Frage im Expertenforum Erziehung an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens:

3,5 Jähriger verhaltensauffällig

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens
Diplom Sozialpädagogin

zur Vita

Frage: 3,5 Jähriger verhaltensauffällig

Mina1984

Beitrag melden

Hallo Frau Ubbens, ich hoffe Sie haben einen Rat für mich, weil wir alle sehr unter dieser Situation leiden. Unser Sohn ist jetzt 3,5 Jahre alt und wir haben viele „Baustellen“. Ich fange mal ganz von vorne an, um es irgendwie verständlich zu machen. Als Baby war er schon sehr anstrengend und anders, als andere Babys. - Über Tag kaum geschlafen, nachts ca. 9 Stunden mit ständigen Unterbrechungen, einschlafen nur mit Mama oder Papa möglich - kein bzw. kaum Interesse an Spielzeug, ich saß quasi 2 Jahre mit ihm zusammen auf dem Fußboden und musste ihn irgendwie bespaßen - wollte immer nur auf dem Arm getragen werden, um alles zu sehen - wollte nie in den Kinderwagen oder Buggy (hat geschrien, wie am Spieß) - einkaufen mit ihm war ein Ding der Unmöglichkeit, weil er nicht in den Einkaufswagen wollte und wenn doch, war er nach kurzer Zeit quengelig - von der motorischen Entwicklung war er normal (mit 7 Monaten gekrabbelt und mit 11 Monaten frei gelaufen) dennoch war er immer unzufrieden - mit 2 Jahren kam er in die Krippe (Eingewöhnung war normal) und er geht bis heute meistens gerne hin. Aber auch da sind immer mal wieder Phasen, wo er auffällig ist. Er verweigert viele Dinge und man kann ihn durch nichts überzeugen es wenigstens mal zu probieren. Er antwortet nicht auf Fragen, sondern starrt die Person nur an. Er kann sehr gut sprechen und hat einen großen Wortschatz, also daran scheitert es nicht, dass er es nicht kann. Ein Beispiel: Er wollte noch Nudeln haben und hat nur darauf gezeigt. Die Erzieherin wollte, dass er sagt, was er möchte. Er war so stur und hat es dann einfach nicht getan. Oder er sollte seine Bananenschale in den Müll werfen - vorher darf er nicht mit den anderen Kindern spielen. Er hat da 15 Minuten gesessen, es irgendwann gemacht, aber ist dann nicht spielen gegangen. Er ist noch weitere 10 Minuten sitzengeblieben. So nach dem Motto „Ich entscheide, wann ich spielen gehe“. So und nun wie er zu Hause ist: - macht nur das, was er will - gehorcht nicht, wenn man ihm was sagt - spielt nicht mit Spielzeug, weil das langweilig ist - möchte nicht spazieren gehen, weil das langweilig ist - ist sein Freund zu Besuch, dann möchte er ungern mit Spielzeug spielen, aber macht es manchmal kurz. Ansonsten räumen die alles in die Mitte des Raumes und feiern eine „Party“ - er provoziert und ärgert massiv und das mit purer Absicht - er ärgert seinen kleinen Bruder (11 Monate) indem er sein Spielzeug hochlegt, es ihm wegnimmt oder er setzt sich auf ihn drauf bzw. zieht ihn an den Beinen durchs Haus - sind wir draußen im Garten, dann spielt er auch nicht, sondern läuft wie Falschgeld rum oder ärgert nach kurzer Zeit seinen Bruder - auf der anderen Seite fängt er an zu weinen, wenn er seinem Bruder wehgetan hat und dieser auch weint. Es tut ihm dann leid... - er muss und will immer im Mittelpunkt stehen - er ist rastlos, unruhig, teilweise depressiv und traurig - hat immer wieder extreme Wutausbrüche und schreit bis zu 1 Stunde, bis er das bekommt, was er wollte - nachts schläft er bis heute unruhig und wird öfter schreiend wach (sagt: nein ich will nicht usw.) kommt jede Nacht zu uns ins Bett und er muss noch jeden Abend in den Schlaf begleitet werden. Schläft in etwa 10 Stunden und macht seit er 2 ist keinen Mittagsschlaf mehr. - er ist sehr wissbegierig und stellt viele Warum Fragen und hinterfragt alles - er trägt z.b. einen Fahrradhelm, weil er weiß, dass es seinen Kopf schützt, wenn er fällt. Oder wenn ihm Äpfel angeboten werden, dann nimmt er die auch nicht, weil er weiß, dass er davon juckenden Ausschlag bekommt. Also wenn was Hand und Fuß hat, dann gehorcht er auch. - er hat eine große Auffassungsgabe und merkt sich ganz schnell Dinge. Er kennt sämtliche Dinosaurier und andere Tiere beim Namen. - zudem zeigt er autistische Züge ( das Motiv auf seiner Fahrradklingel muss immer richtig um sein, er zieht seine Hose immer auf die gleiche bestimmte Art an, er reiht Spielzeugautos und Dinos auf usw.) Mit Veränderungen kommt er schlecht zurecht. - er hat immer wieder vor neuen Dingen Angst (mal sind es Kuscheltiere, weil die komische Augen haben oder ihn angucken), dann ist es der Fuchs, der ihn mit der Nase angeschnüffelt hat. Da fragt er mich dann an jeder Ecke draußen, ob da ein Fuchs wohnt. Ich könnte noch so viele Dinge aufzählen, aber das sprengt den Rahmen einfach. Was ist mit unserem Sohn los?! Wir machen uns große Sorgen und wissen einfach nicht, was wir machen können, damit er ein glückliches Kind sein kann.


Sylvia Ubbens

Sylvia Ubbens

Beitrag melden

Liebe Mina1987, Ihr Sohn weiß genau, was er will und was er nicht will. Die meisten Kinder haben es nicht so stark ausgeprägt, dennoch zeigt Ihr Sohn (vermutlich) ein nomales Verhalten. Seiner Unruhe und Rastlosigkeit können Sie mit viel Struktur und viel Bewegung begegnen. Sorgen Sie dafür, dass Sie viel mit ihm rausgehen und er nicht nur auf dem Spielplatz sitzt und zuguckt. Touren mit dem Laufrad, sich im Wald bewegen, Fußball spielen usw. sollten auf dem Tagesplan stehen. Animieren Sie ihn, in dem Sie sich mit ihm bewegen. Möchten Sie etwas von Ihrem Sohn, dann gehen Sie zu ihm auf Augenhöhe und sprechen ihn direkt an. Lassen Sie sich gerne von ihm bestätigen, was er tun soll. Sie schreiben, dass er bis zu einer Stunde schreit, bis das er bekommt, was er möchte. Er hat also gelernt, dass er nur lange genug schreien muss, um seinen Willen zu bekommen. Bleiben Sie standhaft. Haben Sie Nein gesagt, dann bleiben Sie bei Nein. Bieten Sie gerne eine Alternative an, bevor Sie ein Nein aussprechen. Ihr Sohn buhlt um Ihre Aufmerksamkeit. Binden Sie ihn in viele Aktivitäten im Haus mit ein. Sei es, dass er beim Tisch decken helfen darf oder die Gurke schneidet usw.. Er wird sich wichtig fühlen. Zudem sucht er oft nach einer Aufgabe. Unterstützen Sie ihn gerne mit entsprechenden Vorschlägen. Viele Kinder können mit dem typischen Kinderspielzeug nicht so viel anfangen. "Party" um den Spielzeugberg herum zu spielen ist ganz normal in dem Alter. Die von Ihnen angesprochenen "autistischen" Züge leben auch viele Kinder aus. Bis zum Grundschulalter verwächst sich dies i.d.R.. Führen Sie gerne ein ausführliches Gespräch mit den Erziehern. Sehen sie Auffälligkeiten, die über das Normalmaß hinausgehen? Sind Sie selbst weiterhin verunsichert, sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt darüber. Viele Grüße Sylvia


maxi1217

Beitrag melden

Da ist dein Sohn meinem sehr ähnlich. Habe auch gerade um Hilfe gebeten ein paar Fragen vor dir. Mein Sohn gibt übrigens oft auch keine Antwort. Ich war mal ne Zeit lang fast überzeugt davon, dass er Autismus hat. Er hat sich z.b. auf dem Spielplatz die Schrauben an den Spielgeräten angeschaut anstatt wie andere Kinder zu spielen. Er kann schlecht mit Veränderungen umgehen etc...


Mina1984

Beitrag melden

Liebe Maxi, ich habe deinen Beitrag gelesen und ja es sind einige Verhaltensweisen ähnlich. Unser Sohn guckt aber nicht nach den Schrauben auf dem Spielplatz, sondern macht auch da nichts. Er schaukelt bis heute nicht und geht höchstens 1x auf die Rutsche und das war es. Karussell fährt er im übrigen auch nicht. Im Sand mag er nicht gerne buddeln, weil er keine dreckigen Hände mag. Deswegen bastelt er auch nicht mit Kleber oder Kleister, malt nicht mit den Fingern usw. Wie du merkst, kommt noch einiges bei uns hinzu :( Gehen wir im Wald spazieren, dann sammelt er keine Dinge oder untersucht diese. Alles ist uninteressant habe ich das Gefühl. Hören kann er sehr gut, daran kann seine Verstummung nicht liegen. Wir flüstern uns öfter mal was zu und das versteht er.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.