Kind fremdelt nicht, geht zu Fremden auf den Arm

 Ingrid Henkes Frage an Ingrid Henkes Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

Frage: Kind fremdelt nicht, geht zu Fremden auf den Arm

Sehr geehrte Frau Henkes, mein Baby ist gerade 11 Monate alt geworden. Sie hat bisher noch nicht sichtbar gefremdelt, vielleicht 2 mal geweint bei einer fremden Person (männlich). Ich hatte eine natürliche Geburt, stille von Anfang an, sie schläft neben mir. Ich bin allein erziehend. Den Vater sieht sie ca. alle 2 Tage für circa 1-2 Stunden, ich bin immer mit dabei. Sie war noch nie für längere Zeit ohne mich. Das höchst der Gefühle waren ca 45 Minuten mit dem Papa alleine spazieren.  Wir gehen oft zu Babytreffs (ca 2 mal die Woche). Seit ungefähr einem Monat möchte sie oft zu Fremden auf den Arm. Dabei scheint es egal zu sein ob es eine gewohnte Umgebung ist oder nicht. Neulich im Babytreff mit gewohnter Umgebung ist sie SOFORT zu einer anderen fremden Mutter auf den Arm gekrabbelt, ich konnte nichtmal so schnell ihre Jacke ausziehen da war sie schon auf dem Arm. Mir scheint als würde sie nichtmal schauen zu wem sie da krabbelt. Die Leute reagieren oft ganz verwundert! Sie schauen mich oft fragend an, sagen "sie ist aber zutraulich" und fragen, ob sie meine Tochter hochnehmen dürfen (wenn sich meine Tochter nicht schon selbst auf den Schoß gesetzt hat) Meine Tochter hat jetzt schon einen starken Willen und ich sage meistens "Ja, wenn sie es möchte". Wenn ich sie nicht auf den Arm lassen würde, würde sie sich so lange winden, bis ich sie lasse. Sie sucht immer wieder meinen Blick, zumindest ist das mein Eindruck und krabbelt nach einer gewissen Zeit auch wieder zu mir.  Ich bin dennoch sehr verunsichert. Vorallem weil die Reaktionen der anderen auch so überrascht sind. Ich beschäftige mich sehr viel mit ihr, lasse sie nie weinen, reagiere auf sie und gehe immer auf sie ein, habe noch nie geschimpft oder sie angeschrien etc. Ihre Entwicklung ist sehr gut, das bekomme ich von unserer Familienhebamme immer wieder bestätigt, sie sagt, dass meine Tochter für ihr alter sehr mobil und fit und interessiert ist. Dennoch bin ich über ihr Verhalten oft selbst erschrocken. Wenn sie mit dem Papa spazieren war möchte sie am liebsten bei ihm auf den Arm bleiben, sie schaut mich an und zeigt auch in meine Richtung aber wendet sich dann wieder ihm zu.  Es gab nur kurze Momente in der Vergangenheit (bis ca 8-9 Monate, als sie geweint hat, wenn ich den Raum verlassen habe und wir in ungewohnter Umgebung waren) Mittlerweile ist sie sehr abenteuerlustig, oder doch schlechte Bindung?? Sie merken es vielleicht, ich bin sehr verunsichert. Beste Grüße  

von Sonnenfeld am 15.02.2024, 20:50



Antwort auf: Kind fremdelt nicht, geht zu Fremden auf den Arm

Guten Tag, Ihre Tochter ist in einem Alter, indem das Interesse an anderen Menschen wächst. Eine weitere Bezugsperson kann helfen, sich allmählich etwas aus der im ersten Lebensjahr sehr engen Bindung zur Mutter zu lösen. Kinder müssen mit jedem Entwicklungsschritt zu mehr Autonomie finden. Diese zweite Bezugsperson ist meist der Vater. Ihre Tochter sieht den Vater zwar nicht täglich, aber es gibt regelmäßige Kontakte. Das sollten Sie fördern und den Kontakt zunehmend ausbauen. Ihre Tochter signalisiert Ihnen ihr Interesse am Vater durch ihr Bedürfnis, auf seinem Arm zu bleiben. Vermutlich wird der Vater auch souveräner im Umgang mit seiner Tochter, wenn er alleine mit ihr ist. Sie müssen nicht verhindern, dass Ihre Tochter auf Fremde zugeht und zu ihnen auf den Arm will. Sie sollten jedoch diese Personen bitten, Ihre Tochter nicht auf den Arm zu nehmen und sie zu Ihnen zurück zu schicken. Mit einem fremden Kleinkind kann man sprachlich in Kontakt treten aber nicht körperlich. Sagen Sie Ihrer Tochter, dass sie nicht zu Menschen auf den Arm kann, die Sie beide nicht kennen. Sie versteht das zwar noch nicht, aber sie kann so zunehmend Ihre Haltung spüren. Das Verhalten Ihrer Tochter ist kein Anzeichen für eine schlechte Bindung aber auch keine Abenteuerlust. Ihre Tochter kann noch nicht genügend zwischen fremd und vertraut unterscheiden. Das muss sie mit Ihrer Unterstützung lernen. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes

von Ingrid Henkes am 16.02.2024



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