Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Weckglas

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

zur Vita

Frage: Weckglas

Ayita91

Beitrag melden

Guten Tag Herr Dr. Costa, es ist zum Verzweifeln: Wir waren am Wochenende in eines der vielen Fischrestaurants, die die Schleswig-Holsteinische Ostseeküste so bereithält. Keine Kaschemme aber auch kein Nobelrestaurant, sondern nach meiner Wahrnehmung schlicht ein ordentlicher, sauberer und belebter Laden. Eigentlich vermeide ich es derzeit, Essen zu gehen, um böse Überraschungen zu vermeiden, aber ich möchte mich auch nicht immer einsperren / in  Watte packen. Nachdem ich also in rund 5 Minuten zur Belustigung (oder Schlimmer) der anderen Gäste mit der sehr geduldigen Kellnerin ein Tellergericht zusamengestellt hatte, mit dem ich mich sicher fühlte, kam es dann beim Servieren doch noch zur befürchteten Überraschung: Zu meinem Fischgericht gehörte ein Salat, der leider wider Erwarten nicht auf einem separaten Teller, sondern in einem Weckglas serviert wurde, das man vermeintlich stylisch auf den Teller direkt neben bzw. in das Essen gestellt hatte, sodass das Essen (Kartoffelnbrei, Pannfisch, Senfsauce) auch davon berührt wurde. Da das Glas kalt war, bin ich mir ziemlich sicher, dass es vorbefüllt und im Kühlschrank bis zum Servieren gelagert worden war. Da ich weiß, dass auf Kühlschrankoberflächen Listerien sein können, versuche ich bei mir zuhause, Lebensmittel nie in Kontakt mit Kühlschrankoberflächen kommen  zu lassen. Hier, im Restaurant,  konnte ich jetzt nur versuchen, das an das Weckglas grenzende Essen nicht zu mir zu nehmen, was die Portion schon maßgeblich verkleinert hat. Ob es mir gelungen ist, weiß ich auch nicht wirklich. Ich mache mir jedenfalls wieder ziemlich große Sorgen, mich mit Lisetriose infiziert zu haben. Wie schätzen Sie das Risiko ein? Was kann ich tun? Und noch eine Anschlussfrage: Weil ich merke, dass mir das Thema mehr und mehr zu schaffen macht, würde ich auch gern wissen, ob Sie einen generellen Rat für mich hätten: Ich gebe mir so viel Mühe, nichts zu essen, was meinem Kind schaden könnte. Für mich ist das extrem anstrengend und belastend, auch weil ich ahne, dass ich übertreibe. Ich kann aber nicht aus meiner Haut und es wird wohl die verbleibenden 10 Wochen der Schwangerschaft noch so weitergehen; wie ich das ertragen soll, weiß ich nicht so genau. Wenn dann doch -in meinen Augen - Dinge schiefgehen, so wie jetzt, trifft es mich umso härter. Wie kann ich mit diesen Sorgen vielleicht besser umgehen? Ich danke Ihnen sehr für Ihren Rat.  Deine Schwangerschaftswoche: 30


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Beitrag melden

Sie dürfen davon ausgehen, dass der Salat in jenem Weckglas wahrscheinlch mit die gesündeste Speise Ihres Gerichtes war und ich hoffe doch, dass Sie ihn gegessen haben. Der Glasbehälter für den Salat, der das Ganze "etwas schicker" gestalten soll, sollte kein Problem sein, wenn man ihn vor dem Servieren trocken oder feucht abwischt. Zwar können Listerien in einem Kühlschrank überleben, aber Kühlschränke sind nicht die Orte, die von Bakterien sozusagen "bevorzugt" werden - die Kälte macht ihnen ganz sicher zu schaffen, nur werden sie eben nicht abgetötet. Kühlschränke sind also keine Bakterien-Brutkästen... Eine echte Gefahr kann ich also bei Ihrem Essen nicht erkennen. Sie haben recht, dass solche Gläser mitten auf dem Teller ziemlich unsinnig sind. Aber, Mode ist Mode, da müssen wir halt alle durch, auch Schwangere... Was wird der nächste Schritt sein, vielleicht ein Mobiltelefon auf dem Kartoffelpüree, um die Speise gleich zu fotografieren und an alle "Follower" zu senden ? Wer weiß... Machen Sie sich also keine Sorgen, durch derart kurze Kontakte zwischen einem nicht 100%-ig sauberen Glas und dem servierten Gericht werden keine Infektionen übertragen. Zu Ihrer "Anschlussfrage" möchte ich festhalten, dass Ihr Pessimismus wirklich nicht begründet ist. Fast alle Speisen darf eine Schwangere essen, nur ein bisschen muss sie mehr aufpassen als Nicht-Schwangere. Wenn Sie einfache Hygienemaßnahmen wie Händewaschen vor dem Essen usw. einhalten und rohe Fleischprodukte meiden, wäre das "die halbe Miete", würde ich mal sagen... Denken Sie bitte auch daran, dass Ihr Baby viel mehr aushalten kann als man denkt. Das ist aber keine Aufmunterung zum Griff nach Rohmilchprodukten und Mettbrötchen, bitte nicht missverstehen... 


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.