München 85
Sehr geehrter Herr Nohr, seit einer Woche fängt meine Tochter (13 Monate) beim Wickeln/Anziehen zu schreien an, wehrt sich vehement. Sie reißt die Windel/Kleidung aus der Hand, wirft diese von sich. Wenn es mir gelingt etwas anzuziehen, zieht sie sich wieder aus. Dabei schreit und weint sie laut. Wenn sie angezogen ist, lässt sie sich kaum beruhigen und weint verzweifelt. Ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich "ärgern" möchte, sondern verzweifelt ist. Vielleicht entdeckt sie gerade ihren eigenen Willen u. dass sie diesen nicht immer durchsetzen kann. Allerdings achte ich darauf, dass sie nicht in ein Spiel/Beschäftigung vertieft ist u. ich sie dabei störe. Ablenken mit Gegenständen/Spielsachen funktioniert nicht, auch spielerisches Anziehen mit Handpuppe nicht. Ich habe auch versucht, sie ins Anziehen und Wickeln einzubinden, ihr selbst eine Windel oder Kleidungsstücke in die Hand gegeben, erklärt und gebeten mitzuhelfen (ich bezweifle aber, dass sie das versteht). Ohne Erfolg, ich muss sie festhalten und gegen ihren Willen wickeln/anziehen (ohne Gewalt).Ist meine Schwester zu Besuch, lässt sie sich problemlos anziehen/wickeln (wie bisher auf dem Boden, quasi "nebenher"). Natürlich beruhige und tröste ich sie beim u. nach dem Anziehen und beschränke es auf das Nötigste. Jedoch habe ich Angst, dass die Bindung gestört wird wenn ich gegen ihren Willen anziehe/wickel.
Dr. med. Ludger Nohr
Hallo, wickeln ist für viele Kinder lästig bis ärgerlich, eine Störung und aus Sicht der Kinder ohne Sinn und Nutzen. Es ist eine Mobilitätseinschränkung, die von den Erwachsenen gewollt und dann auch erzwungen wird. Da kann man verstehen, dass da keine Freude aufkommt. Aus Sicht der Bindung halte ich diesen Ablauf, wenn er zwar ärgerlich aber nicht übergriffig/Zwang-haft ist, für weniger problematisch (Sie werden immer wieder auch die blöde, verbietende usw. Mutter sein, ohne dass das ihre eigentliche Bindung berührt). Es ist Teil der Erfahrung miteinander und Realisierung dessen, dass die Erwachsenen Sachen durchsetzen (wenn Sie Ihr Kind vor einem Auto schützen, versteht es das auch nicht, ist für uns aber völlig klar). Die Schwierigkeit besteht darin, dass in diesem Alter noch kein Verständnis möglich ist, das Handeln nicht wirklich erklärt (besser verstanden)werden kann. Wenn z.B. Abwechslung (z.B. Schwester) da ist, ist der Focus verändert und es klappt leichter. Manchmal läuft es eben unbefriedigend ab, oft findet man aber mit der Zeit Formen, die das Lästige (und anziehen bleibt lange lästig) miteinander erträglich machen. Dr.Ludger Nohr
München 85
Herzlichen Dank für Ihre Antwort
Curcuma
Hallo, dieses Problem kenne ich gut. ;) Bei uns hat es auch geholfen, in anstrengenden Situationen die Position (mit etwas Übung geht es auch im Stehen) und/oder die Ortschaft zu wechseln. Also auch Abwechslung reinbringen. Zudem haben wir immer Büchlein oder Spielzeug am Wickeltisch, die nur dort zu finden sind. Das hilft manchmal auch als Ablenkung. Viele Grüße!
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