Mitglied inaktiv
Guten Tag Herr Dr. Posth, meine Tochter (12. Monat) fremdelt. Ist ja nichts besonderes. Aber mit Papa ist es besonders schlimm. Wenn er schmusen will schiebt sie ihn regelrecht weg. Gehe ich aus dem Zimmer weint sie und versucht mir hinterherzukrabbeln. Jetzt versuchen wir es schon ne Weile das er sie abends ins Bett bringt. Mein Mann kommt meist erst zum ins Bett gehen heim. Aber sie scheint da echte Verlustängste zu haben und schreit. Meist beherrsch ich mich und gehe nicht nochmal zu ihr. Aber zb gestern musste ich es einfach tun. ABer das ist für meinen Mann natürlich wieder nicht so toll. Ist diese Maßnahme zu krass für unsere kleine? Soll ich sie lieber wieder selber ins Bett bringen damit sie beruhigt einschlafen kann? Wann hört das wieder auf? Sie geht seit 9 Monaten in die Krippe und ist oft mit anderen Leuten zusammen da ist sie nicht so. Nur bei Papa ist es so extrem. Haben Sie einen Rat was man da noch tun kann oder soll man es erstmal so lassen und abwarten? Grüße
Hallo, möglicherweise habe ich Sie nicht richtig verstanden. Geht Ihre Tochter seit 9 Monaten in eine Ki-Krippe oder seit sie 9 Monate alt ist? Ich gehe einmal von der zweiten Variante aus. Hier liegt vermutlich auch der Schlüssel zum Verhalten Ihrer Tochter dem Vater gegenüber. Ich setzt einmal voraus, daß sich Ihr Mann wirklich liebevoll um seine Tochter bemüht. Jetzt am Anfang der Loslösung hat jeder Säugling, jedes Kleinkind Schwierigkeiten mit einem Übergang in die institutionalisierte Fremdbetreuung. Insbesondere wenn die Kriterien der sanften Ablösung nicht angewandt werden, reagiert das Kind ähnlich wie im Fremde-Test (s. mein Langtext, Teil 2, link oben links). D.h. entweder ambivalent mit viel Schreien und Anklammern oder mit Vermeidung, d.h. äußerlich scheinbar entspannt, innerlich aber zutiefst angspannt bis gestreßt. Gerade die letztere Kinder suchen sich einen "Blitzableiter". Da zu Hause auch so etwas wie Ablösung stattfindet, was wohlgemerkt nur Loslösung bedeutet, überträgt das Kind seine Abwehrhaltung jetzt auf die Loslösungsperson und bringt an ihr die ganze Ablehnung des Geschehens zum Ausdruck. Der Vater wird so zum Prellbock für die unliebsame Aufnahme in der Ki-Krippe. Ich fürcht nun, daß Sie für soviel Tiefenpsychologie in der Bevölkerung wenig Verständnis finden. Das liegt aber nur daran, daß alle diese Grundsätze im Erleben des Säuglings und Kleinkindes in der Bevölkerung noch weitgehend unkannt sind und nicht dem üblichen und vertrauten Denken entsprechen. Dennoch bin ich überzeugt, daß Sie die Problematik nur unter Beachtung dieser Grundsätze lösen können. Andernfalls wachsen die Probleme, und es könnte zur erschwerten Loslösung kommen (s. gezielter Suchlauf). Viele Grüße
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