Hallo Herr Dr. Posth,
wir haben ein kleines Problem. Unser Sohn ist jetzt 21 Monate alt und ich schätze er ist in der Trotzphase.
Jedes Mal wenn ich ihm eine frische Windel rum machen möchte, möchte er das nicht. Er hockt sich hin oder macht andere Sachen, damit ich erst gar nicht an ihn ran komme. Nach einer Weile nervt mich das dann auch und bevor ich ihn anbrülle oder womöglich noch haue, lasse ich ihn einfach sein Ding weiter machen und ich widme mich in der Zeit anderen Sachen. Ich bleibe aber in der Zeit im Raum, im Grunde ignoriere ich dann sein Gehabe.
Nach ein paar Minuten versuche ich es dann nochmal, meistens gehts aber dann auch noch nicht. Irgendwann reichts dann, d. sag ich ihm auch u. dann gehts meistens. In der Zeit, in der ich ihn ignoriere, brüllt er wie am Spieß. Irgendwie sehe ich keinen anderen Ausweg, als mich kurz "dort rauszunehmen", wenn auch nur gedanklich und Abstand zu kriegen.
Ist diese Vorgehensweise in Ordnung oder haben Sie einen optimaleren Vorschlag?
von
Sonne2828
am 18.03.2013, 07:13
Antwort auf:
Umgang mit Trotzphase
Hallo, der Trotz ist ein wichtiger Entwicklungsschritt in der Selbstentstehung des Menschen. Ich glaube, das haben inzwischen alle erkannt, die sich professionell mit der frühkindlichen Entwicklung beschäftigen. Es ist grundsätzlich ein Fehler, sich auf einen Machtkampf mit dem Kind einzulassen und zu meinen, ein Kind, das nicht (mehr) trotzt sei ein besonders gutes Kind. Vuielleicht ist es ein besonders sanftes Kind, das Duldsamkeit in sich spürt und wenig impusiv veranlagt ist. oder es ist ein Kind, das aus Angst kuscht, weil ihm zu harten Grenzen gesetzt werden oder Strafen befürchtet. Anschreien, Niederbrüllen, mit harter Hand zwingen oder gar Hauen/Schlagen sind Methoden der Gewalt. Auch der Klaps auf den Po gehört dazu. Denn nicht nur das Zufügen des Schmerzes hat verhaltensbeeinflussende Bedeutung, sondern auch schon das unerbittliche und feindselige Auftreten, das mit solchen Handlungen verbunden ist. In Deutschland sind alle diese Formen erzieherischer Gewalt seit dem Jahr 2000 verboten (§1631 BGB).
Aus diesem Grunde habe ich in allen meinen Büchern mich sehr ausführlich um einen respektvollen Umgang mit Säuglingen und Kindern bemüht und Hinweise dazu gegeben, wie eine solche Erziehung in Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Aber Sie können das alles auch hier im Forum lesen, bewusst etwas kürzer gefasst und immer auf konkrete Fälle bezogen. Im gezielten Suchlauf finden Sie das Stichwort "Trotz" mit zahlreichen Antworten und in meinem Langtext über das emotionale Bewusstsein ist es der Teil 3, der sich besonders mit dem Trotz befasst. Da finden Sie auch Vorschläge und Empfehlungen, wie Sie mit den realen Erscheinungen des Trotzes geschickt umgehen können. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 19.03.2013