Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Schlecht einschlafen mit 22 Monaten

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Schlecht einschlafen mit 22 Monaten

Mitglied inaktiv

Hallo Herr Dr. Posth! Hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen mal eine Frage dazu stellen würde, denn eigentlich bin ich ja selbst "vom Fach". Aber Ihre Antworten sind immer so liebevoll für die Kinder, dass ich es doch wage. Mein Sohn wurde 13 Monate lang immer in den Schlaf gestillt, dann schlief er problemlos ganz alleine in seinem Zimmer nach dem Gute Nacht Sagen ein. (Bis dahin schlief er bei mir im Bett) Ich hab ihn nie schreien lassen, weil ich weiss, dass gerade im 1. LJ promptes Reagieren wichtig für eine sichere Bindung ist (und weil ich Babyweinen nicht ertragen kann ;-) ) Seit ein paar Tagen aber macht er abends Terror (er ist 22 Monate alt). Er kuschelt sich wie immer an mich und wird ruhig, wenn ich ihn dann aber hinlege und gehe beginnt er zu schreien. Sobald ich wieder hingehe, fängt er an, mir fröhlich zu erzählen. Das Spiel kann sich unendlich oft wiederholen. Ich hab das Gefühl, jetzt macht er das tatsächlich als Machtspielchen. Die letzten 2 Tage hab ich irgendwann einfach nicht mehr reagiert und er ist nach 5 Minuten Weinen eingeschlafen. Aber wohl fühl ich mich damit nicht. Schadet ihm das in dem Alter noch? Oder wissen Sie anderen Rat? (Was mir sehr lieb wäre!!!) Ich bin abends auch einfach müde und habe keine Kraft mehr für Machtkämpfe. Ich bin schon sehr gespannt auf Ihre Antwort! Danke, Melanie


Liebe Melanie, gerade, wenn man selbst vom Fach ist, erlebt man den Unterschied zwischen dem Anspruch an sich selbst und den eigenen -natürlichen -Grenzen besonders krass. Wir müssen damit umgehen lernen. Das erste Lebensjahr gestillt an Ihrer Seite, ist ein gutes emotionales Polster für Ihren Sohn und verspricht eine gesicherte Bindung, allerdings erwirkt es auch einen starken Willen. Dieser Wille, der einem selbst im Leben sehr nützlich wird, ist für die Umwelt gerade am Anfang, wenn er sich (""gnadenlos"") zu entfalten beginnt, sehr anstrengend. Aber man darf sein Kind auch nicht gleich überschätzen. Es lechzt ja noch beständig nach Trost und Zuwendung. (Manchmal habe ich den Eindruck, das hört im Leben nie ganz auf, oder will mir da jemand widersprechen?). Mit 2 Jahren geht es im kindlichen Kopf ziemlich wild zu mit noch Unverstehen all der Vorgänge in der Welt, Auseinandersetzungen mit vielen neuen Gesichtern und fremden Menschen, dem Versagen eigener Kräfte und etliches mehr. Nach dem Einschlafen kommt vieles davon wieder hoch im mühsamen Sortierungsprozeß des Gehirns. Wir nennen das Träume. Aber nachts kommen auch die alten Ängste wieder. Dann passiert das, was Sie jetzt mit Ihrem Sohn erleben. Am Anfang macht er daraus vielleicht tatsächlich noch ein Machtspiel, sobald er aber erkennen muß, daß Sie viel stärker sind, als er (in seiner illusionären Omnipotenz, die er sich noch vom Säuglingsalter bewahrt hat), dann geht es ihm innerlich schlecht. Und das schadet! Also, auch wenn Sie ihm jetzt verwehren bei Ihnen im Bett zu schlafen, müssen Sie nachts noch für ihn da sein, Liedchen singen oder beruhigende Geschichten erzählen, leise Musik abspielen oder das Kuscheltier vom Boden aufheben. Viele Grüße und ganz viel Geduld


Mitglied inaktiv

... und meine Tochter ist 26 Monate. Das hat vor ungefähr 2 Monaten angefangen. Sie ruft das ganze Repertoire ab - Toilette, trinken, vorsingen, kuscheln - was auch immer. Geht man weg wird gebruellt. Komm ich wieder - steht sie sofort im Bett und kaspert rum. Also kann es ihr so schlecht nicht gehen :-) Seit 2 Wochen haben wir es wieder halbwegs im Griff. ich habe ihr einen CD-Spieler ins Zimmer gestellt und sie darf jetzt Abends immer eine CD anmachen. Das ist eine ganz ruhige Entspannugsmusik und damit schlaeft sie dann normalerweise gut ein. Damit haben wir Abendritual halt etwas umgestellt. Ich drueck Dir die Daumen, dass ihr auch eine Loesung findet. Auf jeden Fall seit ihr mit dem Problem nicht alleine, ich habe es hier schon oefters gelesen. LG Carola


Mitglied inaktiv

Sie haben mir mit Ihrer Antwort sehr weitergeholfen! Manchmal braucht man einfach die Bestätigung, dass das Kind sich völlig normal verhält und dass es auch wieder vorbei geht. Ich verwehre ihm übrigens nicht, in meinem Bett zu schlafen, er will und kann es schlichtweg nicht mehr. Er wuselt stundenlang hellwach rum, und wenn ich ihn in sein Bett lege, schläft er ein. (Muss allerdings sagen, ICH vermisse es ;-) ) Zum Glück wird er nachts nicht mehr wach, es ging mir wirklich nur ums Einschlafen. Aber auch das ging heute fast problemlos. (nach Vorlesen, Schmusen und 2 Schlafliedern) Schon blöd, man weiss, dass bei Machtkämpfen letzenendes immer die Kinder die Verlierer sind, aber es gibt Situationen, da schalten Hirn und Herz einfach ab... Danke nochmal! Melanie


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