Lieber Herr Posth
Unser Sohn ist knapp zweieinhalb jährig und ein ganz liebes Kind. Er ist für sein Alter ausserordentlich verständnisvoll und auch rücksichtsvoll. Er ist ein fröhliches und vergnügtes Kind, das uns viel Freude bereitet. Er ist so kooperativ, dass wir uns manchmal gefragt haben, ob das eigentlich "normal" ist, wo doch alle von der Trotzphase reden. Seit ein paar Tagen findet er es enorm lustig, mich an den Haaren zu reissen, was mir weh macht, was ich ihm auch sage. Natürlich fordere ich ihn auf mit dem Reissen aufzuhören. Trotzdem fängt er immer wieder damit an, zu hause und draussen, wenn wir alleine sind und in Gesellschaft! Warum tut er das? Was hat das zu bedeuten und wie soll ich diesem Verhalten begegnen? Besten Dank für Ihren Rat! Freundliche Grüsse von Salome
Mitglied inaktiv - 29.06.2009, 00:35
Antwort auf:
Haare reissen
Stichwort: Induktion
Hallo, zunächst einmal gibt es natürlich Kinder, die sehr wenig trotzen. Solche Maulen vielleicht nur, gehen missmutig weg, setzen sich abweisend in die Ecke, oder stampfen mit dem Fuß auf. Aber auch das führt zu einer Verbesserung des Selbstbewusstseins.
Was Ihr Sohn jetzt zeigt, hat es mit angeborener Aggressivität zu tun. Der aggressive Impuls zwingt die Kinder, eine kleine Attacke auf seine Bezugspersonen auszuüben, ohne ihr damit schaden zu wollen. Das Haareziehen gehört dazu wie das Hauen oder Beißen.
Falsch ist es, an den Kindern dasselbe zu verüben, in der Absicht, sie so zu erziehen, dass sie es in Zukunft unterlassen. Richtig ist, die Methode der Induktion anzuwenden (s. gezielter Suchlauf). Man spielt als Betroffener sein erlittenes Leid und gibt dem Kind damit Gelegenheit, sich als Tröster darzustellen. Dadurch lernt das Kind Empathie und stärkt sein Selbstbewusstsein. Wie nebenbei lernt es, diese Angriffe In Zukunft nicht mehr auszuüben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 30.06.2009