Sonja9
Liebe Frau Henkes, ich lese schon länger Ihre Antworten anderer Anfragen und finde diese immer sehr wertschätzend und praxisnah. Vielen Dank dafür! Vielleicht haben Sie ja auch für uns noch einen Tipp, wie wir die Beziehung zu unserem ältesten Sohn (bald 9J) verbessern und ihm vielleicht auch noch Lust auf Schule vermitteln können. Insgesamt haben wir 4 Kinder (8,6,4,0). Unser ältester Sohn benötigt von uns mehr Hilfe, als die anderen Kinder. Vor allen Dingen Wutanfälle waren früher (und sind es manchmal noch immer) ein Thema. Leider hat er eine sehr schlechte Frustrationstoleranz. Wegen Nichtigkeiten hat er auch heute noch sehr impulsive Ausbrüche und knallt Türen oder hat einen emotionalen Ausbruch. Das ist leider alles andere als altersadäquat. Er fordert er sehr massiv Vorteile im Vergleich zu seinen Geschwistern für sich persönlich ein und ist wenig Kompromissbereit. Der "beliebteste Platz" am Küchentisch zB wurde wie selbstverständlich für sich eingefordert. Die anderen Kinder möchten dort auch sitzen, wir führen jetzt eine Transparente Liste wer wann da saß um es fair zu gestalten. Aber genau das wird von ihm nicht als fair wahrgenommen. Er macht jedes Mal einen großen Aufstand, wenn er nicht dort sitzen darf. Das führt in der Familie natürlich zu Spannungen. Wir versuchen unsere Erziehung liebevoll-konsequent zu gestalten, gehen damit aber viele Konflikte mit unserem Sohn ein. Ich versuche ihm sehr wertschätzend zu begegnen und möglichst auch jeden Tag schöne Momente mit ihm zu verbringen. Aber die vielen Konflikte überwiegen. Im Familienalltag haben wir irgendwie unseren Weg gefunden. In der Kita bekamen wir nur gute Rückmeldungen, Wutanfälle gab es dort nie. Wir haben uns daher über die Einschulung keine Gedanken gemacht. Aber mit Beginn der Schule wurde es sehr schwierig. Er verweigert dort komplett die Mitarbeit und schaut eigentlich die ganze Zeit nur aus dem Fenster. In der ersten und zweiten Klasse gingen wir davon aus, dass es mit der Corona-Zeit Zusammenhängen könnte. Wir haben mit viel Aufwand und immer wieder starker Motivation unsererseits es geschafft die Rückstände zu Hause aufzuholen. In der zweiten Klasse war die Versetzung gefährdet. Er hat dann angefangen zu weinen, weil er die Lehrerin und seine Klasse sehr mag. Dann hat er auch wirklich motiviert mitgearbeitet und konnte in die dritte Klasse versetzt werden. Jetzt sind die Anforderungen natürlich gestiegen. Ich würde ihn gerne unterstützen und mit ihm zum Beispiel für Klassenarbeiten lernen. Aber er blockt komplett ab. Die schlechten Noten stören ihn nicht. Es reicht ihm, wenn er versetzt werden kann. Die Hausaufgaben werden nur teilweise erledigt und dann so lustlos und fehlerhaft, dass es keinen Lerneffekt gibt. In der Schule gibt es Wochenpläne, was erledigt werden muss. Auch wenn wir die gemeinsam auf die einzelnen Tage einteilen, wird in der Schule nichts erledigt und es bleibt an uns das abends oder am Wochenende mit ihm zu machen. Er hat Hobbys (schwimmen, Malen), die er sehr motiviert verfolgt. Er lacht gerne und viel, macht Witze, ist kreativ. Er hat keine richtig engen Freunde, aber er ist insgesamt akzeptiert und wird auch zu Geburtstagen eingeladen etc.. wir haben ihn auf LRS und Dyskalkulie testen lassen (hat er nicht). Sein IQ ergab einen recht hohen IQ (Hochbegabt) im logischen Denken und einen unterdurchschnittlichen IQ im Arbeitsgedächnis und im Arbeitstempo, insgesamt sei das keine Erklärung für die schulischen Schwierigkeiten. Wir sind tatsächlich sehr ratlos. Ich wünsche mir natürlich, dass mein Sohn einen Schulabschluss erreicht und eine Ausbildung macht oder ein Studium. Es gibt keine richtige Diagnose und ich fühle mich sehr allein gelassen mit den Schwierigkeiten meines Sohnes. Wenn ich mehr Druck mache zu lernen, macht er komplett dicht. Wir haben es mit Belohnungen und Verboten versucht. Erfolglos. Zwischendurch ging es nur noch um dieses Thema und ich hatte das Gefühl meinen Sohn zu verlieren, wenn wir so weiter machen. Das möchte ich auf keinen Fall. vielleicht können Sie mir und uns ja noch weiterhelfen. Ich bin für jeden Tipp dankbar!
Guten Tag, nach Ihrer Beschreibung frage ich mich, ob sich Ihr Sohn als Erstgeborener in Ihrer Familie genügend gewürdigt und wertgeschätzt fühlt. Er musste sich mehrfach auf ein neues Geschwister einlassen, was ihm vermutlich immer wieder Ihre Aufmerksamkeit ein Stück entzogen haben dürfte. Erstgeborene lernen häufig früh, dass von ihnen Rücksichtnahme auf die jüngeren erwartet wird. Dazu gehört auf der anderen Seite, dass Erstgeborene durch ihren Status auch Rechte bekommen. Warum sollte Ihr Sohn nicht als Ältester den beliebtesten Platz am Küchentisch bekommen können? Vielleicht geht er unbewusst davon aus, dass das seinen Status auch in den Augen der Geschwister festigen würde. Wenn Sie die symbolische Bedeutung dieses Platzes für Ihren Sohn anerkennen, wird Ihr Sohn den Kampf um diesen Platz sicher aufgeben können. Bezüglich der schulischen Fragestellung möchte ich Sie zunächst ermuntern, die schulischen Fernziele jetzt noch nicht in den Blick zu nehmen. Das ist eine viel zu lange Zeitspanne, in der noch viel passieren wird. In den ersten Schuljahren entscheidet sich selten der spätere Schul- und Berufserfolg. Ihr Sohn spürt sicher Ihre Erwartung und reagiert unter dem damit verbundenen Druck mit Abwehr und Vermeidung. Ihr Sohn kann für seine schulischen Angelegenheiten schon mehr Eigenverantwortung übernehmen. Sie haben ja gemerkt, dass er nicht die Klasse wiederholen will. Dann muss er auch dafür sorgen, dass das nicht passiert. Er muss die Reaktionen der Lehrer/innen aushalten, wenn Hausaufgaben oder Wochenpläne nicht erledigt sind. Besprechen Sie mit Ihrem Sohn, dass Sie sein Verhalten so verstehen, dass er sich um die Schule gerne selber und selbständiger kümmern möchte. Wenn Sie das ausprobieren, haben Sie ja trotzdem noch die Möglichkeit - sozusagen aus dem Hintergrund - den Überblick über die schulischen Leistungen Ihres Sohnes zu behalten. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
cube
Wie ist denn sein soziales Verhalten in der Schule? Im KiGa hat er ja offenbar nicht die Wutausbrüche ua gezeigt, die er zuHause zeigte. Ist das in der Schuel auch so? Sprich: die Mitarbeit wird verweigert - aber es wird nicht ausgeflippt usw.? Und was sagt er selber dazu, warum er so unmotiviert ist? Ich fände es nämlich sogar recht logisch, dass er nicht mitarbeitet, wenn er sich unterfordert fühlt. Hochbegabt im logischen Denken weist ja eher in die Richtung, dass es ihn unterfordertn könnte. Ganz unabhängig von der Arbeitsgeschwindigkeit - die sich evt. auch verbessern würde, würde auf seine Intelligenz bzgl. Erfassung von Aufgaben und Lösen eingegangen. Sollte die Teilbeganbung aber tatsächlich kein Indikator dafür sein, dass er unterfordert sein könnte, fällt mir bzgl. der Schule noch etwas anderes ein: Jungs sind oft etwas langsamer in der Reife-Entwicklung platt gesagt. Möglicherweise hätte ihm das Jahr mehr doch geholfen, so weit zu reifen, dass er Schule nicht nur als Zwang sieht, auf den er keine Lust hat. Unser Kind hat 1 Jahr länger in der Schuleingangsphase verbracht (NRW). Und das war das Beste, was ihm passieren konnte. Entgegen aller Befürchtungen, er könne sich dumm fühlen oä ist er dort in einigen Fächern sogar Klassenbester geworden. Das mehr Zeit geben hat den Druck so raus genommen, dass er selbst auch nicht mehr das Gefühl hatte, eh nie richtig gut zu sein. Wir hätten auch mit ihm üben können (unter viel Stress dann) - sind aber der Lehrer-Empfehlung gefolgt, ihm mehr Zeit zu geben. Du siehst, bzgl. der Schule schwanke ich zwischen "ist er vielleicht unterfordert" und "ist er eigentlich überfordert/nicht reif genug gewesn (was sich dann jetzt durchzieht)". Und evt. wirkt sich das eben auch negativ auf euer Familienleben aus. Ansonsten stellt sich mir noch die Frage, ob er mal in einem SPZ getestet worden ist auf ADHS/ADS oder sonstiges. Denn wie du schreibst, sind seine Ausbrüche und seine geringe Kompromissbereitschaft nicht altersgemäß. Möglicherweise würde auch eine Ergo-Therapie helfen. Naja, das sind so meine Gedanken als nicht Fach-Frau dazu - ich bin sehr gespannt, was Frau Henkes dir antworten wird.
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