Hallo, unser Sohn lässt sich von mir fast nicht mehr wickeln. Sofort dreht er sich, macht sich steif und schreit. Ablenken fast unmöglich. Ist das schon Trotz? Aber warum ist es bei meinem Mann anders? Da protestiert er nur kurz und bleibt dann liegen (ohne jegl. Gewalt). Seit ungefähr derselben Zeit ist unser Sohn allerdings auch sehr anhänglich und kuschelig, gerade mir gegenüber. Wenn er z.B. wach wird, braucht er lange, bis er sich aus meinen Armen lösen kann. Er protestiert meist, wenn ich aus dem Zimmer gehe (war früher nicht so), möchte öfter auf den Arm, kommt zu mir und kuschelt sich an mich. Ist es für die Anhänglichkeit vor dem Einsetzen der LL nicht zu spät? Verhältnis zu Papa immer sehr gut, durfte bloß im 1. LJ eine Weile nicht ins Bett bringen, klappt aber schon seit vielen Monaten wieder. Lese gerne Ihre Bücher/Texte, aber sie sind für einen Laien nicht leicht zu verstehen. Danke!
von
Lotta79
am 22.04.2013, 08:15
Antwort auf:
Widerstand beim Wickeln/Anhänglichkeit Sohn 15 Monate
Hallo, damit sich der Wille im älteren Säugling und Kleinkind formieren kann, sucht sich das Kind die naheliegendsten Möglichkeiten zum Widerstand aus. Das heißt, das angehende Kleinkind denkt sich zunächst noch nicht aus, was es machen will, sondern probiert den Willen beim Sich-widersetzen gegenüber dem, was mit ihm gemacht wird. Ich bezeichne das noch nicht als Trotz, denn beim Trotz gibt es schon überlegte Handlungen als Ursache. Der Grund für das alles liegt darin, dass im Köpfchen des Kindes noch nicht so viele Kenntnisse, nicht so viel Erfahrungen existieren, dass es sich besondere Dinge schon ausdenken kann, um sie dann ausführen zu wollen. Das gelingt einstweilen nur bei kleinen Spielhandlungen oder bei der Bedürfnisäußerung. Da kommt der Wille, je nach Temperament, dann sehr deutlich durch.
Für die Anhänglichkeit im Zuge der Loslösung ist es ganz und gar nicht zu spät. Es klingt alles absolut altersgerecht, was Sie über Ihren Sohn schreiben. Die Intensität der Anhänglichkeit hat wieder viel mit dem Temperament zu tun, aber auch mit gemachten Bindungserfahrungen.
Warum meine Bücher für "den Laien" nicht so einfach zu verstehen sind, dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist die Kompliziertheit dessen, was ich zu beschreiben versuche. Das ist aber die Natur, und es ist einfach nicht gebräuchliches Denken, das ich hier vorstelle und meinen Empfehlungen zugrunde lege. Ganz viel ist ziemlich neu, um es auf den Punkt zu bringen, auch in der Kinderpsychologie. Der zweite Grund ist mein Anspruch, auch von der Fachwelt und der Wissenschaft zur Kenntnis genommen zu werden. Ohne die Genauigkeit und ohne den Tiefgang in meinen Erklärungen bekäme ich kein Gehör, keiner würde das, was ich darstelle, richtig ernst nehmen und sich zueigen machen. Ich selbst komme ja aus der Wissenschaft und weiß, wovon ich rede. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.04.2013