henkes stellen (psychische Entwicklung), ich denke, dass sie dort besser aufgehoben ist. Alles Gute!


cube

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Da sie die Kleidung ja mal trägt und mal nicht, würde ich auch zu Mamamaike tendieren: spielt nicht mehr mit. Bei Kindern, die über eine HS oder andere Dinge ein Problem mit Kleidung haben, kann man idR nämlich sehr gut bestimmen, was genau stört und sich entsprechend darauf einrichten. zB alles, was eng ist, geht gar nicht. Oder alles muss superweich sein. Oder Knöpfe werden komplett abgelehnt. usw. Aber deine Beschreibung hört sich eher nach "Willen durchsetzen wollen" an - Dramaqueen ;-) Wer hat denn die Hochsensibilität diagnostiziert und wie äußert sich diese bei eurer Tochter? Vielleicht gibt das noch mal etwas mehr Aufschluss zur Einschätzung des Klamotten-Dramas.


RichardSaum

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Das etwas Mal geht, und das andere Mal wieder gar nicht geht hat bei Hochsensiblen aber nichts damit zu tun, dass das Kind eine "Drama-Queen" ist, oder etwas vorspielt. Es kommt alles immer auf die Gesamtsituation an. Das Kind hat ja Phasen, in denen es sich gerne anpassen möchte, gerne funktionieren möchte, so wie es die Eltern gern hätten, da wird auch Mal etwas angezogen, was eigentlich für das Kind nicht geht. Und es beeinträchtigt das Kind womöglich den ganzen Tag. Es gibt ein gutes Buch zum Thema: "Tausendfühler Lars", finde ich schön, weil es eine Möglichkeit eröffnet, dem Kind zu zeigen, dass es nicht alleine ist mit diesen Gefühlen. Viele Grüße!


cube

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Ich will auch gar nicht sagen, dass es keine HS-Kinder gibt oder das diese eh nur unnötig "Drama" machen. Für mich hört sich die Beschreibung nebst dem Alter aber mehr danach an, dass dies nicht unbedingt etwas mit HS zu tun hat. IdR fällt so etwas wie bestimmte Kleidung nicht mögen doch schon viel früher auf. Mein Neffe zählt zB dazu - von dem Moment an, wo er sich irgendwie verständlich machen konnte, gingen bestimmte Hosen bzw. Bundhosen gar nicht. Bis heute (schon weiterf. Schule) trägt er ausschließlich Jogginghosen, weil er alles andere nicht wirklich ertragen kann. Und tatsächlich sind gerade hier im gesamten Forum schon oft Kinder als HS bezeichnet worden und auf Nachfrage stellte sich dann raus, dass dies eine Einschätzung der Eltern war, und eher daraus geboren, dass HS etwas ist, was nichts damit zu tun hat, dass man einfach vielleicht doch mehr Grenzen setzen muss ;-) Aber wie gesagt: ich will überhaupt nicht in Abrede stellen, dass es natürlich HS gibt und das dann nichts mit Drama machen um Willen durchsetzen zu tun hat.


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