Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

4-Jähriger rechnet und schreibt

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

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Frage: 4-Jähriger rechnet und schreibt

paroliansa

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Liebe Frau Ubbens, mein Sohn ist 4 Jahre alt und wird im Juni 5 Jahre alt. Schon mit 3,5 hat er begonnen, mich regelrecht damit zu „nerven“, dass er schreiben lernen möchte. Die Zahlen hat er sich irgendwie selbst beigebracht. Buchstaben habe ich ihm gezeigt, weil er unbedingt wollte. Seit kurzem schreibt er einfache Wörter wie seinen Namen, den seiner Schwester, Mama, Papa, Oma, Opa, die Namen seiner Cousins, Auto, Haus etc. von alleine und beginnt auch zu lesen. Er gibt sich selbst Rechenaufgaben, in dem er Gegenstände vor sich legt und beginnt damit zu rechnen. Gestern hat er begonnen, mit Puzzlematten (die ja Zahlen enthalten) Zahlen bis 100 auf dem Boden zu legen und sie zu lesen und damit zu rechnen. Er macht problemlos Übungshefte für Schulanfänger (die Oma hat ihm welche geschenkt) und findet die Aufgaben darin teilweise schon langweilig. Es dauert noch bis September 2019, bis er zur Schule kommt. Aber ich frage mich wirklich, wie das dort werden soll, wenn er sich jetzt schon alles selbst beibringt bzw. regelrecht einfordert, dass wir ihm diese Dinge erklären. In anderen Dingen, wie beispielsweise Pipi machen (großes Geschäft klappt problemlos), still sitzen, Fahrrad fahren oder hören, was wir Eltern sagen, ist er noch recht unreif. Ihm geht Pipi im Spiel oft daneben, weil er sich vergisst. Es ist also eine große Spanne und er kommt mir vom Intellekt her schulreif vor, von anderen Dingen her jedoch noch nicht. Wie schätzen Sie die Situation ein? Ich habe Angst, dass ihm in der Schule langweilig wird. Es sind ja noch 1,5 Jahre - keine Ahnung, was er bis dahin noch alles lernen will/wird. Andererseits kann er aufgrund der anderen unreifen Dinge auch nicht frühzeitig eingeschult werden. Ich bin sehr unsicher und schlafe nachts schon schlecht, weil ich nicht weiß, was ich tun soll. Nächste Woche haben wir einen Termin bei der Kinderärztin und Ende der Woche ein Gespräch mit den Erzieherinnen im Kindergarten, aber ich würde gerne noch die Meinung einer komplett „neutralen“ Person zu diesem Thema hören. Vielen Dank für Ihre Einschätzung.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

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Liebe paroliansa, fast wichtiger als die Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeit ist die sozial-emotionale Reife. Ihr Sohn sollte keinesfalls in dieser Hinsicht überfordert werden. Er muss seine frühe Kindheit auch weiterhin genießen und spielen können. Sprechen Sie mit der Schule. Lassen Sie sich erklären, welche Förder- und Fordermöglichkeiten für Kinder mit entsprechendem "Vorsprung" bestehen. Viele Grüße Sylvia


cube

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Gibt es in eurem BL vielleicht so etwas wie einer Vorschule/Vorschulklasse? Das könnte ja dann eine Möglichkeit sein. Es kann aber auch sein, daß er in den nächsten 6 Monaten noch eine großen Sprung macht, was soziale Reife angeht. Ansonsten würde ich euch zustimmen: die kognitive/intellektuelle Reife ist nicht alleine ausschlaggebend. Er wird keinen Spaß haben, wenn er emotional und sozial der Schule noch nicht gewachsen ist. Da müsst ihr dann zu Hause dafür sorgen, daß seine Interessen und sein Lernwille entsprechend gefördert werden. Davon ab: in der Grundschule gibt es ja nun die Schuleingangsphase: dh 1. u 2. Schuljahr kann in 2, 3 oder eben auch nur in 1 Jahr durchlaufen werden. Ist er zum Einschulungszeitpunkt dem Durchschnitt immer noch weit voraus, wird er die Eingangsphase eben verkürzt durchlaufen, um seinen Fähigkeiten Genüge zu tun.


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