Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Spielverhalten/ Autismus?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Spielverhalten/ Autismus?

Linen28

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Liebe Frau Henkes, Ich mache mir Sorgen, ob mein Sohn (2 J. 7 Mon.) evtl. autistische Züge haben könnte. Diese Sorge beschäftigt mich schon lange, manches hat sich zwar inzwischen gebessert, allerdings kommen auch immer wieder neue Punkte hinzu. Spielverhalten: Mein Sohn liebt es, Bücher zu lesen, Puzzles zu machen und mit mir kleine „Denkspiele“ zu spielen (z.B. aus der Mini-Lük-Reihe). Ansonsten spielt er gerne mit Fahrzeugen, allerdings reiht er diese seit einigen Wochen sehr oft auf. Er sortiert die Fahrzeuge nicht (nach Größe/ Farbe etc.), sondern fährt sie jeweils ein kurzes Stück, benennt sie dabei und parkt sie dann aneinander, sodass sich die Autos berühren. Wenn ich ihn frage, was die Autos denn täten, dann sagt er nur „die Autos fahren“ oder manchmal, dass die Autos anhalten.  Er lässt die Autos auch ab und zu durch eine leere Küchenpapierrolle/unter einem Möbelstück hindurch fahren und sagt dann, dass die Autos durch einen Tunnel fahren würden. Manchmal fahren die Autos auch ins Regal zurück und er sagt dann, sie würden in die Garage fahren. Oft legt er sich beim Auto spielen auf den Boden, sodass er sich quasi auf einer Höhe mit dem Geschehen befindet. Ab und zu spielen wir auch, dass ich ein Pferd bin und er auf meinem Rücken reitet oder er füttert (auf meine Anregung hin!) seine Kuscheltiere. Davon abgesehen zeigt er allerdings bisher kein Interesse an Rollenspielen/ So-tun-als-ob-Spielen bzw. wenn, dann sind diese Spiele meist von mir initiiert. Seine Spielküche zum Beispiel benutzt er nur sporadisch auf Anregung für eine sehr kurze Zeit, verliert aber sehr schnell das Interesse. Bis vor einigen Wochen hat er quasi überhaupt nicht alleine gespielt, inzwischen kann er das für gut und gerne 25-30 min, sodass mir der Unterschied fast irgendwie „unheimlich“ ist. Soziales: Andere Kinder scheinen als Spielgefährten für ihn bisher wenig interessant zu sein. Ältere Kinder noch eher, Jüngere kaum. Es stört ihn überhaupt nicht, wenn andere Kinder um ihn herum sind, er mag es auch, gemeinsam mit anderen Kindern zu schaukeln, er hat nur bisher selten Ambition, sich an eine Gruppendynamik „anzupassen“ oder mal auf andere zuzugehen. Mit Erwachsenen kommt er super klar. Er ist Einzelkind und wir haben eher weniger regelmäßige Kinderkontakte abgesehen von der Kita, dennoch sehe ich hier irgendwie einen großen Unterschied zu anderen. Sprache: Er spricht inzwischen mMn ganz gut und bildet selbständig Sätze (oft noch 3-4 Worte, immer häufiger aber auch komplette Sätze mit korrektem Satzbau). Seit einigen Tagen bezeichnet er sich immer öfter als „ich“, vorher hat er meist noch Ich und Du verwechselt. Allerdings ist noch ab und zu Echolalie dabei, zum Beispiel beim Fragen stellen. Auch rezitiert er manchmal Bücher/Kinderlieder, zum Beispiel hat er gestern mit Herbstlaub gespielt und dabei eine inhaltlich passende Passage aus einem Kinderbuch wortgetreu wiedergegeben. Generell hat er ein enormes "Gedächtnis" für Sprache, er kann dutzende Bücher auswendig mitsprechen. Wenn man ihn in der Situation fragt, aus welchem Buch der Satz stammt, kann er das immer sofort sagen. Diese Kombi an Auffälligkeiten lässt mir irgendwie keine Ruhe, ich werde den Gedanken nicht los, dass er irgendwie „anders“ ist. Andere typische Kennzeichen, z.B. gesteigerte Reizoffenheit, Festhalten an Routinen, Wahrnehmungsstörungen sehe ich bei ihm eigentlich nicht wirklich. Blickkontakt nimmt er schon auf, wobei ich finde, dass es auch mehr sein könnte. Oft ist es aber auch so, dass er gerade parallel mit etwas anderem beschäftigt ist. Er ist sehr responsiv auf Ansprache und teilt quasi dauerhaft sein Interesse (zeigt auf etwas, bringt Sachen zu einem, macht auf Bilder in Büchern oder auf dem Puzzle aufmerksam), wobei er nicht in jeder Situation den klassischen triangulären Blickkontakt herstellt. Ich möchte ihn bestmöglich unterstützen, zudem lese ich immer wieder, wie ausgesprochen wichtig das Rollenspiel und das Spiel mit anderen Kindern für die Entwicklung wäre bzw. wie wichtig eine frühe Diagnose bei ASS ist. Was kann ich Ihrer Meinung nach tun, um meinen Sohn zu unterstützen? Sollte ich Ihn mal bei der Frühförderstelle vorstellen? Oder genügt es, weiter zuzuwarten? Unser Kinderarzt ist recht entspannt, weil er ja irgendwie "funktional" ist. Ich hingegen werde dieses Bauchgefühl einfach nicht los. Ganz vielen Dank für Ihre Hilfe


Ingrid Henkes

Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich gehe nach Ihrer Beschreibung nicht davon aus, dass Sie sich Sorgen über eine Autismus-Störung bei Ihrem Sohn machen müssen. Er scheint deutlich auf Sie bezogen und in gutem Kontakt. Ein autistisches Kind würde nicht Pferd und Reiter spielen wollen. Er geht zudem in Kontakt mit anderen Menschen, wenn dies auch noch vorwiegend Erwachsene sind. Kinder sind Zweijährigen oft noch unheimlich, weil deren Verhalten impulsiver und damit  für sie deutlich weniger einschätzbar ist als das von Erwachsenen. Zweijährige beginnen erst allmählich mit Rollenspielen, wobei das Interesse individuell unterschiedlich ausgeprägt ist. Auch das beschriebene Spielen mit Autos ist völlig in Ordnung. Zweijährige haben noch gar nicht die Erfahrung mit so vielen Verkehrsszenen, dass sie etwas anderes spielen könnten als das Beschriebene. Ich gehe nicht davon aus, dass Sie Ihren Sohn bei der Frühförderstelle vorstellen müssen. Sie können da Ihrem Kinderarzt sicher vertrauen. Ich halte es jedoch für wichtig, dass Sie Ihre Beunruhigung ablegen können, damit Sie die Entwicklung Ihres Sohnes entspannt begleiten können. Wenn Sie Ihre Sorge ansonsten nicht ausräumen können, mag das Aufsuchen entsprechender Fachleute hilfreich sein. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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