Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Wie gehen wir richtig mit Wutausbrüchen, Bockphasen und Attacken auf andere um?

Ingrid Henkes

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Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Wie gehen wir richtig mit Wutausbrüchen, Bockphasen und Attacken auf andere um?

Roggy202

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Hallo Dr. Bohr und Frau Henkes, unser Sohn ist nun 17 Monate alt und hat ein liebevolles, ruhiges Wesen und ist fast immer ein Sonnenschein. In den letzten Wochen hat er sich stark verändert und hat gefühlt ein zweites Gesicht. Wir durchleben die erste Autoritätsphase und aus dem nichts kommen Wutausbrüche mit hauen, Gesicht zerkratzen und an den Haaren ziehen und er bestraft sich dann selbst. Ablenkung mit Spielsachen oder ähnlichem hilft auch nicht. In der Kita haut er die Kinder und zerkratzt ihnen auch das Gesicht. Alles was er in die Hände bekommt wird weggeworfen. Es endet dort mit Schimpfen und Strafe sitzen. Ich bin mir nicht sicher, ob dies der richtige Weg ist. Hier zu Hause erheben wir auch die Stimme und warten den Wutausbruch ab und reden dann mit ihm, dass es so nicht geht. Immer wieder. Manchmal schimpft der Papa auch richtig laut, weil die Geduld nicht da ist. Ich hingegen nehme unser Kind dann liebevoll in den Arm, warte ab bis er sich beruhigt hat und rede dann klar und deutlich mit ihm. Wir fragen uns wo das Verhalten her kommt und ob der kleine Spatz etwas kompensiert mit den Wutausbrüchen und Bockphasen. Ist er gar unzufrieden? Da wir unsicher sind, wie wir uns richtig verhalten sollen, wäre es schön, wenn Sie uns Ihre Einschätzung und Tipps mitteilen können. Wir möchten vor allem keinen Schaden in seiner Persönlichkeitsentwicklung anstellen. Ganz lieben Dank und ich wünsche Ihnen einen schönen Feiertag!


Ingrid Henkes

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Guten Tag, Ihr Sohn scheint allmählich in die sogenannte Trotzphase zu kommen. Die gehört mit ca. zwei Jahren zur Entwicklung dazu und ist für alle Beteiligten sehr anstrengend. Mit ihren wachsenden Fähigkeiten wie dem Laufen und die Umwelt entdecken erleben Kleinkinder ein erstes Gefühl von Unabhängigkeit und Stärke. Natürlich wollen sie nun das, was sie vorhaben, auch umsetzen. Sie können in heftige Wut geraten, wenn das verhindert wird (was ja häufig schon aus Sicherheitsgründen nötig ist). Das Problem dabei ist, dass die Kinder noch keine Möglichkeit kennen, mit dieser Wut umzugehen. Sie reagieren einfach instinktiv mit Aggression. Einen angemessenen Umgang mit diesen heftigen Gefühlen müssen sie erst lernen. Dazu braucht Ihr Sohn Ihre Unterstützung. Sicher müssen Sie Ihren Sohn daran hindern andere zu verletzen. Aber wesentlich ist jetzt für ihn, dass er lernt, was er machen kann, wenn er so wütend ist. Ihrem Sohn hilft es sicher, wenn Sie und Ihr Mann ruhig und geduldig bleiben. Schimpfen und laut werden sind da nicht so hilfreich, weil da ja auch Wut drinsteckt. Die Kunst ist aber, Ihrem Sohn zu vermitteln, wie er die Wut wieder los wird. Zunächst braucht er Ihr Verständnis, denn für ihn sind diese Zustände auch schrecklich. Die Kinder sind danach ja oft auch ganz erschöpft. Wenn Sie Ihren Sohn in den Arm nehmen und mit ihm über das Geschehen sprechen, hilft ihm das sicher. Sie können ihm dann auch zeigen, was er machen kann, wenn er sich so ärgert. In diesem Alter schlagen z.B. manche Kinder auf ein Möbel oder Spielzeug. Das ist doch ganz in Ordnung und verletzt keinen. Wenn Sie so Ihren Sohn geduldig durch diese Phase begleiten, erwirbt er zunehmend Frustrationstoleranz. Die hilft ihm, mit den ja ständig auftretenden Frustrationen immer besser fertig zu werden. Dann wird die Wut auch nicht mehr so groß und lässt sich in sozial angemessenen Formen verarbeiten. Aber das ist wie gesagt ein Prozess, der individuell verschieden ist und unterschiedlich lange dauert. Ich empfehle Ihnen dazu auch den Text meines Kollegen auf unserer Seite. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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