Sehr geehrter Herr Dr. Posth, unsere Tochter, 20 Monate, hat vor ca. 8 Wochen begonnen, sich die Haare auszureißen. Seit sie Säugling war, hat sie schon immer eine große Vorliebe für Haare, und hat viel in ihren oder meinen Haaren gedreht. Jetzt reisst sie die Haare aus, manchmal spielt sie mit ihnen, meistens ignoriert sie sie und reisst dann einfach neue aus. Das Haare reißen findet immer im Zusammenhang mit Ruhephasen statt, d.h. Gutenachtschichten, Mittagsschlaf, Einschlafen abends. Immer scheint es auch im Zusammenhang mit einem Saugreflex zu stehen (Nuckel oder Abendmilchflasche). Haben verschiedene Ersatzangebote ausprobiert, z.B. eine Echthaarpuppe, Mütze, Pflaster auf Zeigefinger, leider bisher kein Erfolg der anhält. Sie hat bereits kahle Stellen auf dem Kopf und wir sind sehr betroffen und hilflos! Noch zur Info: Saugglockengeburt, behandelte rechtseitige Blockade im Nacken, seborrhosiches Ekzem, hypermobil, verz. Sprache). Vielen herzlichen Dank im Voraus für Ihre Antwort!!
von
Mamadk
am 30.07.2012, 07:29
Antwort auf:
Wie Haare ausreissen verhindern?
Hallo, typischerweise sieht man Kleinkinder, die sich die Haare um einen Finger drehen und dann beim Herausziehen des Fingers einzelne Haare ausreißen. Da die Kinder immer dieselben Handgriffe ausführen, wird die betroffene Stelle am Kopf mit der Zeit kahl. Dieses Verhalten gehört zu den Habituationen (Gewohnheitshandlungen) und hat die Bezeichnung Trichotillomanie. Bei vernächlässigten Kindern sieht man ein solches tic-haftes Verhalten wie auch andere Habituationen besonders oft. Es gibt sie aber bei ganz normalen Entwicklungen.
Leider gibt es keine wirksamen Maßnahmen dagegen außer die Haare so kurz zu schneiden, dass das Drehen nicht mehr gelinkt. Ständiges Ermahnen und Wegnehmen der Drehhand vom Kopf kann man versuchen, führt aber in diesem Alter häufig zu einem hartnäckigen Widerstand. Wie Sie selbst schon festgestellt haben, bringen Vorschläge zu Ersatzhandlungen wenig. Schlimmstenfalls nimmt man es hin und mahnt nur immer einmal wieder. je älter die Kinder werden, desto mehr nimmt das Verhalten ab. Vuiiele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 31.07.2012