Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Sohn (fast 10 Monate) schläft offenbar zu wenig und findet keinen Schlafrhythmus

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Sohn (fast 10 Monate) schläft offenbar zu wenig und findet keinen Schlafrhythmus

Lotta79

Lieber Dr. P, mein Sohn ist temperamentvoll u wenn er schreit, dann sof. sehr laut, lässt sich aber gut beruhig. Tags ist er oft müde, schläft mind. 2-3 X, aber selten lange genug, egal, was ich versuche. Nach ca. 20-90 Min. wach, bewegt Hände/Augen weit offen, obw. meist noch müde. Er ist fröhlich u entdeckungsfreudig, sofern er fit ist. Abends nach Ritual im Beistellbett, später bei uns. Erst ab dann schläft er 4-6 Std. am Stück, davor wird er mehrmals in jeder leichten Schlafphase wach. Außenstehende sagen mir ständig, was ich alles falsch mache. Ich solle ihn im eigenen Zi./Bett schlafen lassen, nicht sofort auf sein Schreien eingehen usw. Natürlich werde ich dem nicht nachgehen, frage mich aber oft, warum solche Leute so oft ausgeglichene Kinder haben u wie ich meinem Sohn zu mehr Schlaf/einem festen Rhythmus verhelf. kann. Manchmal ist er nach insges. 11 Std. fit, manchmal nach 13 Std. total müde, kann seinen Schlafbedarf nicht ermitteln. Mal wieder vielen Dank für Ihren Rat!


Hallo, wie ich hier schon mehrfach berichtet habe, gehört bei diesen Eltern die Selbstbestätigung in falscher Sache zum Programm. Sie könnten sonst auch ihren Standpunkt gar nicht vertreten, denn sofort setzte die Selbstkritik ein, und da kritisieren sie lieber den anderen, der es besser macht. Mit anderen Worten, es stimmt gar nicht, was diese Leute sagen. Oder sie nehmen die Störungen im Verhalten, die bei ihren Kindern auftreten, nicht wahr, weil es bedeutete, dass sie an ihrem Zuwendungsangebot etwas ändern müssten. So entsteht in unserer Gesellschaft ein kollektiver Verdrängungsprozess, der jeden anders Denkenden und Handelnden zum Feind erklärt (inklusive der Fachleute, die den Finger in die Wunde legen). Ein Schlafpensum von 11 bis 13 Stunden ist für einen 10 Monate alten Säugling zwar untere Grenze aber noch normal. Das Bedürfnis nach Elternkontakt zur Selbstregulation und Selbstberuhigung ist sogar ein Zeichen der sicheren Bindung. Das sehen Sie daran, dass Ihr Sohn in der unmittelbaren Nähe zu Ihnen dann bis zu 6 Stunden durchschläft. Das ist zwar noch zu wenig, aber das wird sich in der nächsten Zeit von allein auf längeren Zeiten einpendeln, es sei denn Zähne oder Infekte störten das Durchschlafen. Viele Grüße.


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