Guten Tag Herr Prof. Costa,
vielen Dank für Ihre kompetente Arbeit auf dieser Seite! Ich habe vor Kurzem meinen kleinen Sohn zur Welt gebracht und mache mir jetzt etwas Sorgen. Ich habe während der Schwangerschaft 1,5 bis zwei kleine Tassen Kaffee über den Tag verteilt getrunken. Vor ein paar Jahren, als ich mit meiner Tochter schwanger war, galt dies als in Ordnung. Jetzt bin ich auf Artikel im Internet gestoßen, die über negative Ausswirkungen laut einiger Studien seit 2021 schon bei Koffeinmengen unter 200g am Tag sprechen. Wie schätzen Sie das ein? Meinen Sie, ich habe meinen Kindern dadurch geschadet?
Vielen Dank und herzliche Grüße
Udita
von
Udita
am 07.03.2024, 14:12
Antwort auf:
Kaffee Schwangerschaft
"Artikel im Internet" klingt nach viel mehr als es ist. Jeder kann ins Internet einstellen, was er gerade will und vor allem kann man Kommentare abgeben, ohne irgendeinen Nachweis zur eigenen Kompeteenz erbringen zu müssen. Das Ergebnis ist, dass 99.9% der Informationen im Internet mit der Bezeichnung "Müll" relativ gut beschrieben sind...
Natürlich gibt es auch seriöse, kompetente und wertvolle Informationen im Internet - aber diese zu finden ist alles andere als leicht, weil man lange im Datenmüll herumwühlen muss. Außerdem setzt die Beurteilung von Studien voraus, dass man selbst wissenschaftlich ausgebildet worden ist und weiß, wie eine wissenschftliche Abhandlung analysiert und beurteilt werden soll.
Eine der seriösesten Stellen ist das sogenannte "Cochrane Projekt", ein internationales Netzwerk aus Forschern, Angehörigen von Gesundheitsberufen, Patienten und Menschen, die an einer Verbesserung der Gesundheit eines jeden Einzelnen interessiert sind aus 130 Ländern. Hier werden die besten Daten aus der Forschung zusammengefasst und veröffentlicht, um zu helfen, informierte Entscheidungen zu Behandlungen zu treffen. Ergebnis dieser Bemühungen sind Studien und Zusammenfassungen, die sich auf die gesamte wissenschaftliche medizinische Fachliteratur beziehen.
Die neueste Cochrane-Analyse trägt den Titel: "Auswirkungen von eingeschränktem Koffeinkonsum der Schwangeren auf das Ungeborene, das Neugeborene sowie auf schwangerschaftsbezogene Endpunkte".
Meiner Ansicht nach reicht es völlig, Ihnen die Schlussfolgerungen dieser Analyse mitzuteilen. Diese lautet: "Es gibt keine ausreichende Evidenz, um den Einfluss von Koffein auf das Geburtsgewicht und auf andere Endpunkte in Bezug auf die Schwangerschaft zu bestätigen oder zu widerlegen."
Im Klartext heißt es also zum Totalverzicht auf Koffein: "Nix Genaues weiß man nicht"... Wer etwas anderes behauptet, hat entweder keine Ahnung oder trägt etwas im Schilde.
Es bleibt bei der Empfehlung, dass man nicht mehr als 200 mg Koffein pro Tag zu sich nehmen sollte. Das wären etwa 2 Tassen Kaffee täglich.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 08.03.2024