Evermore
Hallo Frau Henkes, ich bin dankbar, wenn Sie mir zu Folgendem eine Einschätzung geben. Unser Sohn (7 Monate) wirkt auf meinen Mann deutlich fokussierter als auf mich. Das bemerken wir etwa in folgenden Situationen: Wenn wir etwa zu dritt auf dem Boden sitzen und der Kleine regelmäßig zu meinem Mann robbt und hochgenommen werden möchte und selten zu mir. Kürzlich hat unser Sohn erstmals ein paar Stunden bei den Großeltern ohne uns verbracht. Als wir ihn abholten, robbte er sofort zu meinem Mann und beschwerte sich, als dieser ihn mir zum Halten gab. Wenn mein Mann derzeit das Zimmer verlässt, beschwert sich unser Sohn oftmals, was bei mir selten vorkommt. Ich finde es wunderbar, dass unser Sohn zu meinem Mann solch eine gute Beziehung hat. Nur macht es mich nachdenklich und auch traurig, dass er auf mich viel zurückhaltender reagiert. Beginnt das Alter, in dem Kinder vorübergehend ein Elternteil bevorzugen, eventuell schon so früh? Ich möchte noch erwähnen, dass ich krankheitsbedingt leider nicht so viel Zeit mit unserem Sohn verbringen kann, wie ich es gerne täte. Tagsüber kümmere ich mich mit ganz viel Liebe um ihn, so viel ich kann, habe aber Unterstützung durch meine Mutter, die mir den Kleinen stundenweise abnimmt. Nachts schlafe ich in einem anderen Zimmer als mein Mann und mein Sohn, weil ich so oft aufstehen muss. Diese Situation bedauere ich, aber sie lässt sich leider momentan nicht ändern. Trotzdem frage ich mich, ob ich dadurch vielleicht keine ausreichend tiefe Bindung zu dem Kleinen aufbaue und interpretiere sein unterschiedliches Verhalten meinem Mann und mir gegenüber in diese Richtung – vielleicht ist das ja aber auch eine Fehlinterpretation. Vielen Dank schon einmal für Ihre Rückmeldung!
Guten Tag, ich finde Ihre Sorgen nachvollziehbar, weil Ihre Erkrankung sie daran hindert, sich Ihrem Sohn mit mehr Zeit zu widmen. Sie sind aber unbegründet, weil Bindung sich nicht vorwiegend aus dem zeitlichen Umfang sondern aus der Qualität und Intensität der Beziehung speist. Diese bekommt Ihr Sohn von Ihnen so viel wie möglich. Babys sind - weil vorwiegend an der Bedürfnisbefriedigung orientiert - egoistisch und auch "Gewohnheitsmenschen". Daher reagiert Ihr Sohn zur Zeit verstärkt auf Ihren Mann. Der schläft bei ihm, ist schnell da usw. Ihr Sohn kann noch nicht verstehen, warum das bei Ihnen anders ist. Ich möchte Sie gerne darauf hinweisen, dass es eine große Stärke ist, wenn jemand so bedeutsame Aufgaben wie die Kinderbetreuung in der ersten Lebenszeit einem anderen überlassen kann, der das eine Zeitlang besser bewältigen kann. Es zeigt, dass Sie sehr genau wissen, was im Moment das Beste für Ihren Sohn ist und Ihr Handeln danach ausrichten. Das wird sich unbedingt positiv auf Ihre Beziehung zueinander auswirken. Seien Sie nicht traurig sondern stolz auf sich. Ich wünsche ihnen alles Gute. Ingrid Henkes
Charlotte88
Hallo Frau Henkes, ich finde Ihre Antworten immer sehr einfühlsam und einfach klasse. Danke, dass Sie für uns da sind. Freundlicher Gruss, C.
Evermore
Ich möchte mich der Vorschreiberin anschließen. Herzlichen Dank für Ihre bestärkende Rückmeldung, Frau Henkes!
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