Guten Tag, unser Sohn ist 21 Monate, sehr lieb, sehr unkompliziert. Vor ein paar Monaten fand er es toll, mit dem Auto durch die Waschstraße zu fahren. Jetzt dachte mein Mann, er tut ihm einen Gefallen, wenn er ihn wieder mitnimmt. Leider hatte sich das Bewusstsein unseres Sohnes wohl zwischenzeitlich gewandelt, denn es war für ihn der Horror. Er weinte/schrie panisch, versuchte sich in seinem Sitz zu verkriechen. Mein Mann holte ihn sofort raus und auf den Schoß, drückte ihn an sich, schützte sein Gesicht und sprach beruhigend auf ihn ein. Aber es vergeht natürlich eine Weile, bis der Waschvorgang zu Ende ist und abbrechen geht nicht. Wenn wir nun an dieser Tankstelle vorbeifahren und er die Waschstraße sieht, reagiert er ein bisschen weinerlich (aber nicht schlimm). Dennoch scheint er das nicht vergessen zu haben. Was können eigentlich solche Ereignisse bei einem knapp 2-Jährigen für Folgen haben? Lebenslanges Trauma? Wie können wir verarbeiten helfen? Müssen wir das überhaupt? Petra
Mitglied inaktiv - 26.09.2005, 13:26
Antwort auf:
Waschstraßen-Albtraum (Danke+Gruß schon hier)
Hallo, aus der Sicht der Psychoanalyse können solche Ereignisse tatsächlich lebenslange Folgen haben, wenn der falsche Eindruck nie korrigiert wurde. Daher ist es wichtig, die Sache nicht auf sich beruhen zu lassen. Die Angst, die sich in der Waschstraße entwickelt hat, kann sich auf ähnlich gelagerte Vorgänge in der Realität auch noch ausweiten. Eine solche Realangst bekämpft man am besten mit der Methode der erneuten Konfrontation. Allerdings muß v.a. bei einem Knd jetzt ein abgesicherter Modus eingehalten werden. Sie könnten z.B. mit ihrem Sohn zusammen zu Fuß zur Waschstraße gehen und den Waschvorgang ein paar mal von außen betrachten. Zunächt sitzt ihr Sohn auf dem Arm, dann steht er an der Hand usw. Immer, wenn Sie Angstfreiheit von ihm spüren, gehen Sie einen kleinen Schritt weiter. Z.B. gehen Sie in den Vorraum hinein, wo die Autos die Vorwäsche erhalten (wenn vorhanden). Dann darf er zu schauen, wie der Vater alleine durch die Waschstraße fährt. Danach sitzt er bei Ihnen hinten auf dem Schoß usw. So etwas nennt man Desensibilisieren. Es funktioniert und ist wichtig für das Kind, um das Urerlebnis der Angstbereitung im Kopf zu korrigieren. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.09.2005