Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Überforderung durch Trotzphase

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Überforderung durch Trotzphase

Mitglied inaktiv

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Guten Tag, ich habe mir einige Mails in Bezug auf die Trotzphase der Kinder durch gelesen. Trotzdem weiß ich nicht mehr weiter. Ihre Ausführungen dazu sind ja auch sehr interessant, aber ich weiß mir einfach keinen Rat mehr. Mein Sohn wird im Januar 2 Jahre alt. Seit einigen Wochen befindet er sich wohl in dieser Trotzphase. Er schreit hysterisch und wirft sich auf den Boden. Ständig haut er sich selbst auf den Kopf, oder stößt sich mit Absicht. Außerdem beruhigt er sich überhaupt durch nichts mehr. Egal ob wir ruhig auf ihn einreden oder ihn ignorieren, oder ihn in sein Zimmer schicken. Laut dem Buch jedes Kind kann Regeln lernen, soll man ja eine räumliche Trennung schaffen, wenn man den Eindruck hat, das alles gute Zureden nicht mehr weiterhilft. Das habe ich alles probiert, weil anschreien auch nichts bringt. Außerdem habe ich bei dieser Methode immer ein schlechtes Gefühl. Eigentlich habe ich immer ein schlechtes Gefühl, weil ich mit seinen Wutausbrüchen überhaupt nicht umgehen kann. Ich fühle mich zuweilen vollkommen überfordert. Ich gebe mir die Schuld an seinem Verhalten, weil ich ständig denke, das ich etwas falsch mache. Ich gebe mir die Schuld an den Wutausbrüchen meines Sohnes. Ständig suche ich Gründe dafür warum er jetzt wieder so hysterisch reagiert, sicher weiß ich auch das er versucht seinen Willen durchzusetzen. Bekommt er zuwenig Aufmerksamkeit von mir? Lasse ich zuviel durchgehen? Erziehe ich meinen Sohn falsch? Bin ich keine gute Mutter? Diese Fragen machen mich fertig. Und ich weiß nicht mehr ein noch aus. Bei uns hängt mittlerweile der Haussegen vollkommen schief, weil mein Mann und ich uns auch nur noch ankeifen. Weder er noch ich sind der Situation gewachsen. Was können wir tun? Viele Grüsse


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Betty, sicherlich falsch ist die Meinung, daß der Trotz eines Kindes durch eigene Fehler verursacht wird. Allenfalls ist es so, daß durch falsches Vorgehen beim Trotz dieser verstärkt wird. Also je rigider man sich dabei verhält, desto heftiger inszeniert das Kind seine Anfälle. Das sei auch an die Adresse der Autoren(innen) von Ratgeberbüchern gesagt, insb., wenn sie auf verhaltspsychologische Methoden á la "Jedes Kind kann ...." draufsatteln. so einfach geht das nicht. Schließlich ist Trotz eine Art von Selbstverteidigungsmaßnahme, wenn auch eine eher untaugliche, aber das Kind kann es noch nicht besser. Was verteidigt wird, ist das aufkommende Selbst, dargestellt im eigenen Willen. Trotz ist aber auch ganz stark temperamentsgebunden, so daß ein Teil der Ausbrüche auf das erbliche Konto geht. All das muß man verstehen, wenn man einigermaßen ruhig und gelassen mit seinem Kind in dieser Phase umgehen will. Wie ich in meinem 3. Teil über das emotionale Bewußtsein geschrieben habe (s. link oben rechts), muß man als Eltern aber keineswegs immer einen Kniefall vor dem drangvollen Willen des Kindes machen. Im Gegenteil, in der Balance zwischen kindlichem Begehren und elterlicher Bestimmungsmacht liegt die Lösung. D.h., wenn man sich vorher einmal klar macht, wann man selbst sich durchzusetzen hat, und wann man dem Kind seinen Willen lassen kann, dann ist die ganze Sache gar nicht mehr so schwer. Zwar kann man im Moment des Trotzes mit dem Kind nicht verhandeln, aber man kann vorher und nachher in einfachen Worten dem Kind signalisieren, daß es nicht so sehr um Macht ging als um Sachinhalte. Hierbei versteht das Kind in erster Linie den erklärenden und versöhnlichen Ton, und der tut ihm gut, und man selbst reflektiert noch einmal sein Handeln und erfährt bei sich, was man auszuhalten bereit sein muß, und was effektiv nicht mehr geht. Viele Grüße


Mitglied inaktiv

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Hallo, zunächst einmal kannst Du Dich freuen, denn Du bist ganz bestimmt nicht alleine. Bei uns ist es genauso. Mein Sohn wird im März zwei Jahre alt. Ich habe ihn gerade, entgegen meiner sonstigen Verhaltensweise, zur Oma abgeschoben. Ich kann nicht mehr! Eine einzige Heulerei, Wut, dies ist nicht richtig, jenes ist nicht richtig, jetzt essen, jetzt spielen, jetzt Bobycar fahren (bei Regen) usw. Ich kann ihm gar nicht recht machen. Es klappt gar nichts, egal was ich versuche. Ich mache das nicht mit den Auszeiten, ich verlasse höchstens mal das Zimmer, aber ich lasse die Türen immer offen, damit er, wenn er will, hinter mir her kann. Aber manchmal schreie ich auch (reine Verzweiflung), was aber natürlich auch nichts bringt. Ich fürchte, wir müssen da durch, obwohl ich abends immer dem Heulen nahe bin. ich hoffe sehr, dass mir Deine Antwort von Dr. Posth auch noch irgendwie weiterhelfen kann. Ich suche nämlich auch nach einem Rezept, wie man damit umgehen sollte. Viele Grüße Marina (Ps: Ich denke auch ständig, dass ich eine schlechte Mutter bin.)


Mitglied inaktiv

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Hallo Betty, Du darfst Dich selbst nicht fertig machen, schließlich gehört diese Phase mit dazu und hängt ganz viel vom Temperament des Kindes ab. Ich mache auch häufig den Fehler (?), mich für ALLES verantwortlich zu fühlen, kenne das Problem also gut. Schließlich wollen wir ja alles gut machen... Ich habe folgende Tips: 1. Situationen meiden, wo es brenzlig werden kann (keine Süssigkeitenkasse, nicht hungrig und müde in den Supermarkt gehen etc.) 2. Nicht zu viele Verbote den ganzen Tag aussprechen. Irgendwann ist das Maß erreicht, und die Kleinen können das nicht mehr verkraften und trotzen immer mehr! 3. Nach einem Verbot o.ä. sofort Gelegenheit geben, ihr Selbst zu stärken (bei uns hilft i.M. ganz toll, wenn ich meinen Sohn bitte, mir meine Schuhe, ein Taschentuch etc. zu holen, noch bevor er enttäuscht in Tränen ausbricht. Er ist dann stolz, mit geholfen zu haben und vergißt seine "Schmach" 4. NIE wegschicken und alleine lassen bei Wut!! Mir hilft folgendes Bild: stell Dir vor, der "Trotz" ist ein böses Tier, das sich Deines Kindes bemächtigt. Es will Dich nicht ärgern, es wird selber drangsaliert und braucht noch mehr Liebe! 5. Verständnis zeigen: ich habe oft erlebt, daß mein Sohn nach den Worten "Ich weiß, Du wolltest das so gerne haben und bist jetzt ganz enttäuscht, aber aus den und den Grünen geht das nicht..." nochmal zitterig und erleichtert durchgeatmet hat, dann wurde er ruhiger. 6. Nicht alles als selbstverständlich nehmen, wenn es gut läuft. Wenn eine Situation gut gelaufen ist, dem Kind das sagen. Beim nächsten Mal erinnert es sich daran und kooperiert... Hoffentlich verstehst Du mich nicht als Rechthaberin. Wir haben nämlich auch so unsere Probleme, aber Trotz ist ganz ok. LG Hanna


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