Frage im Expertenforum Ernährung in der Schwangerschaft an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa:

Pyrrolizidinalkaloide

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

zur Vita

Frage: Pyrrolizidinalkaloide

Koschka24

Beitrag melden

Hallo, vielen Dank zunächst für Ihre große Geduld! Ich habe eine Frage zu Tees, und zwar habe ich in meiner Schwangerschaft 2017 einen Umstandstee getrunken (Vita et Natura, Umstandstee 1). Dieser war am stärksten mit Pyrrolizidinalkaloide (PA ) belastet. https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/panorama/apothekentee-wiso-pyrrolizidinalkaloide-in-stilltee/ Leider bin ich auf diese Information erst jetzt gestoßen. Ich habe von der Marke auch in der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit viel getrunken. Und einfach insgesamt viele Kräutertees. Nun mache ich mir große Sorgen, dass dies meinem Kind geschadet haben könnte (und auch mir). Kann diesbezüglich noch etwas passieren? Wie schätzen Sie das Risiko ein? Und was kann passieren, auch akutes Leberversagen? Und Krebs? Herzlichen Dank für Ihre Antwort


Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa

Beitrag melden

Diese "Pyrrolizidinalkaloide" sind Stoffe, welche von Pflanzen zu ihrem Schutz vor "Freßfeinden" gebildet werden. Für den Menschen sind sie, in größerer Menge schädlich, weil sie vor allem die Leber angreifen können. Es ist vielleicht eine Binsenweisheit, aber nicht alles, was in der Natur vorkommt und sozusagen "natürlich" oder "bio" ist, tut uns, Menschen gut... Das Bundesinstitut für Risikobewertung, eine sehr seriöse und wichtige Institution, schätzt, dass insgesamt die Aufnahme solcher Stoffe durch die Nahrung nicht so hoch ist, dass es "bedenklich" wäre. Trotzdem sollte man darauf achten, dass Stoffe mit viel "Pyrrolizidinalkaloiden" möglichst gemieden werden. Es gibt nur wenige Vergiftungsfälle, vor allem aus Mittelamerika und Asien bekannt. Da wir uns in Europa angewöhnt haben, Nahrungsmittel aus allen Herrenländern als "toll" oder "schick" zu finden, könnte eines Tages passieren, dass Kräuter und Tees eben zu Problemen führen. Soweit sind wir aber zum Glück nicht... Die Hauptquellen für diese Stoffe sind bei uns Kräutertee, Rooibostee und kräuterhaltige Getränke. Obergrenzen sind in der EU festgelegt und Lebensmittel mit viel Pyrrolizidinalkaloiden sind nicht zugelassen. Trotzdem sollte man in der Schwangerschaft und in der Stillzeit nicht ausschließlich Kräutertees und Tee trinken, sondern auch andere Getränke wie Wasser oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte. Kein Verbot der Kräutertees und Tees, aber Reduktion. In Ihrem speziellen Fall bleibt Ihnen nur eines übrig, nämlich diese Kräuter-haltigen Getränke deutlich zu reduzieren und die Leberwerte im Blut bei Ihnen und beim Kind zu kontrollieren. Wenn diese Werte völlig normal sind, dürfen Sie davon ausgehen, dass die Leber "nichts abbekommen" hat.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.