Susan1312
Liebe Frau Henkes, ich habe eine Frage zum Thema Überforderung und zum einschleichen eines fatalen Fehlers im Umgang mit unserer 2 1/2 jährigen Tochter. Sie ist sprachlich schon sehr weit und auch ihre Auffassungsgabe ist enorm, dass bekommen wir oft von der Kita und unseren Umfeld rückgemeldet. Allerdings habe ich Sorge, dass wir sie aufgrund dessen langsam überfordern und ihr Zuviel abverlangen. Hierfür habe ich zwei Beispiele, welche mir Sorge bereiten. Sie ist super kommunikativ aber mehrfach täglich rutscht sie in ihre Wutanfälle. Bzw. gibt es eine Vorstufe, dann ist sie super quengelig und kann nur noch durch ganz kleinkindliches weinerliches Verhalten zeigen was sie möchte. Solche Situationen kommen aus heiterem Himmel, man spielt mit ihr ganz ruhig und entspannt, plötzlich will sie etwas was weiter weg liegt, anstatt darum zu bitten, quengelt sie und wird immer wütender wenn man nicht direkt deuten kann was sie möchte! Mein Partner versucht ihr nun das quengeln abzugewöhnen und fordert sie auf zu sagen was sie möchte. Es gelingt, aber oft schreite ich auch ein und löse die Situation auf, weil ich es nicht aushalte sie so quengeln zu sehen wegen einer Kleinigkeit. Natürlich führt das zu Unstimmigkeiten bei uns und Unsicherheit bei mir. Ich denke, wir überfordern sie mit unserem Wunsch, klar ihre Wünsche zu formulieren. Oder kann das ein Kind mit 2 1/2 Jahren schon? Und das zweite, wenn sie etwas machen soll, was sie nicht möchte knüpfen wir manchmal eine Bedingung dran. Z.b. sie will nicht Zähne putzen! Dann sagen wir: „wenn du das und das willst, dann musst du jetzt aber Zähne putzen“. Das fühlt sich für mich genau so falsch an wie das zuerst genannte. Was sagen sie zu diesen Verhaltensweisen von uns! Ich danke ihnen für ihre Hilfe. Ich weiß dass ist unsere dritte Frage in den letzten drei Wochen, aber wir stellen unsere Erziehung aktuell sehr intensiv auf den Prüfstand und wie bereits schon einmal gesagt, schätzen wir sehr ihre Meinung. Aber ich glaube mit der Antwort auf diese Frage haben wir auch erstmal eine gute Basis für die Begleitung durch die Autonomiephase. Lg S.
Guten Tag, Sie können gerne Ihre Fragen stellen, wenn Sie bei Ihnen auftauchen. Mir gefällt es sehr gut, dass Sie so offen beschreiben, dass Sie Ihre Erziehung gerade auf den Prüfstand stellen. Es ist ja so, dass selbst Zweijährige Eltern mit Ihrem Verhalten schon sehr herausfordern können. Da ist es immer sinnvoll sich zu überlegen, ob die Möglichkeiten, die man sich überlegt hat, wirklich zielführend oder angemessen sind. Ich denke, so gelingt Erziehung am besten. Vorstellungen und Konzepte müssen der Realität und ihren Erfordernissen flexibel angepasst werden können. Zweieinhalbjährige müssen ihre Wünsche noch nicht klar formulieren können. Das ist sicher auch immer von der aktuellen Form (müde, überreizt o.ä.) abhängig. Ich möchte an dieser Stelle aber auf eine andere Funktion des Quengelns eingehen. Mir scheint es nämlich nicht um die Wunscherfüllung zu gehen, sondern um das Aushalten eines unklaren Zustands. Es könnte also für Ihre Tochter sehr hilfreich sein, wenn Sie ihr das spiegeln: "Jetzt weißt du auf einmal gar nicht mehr, was du willst. Das ist aber manchmal auch schwer auszuhalten. Sollen wir mal zusammen überlegen?" Sie finden sicher die richtigen Worte für Ihre Tochter, um ihr ihre Ambivalenz zu spiegeln. Eine Auflösung kann dann gut in spielerischer Form z.B. durch Raten gelingen. Wichtig ist, dass Ihre Tochter sich verstanden fühlt und merkt, dass sie von Ihnen die benötigte Unterstützung statt einer eindeutigen Erwartung bekommt. Wenn Ihre Tochter sich mit diesem Gefühl des "Ich weiß selber nicht, was ich will" nicht alleine gelassen fühlt, wird sie es um so eher aufgeben können. Sie macht ja mit Ihnen dann auch gute Erfahrungen, wie sie diesen unangenehmen Zustand auflösen kann. Ähnliches gilt auch für die zweite beschriebene Situation. Wenn-dann-Kombinationen sind für junge Kinder schwierig, weil sie die Verknüpfungen noch nicht gut herstellen können und dann leicht überfordert sind. Teilen Sie doch auch hier das Gefühl mit Ihrer Tochter. "Manchmal ist es wirklich doof, dass man die Zähne putzen muss, obwohl man keine Lust hat. Aber es geht ja nicht anders. Wir machen es heute einfach mal ganz schnell." Dann kann Ihre Tochter sich auch wieder gut verstanden fühlen und findet mit Ihrer Hilfe einen Weg, wie sie mit einer ungewollten Anforderung umgehen kann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Susan1312
Liebe Frau Henkes, danke für ihre klare und herzliche Antwort. Es war wie immer eine große Hilfe ihre Einschätzung der Situation zu hören. Lg S.
Ähnliche Fragen
Schönen guten Tag Herr Nohr, Unser Sohn ist 4 1/2. In vielen Dingen ist er seines Alters voraus, gerade was schreiben, zahlenverständnis und rechnen angeht - einfach weil er sich schön sehr lange dafür interessiert. Doch von der emotionalen Seite her bin ich mir nicht sicher wie ich ihn positiv bestärken kann. Bei vielen (für uns gesehen Klein ...
Lieber Hr. Nohr, ich durfte mir jetzt von meiner Tante anhören, dass ich meiner Tochter weniger Fragen stellen sollte, dass ich sie mehr vor Entscheidungen stellen soll, da sie das eh alles noch nicht versteht. Von der Kita bekommen wir Rückmeldung, dass sie für ihre 19 Monate sehr viel redet und weit ist. Sie erzählt richtige zwei / drei Wortsätze ...
Guten Tag Frau Henkes, zunächst einen herzlichen Dank für die Möglichkeit Ihnen hier Fragen stellen zu können und Ihre stets ausführlichen und wertschätzenden Reaktionen. Nun habe ich ebenfalls ein Anliegen bezüglich meiner Tochter, die im Januar 3 Jahre alt wird. Aktuell gibt es viele Veränderungen in ihrem Leben. Sie ist Anfang Juli ...
Hallo, meine Tochter ist 3 und wir starten nun erstmalig mit dem Kindergarten, halbtags. Ein erster Kennenlernbesuch hat gemeinsam stattgefunden. Dort habe ich das Regelwerk der Kindergartengruppe kennen gelernt. Ich habe verstanden, dass das Ziel von Erziehern wohl eher die ,,Händelbarkeit" einer Horde von 20 Kindern ist. Diese Regeln ...
Hallo, Sie hatten unten auf mein Posting "Entwicklung mit 28 Monaten" geschrieben, daß Sie nur für Problemfälle da sind und nicht für Fälle, bei denen alles glatt läuft. Ich hätte aber gerne gewußt, wie die Entwicklungsspanne in dem Alter ist ... ob Alina da "normal" ist oder doch eher weiter ... Oder gibt es keine ungefähren Richtlinien? ...
Hallo Dr. Posth, am Anfang bin ich mit Lara zum Pekip und zum Babyschwimmen gegangen. Und das reichte auch das erste Jahr. Mitlerweile bin ich in einer privaten Krabbelgruppe, beim Kinderturnen und beim schwimmen. Ab September kommt noch eine Spielgruppe dazu. Und zwar, weil Lara sich zu Hause einfach langweilt. Wir gehen auch oft auf den Spielp ...
Guten Tag, ich habe mir einige Mails in Bezug auf die Trotzphase der Kinder durch gelesen. Trotzdem weiß ich nicht mehr weiter. Ihre Ausführungen dazu sind ja auch sehr interessant, aber ich weiß mir einfach keinen Rat mehr. Mein Sohn wird im Januar 2 Jahre alt. Seit einigen Wochen befindet er sich wohl in dieser Trotzphase. Er schreit hysteris ...
Hallo Dr Posth, bei meiner Tochter hat sich herausgestellt, dass sie ein großes talent im Eiskunstlauf hat. Sie hat letzte Saison, also mit knapp 6Jahren schon 3mal die Woche mit freude und Spaß trainiert, war jetzt im Trainingslager, und soll jetzt 4 mal die Woche aufs Eis und zusätzlich noch Trockentraining und Balett machen. Sie kommt jetzt i ...