Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Angst

Rund ums Baby Adventskalender 2025
Frage: Angst

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, ich hoffe mir kann hier jemand weiterhelfen. Es geht um meinen Sohn Marvin, der im März 3 Jahre alt geworden ist. Und zwar hat Marvin vor allem und jeden Angst. Angefangen hat das ganze vor 1 Jahr und zwar ist letztes Jahr unser Hund verstorben, und wir haben uns ca. 3 Monate später dazu entschieden uns einen neuen Hund zu holen. Der verstorbene Hund war eine englische Bulldogge, gewicht 31 kg. Jetzt haben wir einen kleinen Hund, 4 kg. Also einen enormen Unterschied und wir hätten auch nicht damit gerechnet das Marvin eine solche Angst vor diesem kleinen Hund haben könnte. Er ist geschlagene 4 Tage nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen, hat geschrien wenn er den Hund nur von weitem gesehen hat. Ich hab am 2. Tag meinen Kinderarzt aufgesucht, der mir aber dazu geraten hat den Hund zu behalten. Marvin hätte ein Trauma und würde unseren verstorbenen Hund vermissen. Naja, so nach dem 5. Tag ging es dann auch einigermaßen und heute sind die beiden unzertrennlich. Aber danach fing es dann an, das Marvin vor allem angst hatte, bis heute, ob das etwas laute Geräusche ist, oder Bienen, Fliegen, Schaukeln, Karusell - das geht wirklich hin bis zu einer Ameise. Er hat angst, das sagt er immer, mein Kinderarzt hatte mir auch letztes Jahr gesagt, wir sollten auf dieses Wort einfach garnicht reagieren, haben wir auch versucht, aber er wird richtig hysterisch. Er fängt an zu schreien, und wenn wir ihm versuchen zu erklären das am Karusell fahren nichts schlimmes ist nützt das nichts. Kann das immer noch mit dem Tod unseres Hundes zusammen hängen und was kann ich dagegen machen? Danke im voraus für Antworten


Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth

Beitrag melden

Hallo, an Ihrer Geschichte sieht man wieder, wie schwierig doch die frühkindliche Psychologie ist. Was hier eingetreten ist, nennt man Symptomverschiebung. Die Angst, die Ihren Sohn befallen hat, als der alte Hund starb und der neue kam, ist nicht fort, sondern nur in andere Bereiche, sprich auf andere Objekte, "ausgewichen". Allein das Objekt Hund ist davon befreit geworden. Das beweist aber, daß auch ursprünglich gar nicht der Hund gemeint war, sondern daß der Tod des ersten Hundes nur symbolisch für die Gefühle von Verlust und Trennung fungierte. Trennung und Verlust sind aber ursprüngliche Ängste, die bis in die Säuglingszeit zurückreichen und den natürlichen Lebensbdingungen des säuglings entsprechen. Was Ihr Sohn in seinen jetztigen Realängsten erlebt, ist die "Wiedergeburt" seiner Ursprungsängste, die damals wahrscheinlich nicht "gelöscht" wurden, sondern wenigstens teilweise verdrängt werden mußten (und im Unterbewußtsein weiterleben). Wenn Sie also jetzt der Empfehlung folgen, nicht mehr über die Ängst zu sprechen und sie durch Ignorieren dem Vergessen auszusetzen versuchen, wird genau dasselbe wieder passieren wie damals in der Säuglingszeit, und das Unterbewußtsein wird weiter und immer mehr belastet. Die Realängste werden kommen und gehen, aber die Angstdisposition wird bleiben. (Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, dies ist tiefenpsychologisch verstandene Kinderpsychologie). Die Richtigkeit dieser Anschauung erkennen Sie daran, daß sich Ihr Sohn gegen die "Ignoranz" seinen Ängste gegenüber -einstweilen noch- heftig wehrt und "hysterisch" schreit, wie Sie von ihm schreiben. Wenden sie also Ihre Strategie um und gehen Sie auf seine Ängste genau ein. Das bedeutet, daß Sie mit ihm über die Ängst sprechen und sich von ihm sagen lassen, was seine Ängste ausmacht. Sagen Sie ihm, daß sie als Eltern sehr gut verstehen können, daß er als Kind davor Angst hat. Gehen Sie dann mit ihm behutsam und Schritt für Schritt an die Sache heran, und erklären sie ihm , warum sie als Erwachsene und schließlich auch er als Kind mit dieser Angst fertig werden kann. Nur einfache Erklärungen und lebensnahe Beispiele überzeugen. Irgendwann kommen Sie auch wieder auf den verstorbenen Hund zu sprechen und erzählen ihm, warum er sterben mußte (wenn es kein grausamer Sachzusammenhang ist) und daß er -je nach Ihrer persönlichen Version- in einen Tierhimmel oder zur Erde zurückkehren mußte. Dieser Verlust muß betrauert werden! Wie jeder Verlust. Die Trauer aber ist die (psychische)Verarbeitung. Haben Sie damals zudsammen den Verlust des verstorbenen Hundes betrauert? Gab es einen Abschied? Oder sollte der Verlust (sicher in guter Absicht) durch den neuen Hund ungeschehen gemacht werden? Wenn Ihnen das alles nun zu kompliziert ist und wenn sie alleine nicht klar kommen, wenden Sie sich einen tiefenpsychologisch arbeitenden Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Viele Grüße


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

liebe melanie! wir hatten nach einem todesfall in der familie eine ähnliche situation. unsere tochter hatte auf einmal angst vor lauten geräuschen, vor dem rasenmäher (mähte ein nachbar den rasen,weigerte sie sich raus zu gehen , wir mußten alle fenster schließen und sie kroch weinend unter eine decke), sie ging weder alleine in ihr zimmer noch ins badezimmer etc., sie blieb zb.nicht mehr alleine bei der gelliebten oma und hatte oft angst davor, daß sie jemand "schnappen" könnte. wir waren manchmal richtig fertig deswegen, weil wir dachten, daß wir ihr nicht helfen könnten und auch weil es den alltag "erschwerte". schließlich haben wir es so gemacht, das wir ihre angst akzeptierten und auf sätze wie "du brauchst keine angst zu haben" verzichteten. wir gaben ihr viel zuwendung und geborgenheit und versuchten gar nicht mehr über die angst von uns aus zu sprechen, denn bei fragen von unserer seite wurde die angst nur noch mehr verstärkt- glauben wir im nachhinein. sprach sie davon gingen wir natürlich darauf ein. nach ca. 1 1/2 jahren war der ganze "spuk" vorbei. nun ist sie im gegenteil richtig mutig geworden und ich kann mir kaum noch vorstellen, das sie solche angst hatte. ich hoffe das bei euch das thema angst auch bald vergessen ist und wünsche euch alles liebe! eva


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo ! Ich habe auch einen sehr ängstlichen 4-jährigen und das "ohne Grund" von Anfang an. Meiner Erfahrung nach hilft nur: Situation ruhig neuralisieren (erklären), in den Arm nehmen und trösten. Ignorieren würde ich nichts, aber auch nicht immer wieder erwähnen (du brauchst keine Angst zu haben etc.). Es wird nachlassen, ganz bestimmt, unser Grosser fürchtet sich mittlerweile vor fast nichts mehr. Gruss cosma


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, mit dem Ignorieren hab ich schlechte Erfahrungen, da fühlt sich das Kind eher alleingelassen. Auch die Angst "auszureden" würd ich nicht versuchen (das geht eh nicht). Probier doch mal einfach ganz ruhig zu bestätigen, "ja, du hast jetzt ganz schön Angst" oder so, nur kurz, danach dann unbeirrt weitermachen was grade dran war (schön wär auch, ihm noch bißchen Mut zu machen, "das schaffen wir zusammen" o.ä.); dann weiß er, daß du ihn ernstnimmst und verstehst und bei ihm bist, aber ihm auch was zutraust. Das sollte irgendwann den Kummer kleiner werden lassen. Liebe Grüße!!


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Frau Henkes, unser Sohn (4Jahre) sagt Ijeden!I Tag, dass er nicht in die Kita möchte. Wenn wir ihn fragen, warum er dort nicht hingehen will, dann sagt er immer, dass dort so viele Kinder sind und er Angst, dass sie ihm hauen oder so. Wir sagen ihm, dass wir das verstehen können, es aber normal ist, dass irgendeiner mal stänkert. Er hat j ...

Hallo Frau Henkes,  Unser Sohn ist 4 Jahre und ich habe ihm bis jetzt seine Haare immer im Schlaf geschnitten. Er schläft aber sehr unruhig und bekommt es jedes Mal mit, wenn ich ansetze, egal wie spät es ist.  Er hat extreme Angst vor Scheren und Rasierer. Wir haben auch bereits einiges ausprobiert, mit Ablenkung, auf den Schoß nehmen, mit Zei ...

Guten Tag, mein Kind 4 Jahre, hatte heuer sein erstes Kindergartenjahr. Leider hat es sehr lange Zeit kaum etwas über den KG erzählt. Die Eingewöhnung war schwierig, dazu kommt, dass es in den ersten Wochen von zwei verschiedenen Kindern Gewalt erfuhr. Im zweiten Halbjahr fand mein Kind Freunde und wollte zuhause Kindergartenfreunde spielen. Da ...

Schönen guten Abend Frau Henkes,  unsere 4,5 Jährige Tochter hat seit ein paar Wochen Angst vor Akkus. Es fing damit an, dass sich der Akku ihrer Toniebox entleert hat, während sie sie mit zu ihrer Oma hatte. Die Toniebox sagt dann: "oh oh, mein Akku ist leer, bitte stelle mich auf die Ladestation". Die hatte sie leider nicht dabei.  Als ich ...

Schönen guten Abend Frau Henkes,  unsere 4,5 Jährige Tochter hat seit ein paar Wochen Angst vor Akkus. Es fing damit an, dass sich der Akku ihrer Toniebox entleert hat, während sie sie mit zu ihrer Oma hatte. Die Toniebox sagt dann: "oh oh, mein Akku ist leer, bitte stelle mich auf die Ladestation". Die hatte sie leider nicht dabei.  Als ich ...

Guten Tag Mein Sohn ist 5 Jahre alt. Er hat tagsüber noch eine Windel und bald die u9. Langsam mache ich mir Sorgen. Sobald man nur einen Slip anzieht bewegt er sich nicht mehr, weint bitterlich und verdrückt. Auch wenn man ihn auf die Toilette setzt hat er richtige Angstzustände. Ich begene ihm natürlich weiterhin mit Verständis und setze n ...

Guten Tag, mein Sohn ist drei Jahre und seit September startete er in den Kindergarten. Die Eingewöhnungsphase war schwer, er möchte in der frueh nicht in den Kindergarten, heute wars zum ersten mal anders und er ging lachend in den Kindergarten. Er ist windelfrei seit Anfang Juli und hat keine Pannen mehr zu Hause, geht sowohl aufs Toepchen als a ...

Hallo von einer echt verzweifelten Mama. Meine Tochter wird bald 5 Jahre alt. Seit sie ca 2 ist kann sie ansagen, dass sie groß muss. Mittlerweile kann sie seit ca zwei Jahren komplett über viele Stunden einhalten, wenn es ungeschickt ist (wenn sie bei den Großeltern übernachtet von 17-13.30 Uhr am nächsten Tag zB oder wir tagsüber den ganzen Tag ...

Guten Tag Frau Henkes, weil der Text damit einfacher wird, nenne ich meine Kinder Max und Moritz. Max ist gerade 4 geworden und sein kleiner Bruder Moritz ist 7 Monate alt. Anfangs hat sich Max sehr auf Moritz gefreut, seit das Baby aber da ist, hält er größtmöglichen Abstand. Max hat Moritz aber wirklich lieb und fragt auch immer was Moritz gerad ...

Hallo Frau Henkes, mein Sohn hat Angst vor Schnee, genauer gesagt davor, auf Schnee zu laufen. Wir haben dieses Problem seit Jahren. Er ist mittlerweile vier. Wir haben schon in den letzten Jahren immer wieder versucht, ihm die Angst zu nehmen. Den Schnee untersucht, kindgerechte Videos dazu geschaut, Lieder gesungen, anderen Kindern zugeschaut ...