Hallo Frau Henkes,
mein Sohn geht seit September in die Vorschule und zusätzlich 2 mal in der Woche zum Deutschkurs( 1 std. Sehr spielerisch). Das erste mal hat jeweils immer sehr gut geklappt, doch die anderen male ist er stark aufgefallen. Er stört, lenkt die anderen Kinder ab, schmeißt mit Sachen und provoziert. In beiden Kursen sind bis zu 8 kinder.
Wir haben mehrmals mit ihm gesprochen und er meint, dass es langweilig wäre und er keine Lust hat zu sitzen. Für die Vorschule haben wir nun ein Belohnungssystem erstellt und dort klappt es. Im deutschkurs hat es zeitweise auch geklappt, doch die letzten beiden male war es wieder schwierig.
Zuhause provoziert er auch manchmal aber nicht so extrem. Wir, als Eltern lassen uns nicht provozieren und kommunizieren das auch so. Mit positiver Verstärkung oder ruhiges Spiel kann er sich regulieren und dann ist es wieder gut.
An manchen Tagen ist er aufgedreht und an manchen Tagen ist er total lieb. Leider gibt es kein Muster, wann das Verhalten Auftritt. Also bei Müdigkeit, Anstrengung, Hunger oder wenig Bewegung.
Die Lehrerin meinte gleich beim zweiten mal, er wäre sozial auffällig und hätte ein authoritätsproblem. Doch keiner weiß, wie wir unseren Sohn unterstützen können oder zu Hause machen können.
Er ist sehr clever und wissbegierig, aber wenn er nächstes Jahr in der 1. Klasse den ganzen Tag sitzen muss, weiß ich nicht wie das wird. Die Schule stellt kinder mit geringen Deutschkenntnissen zurück, aber noch ein Kindergartenjahr wäre nicht von Vorteil, weil es dort kaum gezielte Förderung gibt.
Haben sie Tipps, wie wir als Eltern unseren Sohn unterstützen können?
Herzlichen Dank
von
Helgaa
am 14.12.2023, 09:07
Antwort auf:
Wie unterstützen
Guten Tag,
möglicherweise fällt es Ihrem Sohn schwer, sich auf den Deutschunterricht einzulassen, weil er das Gefühl hat, dass seine bisherige Sprache schon die "richtige" Sprache ist. Vermutlich spricht er mit Ihnen in seiner Muttersprache und versteht nicht, warum er nun eine weitere Sprache lernen soll, die ihn von der Muttersprache entfremdet. In der Regel erwerben Kinder in der Vorschule (Ich vermute, sie gehört zum Kiga.) ausreichende Sprachkenntnisse und benötigen keinen extra Deutschkurs. Bis zum Schuleintritt dauert es noch eine Weile. Bis dahin wird Ihr Sohn seine Deutschkenntnisse durch den Besuch der Vorschule sehr verbessert haben. Außerdem ist es eine Aufgabe der Schule, Kindern deutsch zu vermitteln. Das erreicht man nicht mit Zurückstellungen. Ich vermute, dass Ihr Sohn ca. fünf Jahre alt ist. In diesem Alter streben Kinder gerne nach Dominanz und versuchen sich zu behaupten. Solche "Machtkämpfe" führt Ihr Sohn auch zu Hause. Sie haben eine Möglichkeit gefunden, Ihren Sohn zu regulieren. Nun versucht er, seine Macht bei anderen Erwachsenen zu demonstrieren. Diese haben jedoch oft nicht die Möglichkeit, so wie die Eltern auf dass Kind zu reagieren. Das nutzen auch Vorschulkinder schon gerne aus. Besprechen Sie mit Ihrem Sohn, dass Erzieher/innen und Lehrer/innen zu bestimmen haben, wenn er in deren Betreuung ist. Er muss lernen, dann auf sie zu hören. Das ist jedoch ein Prozess, der erst mit der Zeit zu Veränderungen führt. Sie können versuchen, zu Hause Situationen zu schaffen, in denen Ihr Sohn erfahren kann, dass es sinnvoll ist, sich unter den Schutz der Erwachsenen zu stellen und deren Regeln zu befolgen. Sie können anerkennen, dass Ihr Sohn auch schon ganz schön "stark und mächtig" ist. Die entscheidenden Vorgaben müssen aber von den Erwachsenen kommen, zunächst von den Eltern und dann von anderen bedeutsamen Personen im Leben eines Kindes. Das muss ein Kind anzuerkennen lernen. Versuchen Sie, möglichst geduldig auf Ihren Sohn einzuwirken. Es wäre nicht hilfreich für ihn, wenn er Deutschlernen und Schule durch Konflikte mit dem Besuch des Deutschkurses als negativ erleben würde. Die Stimmungen eines Kindes können unvermutet wechseln, ohne dass dafür ein äußerer Anlass erkennbar sein muss. Das kann mit unbewussten Entwicklungsaufgaben zusammenhängen, die ein Kind gerade bewältigen muss. Es fällt Kindern in diesem Alter aber auch noch schwer, unangenehme Gefühle zu verarbeiten und sich nicht von ihnen leiten zu lassen. Das kann dann zu dem beschriebenen Aufgedrehtsein führen. Kinder wehren Unangenehmes oft durch körperliches Agieren ab.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 14.12.2023